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Wie es mit dem Tourismus in Mössingen läuft

Mehr als 30.000 Übernachtungen brachten gut acht Millionen Euro Umsatz in die Stadt.

Entspannen und den Blick schweifen lassen von der Himmelsschaukel oberhalb von Talheim: Manchmal muss man Schlange stehen, um in
Entspannen und den Blick schweifen lassen von der Himmelsschaukel oberhalb von Talheim: Manchmal muss man Schlange stehen, um in den Genuss dieses Erlebnisses zu kommen. Foto: Philipp Förder
Entspannen und den Blick schweifen lassen von der Himmelsschaukel oberhalb von Talheim: Manchmal muss man Schlange stehen, um in den Genuss dieses Erlebnisses zu kommen.
Foto: Philipp Förder

MÖSSINGEN. In diesen Tagen ist Uwe Walz oft am Telefon. »Ich erhalte gerade viele Anrufe von Menschen, die wissen wollen, ob die Streuobstblüte schon begonnen hat«, erzählte er, als er in der jüngsten Sitzung des Mössinger Gemeinderats seinen Jahresbericht vorstellte. Walz ist weitgehend als Einzelkämpfer der Tourismusförderer der Stadt, eine Stabsstelle beim Oberbürgermeister. Oder wie es im Fachchinesisch der Branche heißt: eine Destinationsmanagementorganisation. Das klingt groß, ist tatsächlich aber ziemlich bescheiden, wie OB Michael Bulander einräumte: »Wir sind nicht die Stadt, die viel in den Tourismus investiert. Aber wir haben mit einem kleinen Budget doch eine ordentliche Wertschöpfung.«

In nackten Zahlen: Mössingen zählt mit seinen gut 21.000 Einwohnern 245 Gästebetten, verteilt auf vier Hotels, 23 Ferienwohnungen und neun Privatzimmer. Die 31.800 Übernachtungen dort brachten 2023 gut 8,1 Millionen Euro Bruttoumsatz. Dazu kommen die zehn Stellplätze für Wohnmobile am Freibad mit 1.268 Übernachtungen im vergangenen Jahr. Bulanders Einschätzung: »Für eine Kommune unserer Größenordnung kann sich das sehen lassen.«

Der Mössinger  Tourismusbeauftragte Uwe Walz.
Der Mössinger Tourismusbeauftragte Uwe Walz. Foto: Philipp Förder
Der Mössinger Tourismusbeauftragte Uwe Walz.
Foto: Philipp Förder

Natürlich, sagt Walz, entfallen viele Übernachtungen auf Geschäftsreisende. Dennoch habe Mössingen als touristische Marke einiges zu bieten: den Bergrutsch, die Pausa, Bad Sebastiansweiler – "auch ein wichtiger Arbeitgeber" – und eben die weitläufigen Streuobstgebiete mit ihren 40.000 Bäumen rund um die Stadt. "Diese", so Walz, "lassen sich auf vielfältige Weise erleben, etwa mit dem Apfelfest oder den Kursen im Streuobstzentrum.

Gerade die Natur ist ein wichtiger Faktor. Mössingen ist umgeben von Schutzgebieten aller Art. Was kommunalpolitisch manchmal Schwierigkeiten macht, ist für den Tourismus ein Pluspunkt. »Wir haben beste Wandermöglichkeiten«, sagt Walz. Von zehn zertifizierten Premiumwanderwegen im Kreis Tübingen sind allein vier in Mössingen: der Dreifürstensteig, das Streuobstwegle, das Leisawegle und die Firstwaldrunde. Auch biete die Stadt am Albtrauf tolle Möglichkeiten zum Radfahren. »Im Bereich Mountainbike«, räumte Walz ein, »könnten es aus meiner Sicht noch mehr sein, aber das ist nicht ganz einfach.«

Werben für die Marke Mössingen

31 Wander- und Radtourenbeschreibungen bietet die Stadt. Außerdem gehören zur Infrastruktur zahlreiche Grillstellen und Panoramaliegen. Besonders beliebt ist die Himmelsschaukel oberhalb von Talheim. So beliebt, dass man sich »da fast schon anstellen muss«, erzählte Steffen Eissler (FWV). In der Innenstadt gebe es Museen, an deren Bekanntheit aber noch gearbeitet werden müsse. Ansonsten zeichne sich dort aus touristischer Sicht eine Entwicklung ab: »Einkaufen verliert an Bedeutung für die Innenstädte. Dafür wird die Aufenthaltsqualität immer wichtiger.«

Die touristische Werbung für Mössingen läuft vor allem über die Homepage, wobei Broschüren und Flyer nach wie vor wichtig sind. Änderungen wird es laut Uwe Walz bei der Beteiligung an der Messe CMT geben, die teuer und mit viel Aufwand verbunden ist: »Der touristische Bereich wird neben dem Caravan-Thema immer mehr zur Nebensache. Für uns verliert die Messe zunehmend an Bedeutung, und wir werden unsere eigene Präsenz dort aufgeben.«

Eine autofreie Innenstadt?

Kritische Anmerkungen kamen von der linken Liste. »Die Streuobstwiesen sind wichtig, aber hier wird es durch das Gewerbegebiet Schlattwiesen II und den Ausbau der B 27 einen deutlichen Schwund geben, was nicht so toll ist«, merkte Kai Buckenmaier an. Und seine Fraktionskollegin Claudia Jochen stellte die Frage, ob die Mössingen-Besucher vielleicht doch lieber eine autofreie Innenstadt hätten, statt kostenlosen Parkplätze: »Wir sollten Tourismus nicht so widersprüchlich betreiben.«

Buckenmaier wollte zudem wissen, ob durch die Ferienwohnungen möglicherweise Wohnraum verloren geht. Dieses Problem sieht Uwe Walz aber nicht: »Etliche Vermieter wollen Feriengäste, würden aber nicht dauerhaft vermieten. Zahlenmäßig fällt das bei uns auch nicht groß ins Gewicht.«

Benjamin Schneider (FWV) sagte darauf hin, dass über private Apps Wohnmobile zu Stellplätzen geleitet würden, wo halt kein Verbotsschild steht. Eine Beobachtung, die Walz bestätigte: »Die Leute wollen vielleicht einfach die sieben Euro sparen und stellen sich dann auf einen Wanderparkplatz.« Solange es keine Probleme gebe, etwa mit dem Müll, werde man dies aber tolerieren. Insgesamt, erklärte Walz auf Nachfrage von Saskia Geiser (FWV), lasse sich nicht feststellen, dass steigende Touristenzahlen zu mehr Müll führen würden. Aus Sicht von Volker Gurski (FWV), dem ehemaligen Geschäftsführer der Klinik in Bad Sebastiansweiler, fährt die Stadt einen guten Kurs mit Augenmaß: »Machen Sie weiter so. Das wertet die Stadt als Wohnort auf und tut der Stadt gut.« (GEA)