GOMARINGEN. Ganz klar: Gomaringen ist ein Dorf. Mit mehr als 9.000 Einwohnern zwar groß und gut ausgestattet, aber trotzdem noch Dorf. In dessen Mitte nun aber Urbanes entsteht mit einem gemeinsamen Vorhaben von Volksbank und Gemeinde: Auf dem Gelände des Geldinstituts zwischen Bahnhofstraße und Härmlingstraße, dem Parkhaus und dem ehemaligen Bahnhof entsteht ein Projekt, das mit dem Begriff Wohn- und Geschäftshaus nur unzureichend beschrieben ist. Es wird Wohnungen geben und Geschäfte wie eine Bankfiliale, eine Apotheke und eine Bäckerei, aber eben auch noch viel mehr: eine Kita, Räume für die Schlossschule und ein medizinisches Versorgungszentrum. Um die planungsrechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, wird nun ein Bebauungsplan aufgestellt.
Wohnen und Arbeiten
»Früher hat man gesagt: Hier arbeiten die Leute und dort wohnen sie. Aber das ist vorbei«, erklärte Stadtplaner Clemens Künster bei der Vorstellung des Planentwurfs im Bau- und Umweltausschuss. Heute soll vielmehr die Mischung von Wohnen und Gewerbe mit sozialen, kulturellen und anderen Einrichtungen möglich sein. »Und deshalb hat man den Typ Urbanes Gebiet entwickelt«, mit dem nun zumindest planungsrechtlich so etwas wie städtisches Flair in Dorf geholt wird. Der Bauausschuss jedenfalls fasste einen einstimmigen Empfehlungsbeschluss an den Gemeinderat, der am 21. Oktober entscheidet.
Weil es sich bei dem Vorhaben um Innenentwicklung auf einer mit 0,53 Hektar kleinen Fläche handelt, kann das Verfahren in einer vereinfachten Form, etwa ohne Umweltprüfung, sondern nur mit einer artenschutzrechtlichen Relevanzprüfung durchgezogen werden. Ende Oktober und im November, so Künster, kann der Plan mit insgesamt 105 Seiten ausgelegt werden, damit Behörden und Bürger Anregungen oder Bedenken vorbringen können. Je nachdem, wie der Rücklauf ist, könnte dann schon im Januar der Satzungsbeschluss erfolgen. Planungsrechtlich wäre der Weg damit freigemacht für die Volksbank. »Wir sind mit dem Turbo unterwegs«, betonte Markus Speer, Geschäftsführer der »Volksbank@Home«, einem Tochterunternehmen der Volksbank in der Region. In dieser ist die Gomaringer Bank aufgegangen, die sich in den 1990er-Jahren auf den heutigen Gebäudebestand erweitert hat. Die bestehenden Gebäude werden allesamt abgerissen.
So sehr die Mischung von Nutzungen gewünscht ist, hat Künster doch zwei Nutzungen ausgeschlossen. Neben Tankstellen betrifft dies Vergnügungsstätten wie etwa Spielhallen, nicht nur wegen der räumlichen Nähe zu den schulischen Einrichtungen: »Das wertet so ein Gebiet ab.« Erforderlich sind für das Gebiet wegen der Nähe zur Hechinger Straße Schallschutzmaßnahmen. »Wir geben aber nur die Höchstwerte vor«, erklärte Künster, »und schreiben dem Bauherrn nicht vor, wie er sie erreichen muss.« Auf die Frage von Maximilian Föll (SPD), ob die Kosten, die bei diesem Projekt in der Verwaltung anfallen, wie bei einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan an den Bauherrn weitergegeben werden, winkte Bürgermeister Steffen Heß ab: »Wir haben das bisher immer als Dienstleister übernommen.« Aus Sicht von Architekt Albert J. Eisele hätte so ein Plan auch mehr Nachteile: »In der vorliegenden Form hat man mehr Freiheiten bei späteren Nutzungsänderungen, etwa wenn die Kita einmal nicht mehr gebraucht wird.«
Millionen aus der Gemeindekasse
An Eiseles Entwurf für den knapp 90 Meter langen Komplex, der bereits im April vorgestellt wurde, gibt es keine wesentlichen Änderungen. Es sind drei Baukörper, die über eine »Dienstleistungsspange« miteinander verbunden sind. Von der Härmlingstraße aus betrachtet gibt es ebenerdig die Zufahrt zu den Parkplätzen, darüber die Schulräume mit vier Klassenzimmern, die Kita, das medizinische Versorgungszentrum, die Apotheke, die Bäckerei und nicht zuletzt eine Volksbank-Filiale. Ganz oben werden die Wohnungen sein.
Trotz der durchaus massiv scheinenden Bebauung habe die Kita noch 267 Quadratmeter Gartenfläche – deutlich mehr als erforderlich, wie Eisele versicherte. Welche Kosten in diesem Projekt auf die Gemeinde zukommen, lässt sich noch nicht konkret sagen, erklärte Markus Speer auf eine Frage von Maximilian Föll. Im April wurde eine Größenordnung von 7 bis 7,5 Millionen Euro genannt. Das, so Speer, sei aber nur eine Erstkostenschätzung gewesen.
Weil der Höhenunterschied zwischen Härmling- und Bahnhofstraße rund sieben Meter beträgt, ist an der östlichen Seite des Gebäudekomplexes ein öffentlicher Aufzug geplant. Auf die Frage von Michael Renz (FW), wer für die Kosten für den mit Sicherheit höheren Pflegeaufwand aufkommen müsse, hatte Steffen Heß eine klare Antwort: »Wir brauchen diesen Aufzug, schon um einen barrierefreien Zugang zur Schule zu ermöglichen. Der große Batzen wird also bei der Gemeinde bleiben.« (GEA)

