Logo
Aktuell Medizin

Wie diese Jettenburger Ärzten im Himalaya helfen

Wolfgang Blank erklärt, wie das Ultraschallgerät funktioniert.
Wolfgang Blank erklärt, wie das Ultraschallgerät funktioniert. Foto: Privat
Wolfgang Blank erklärt, wie das Ultraschallgerät funktioniert.
Foto: Privat

KUSTERDINGEN-JETTENBURG. Wenn Wolfgang Blank und Ursula Hege-Blank von Nepal erzählen, leuchten ihre Augen. Sie berichten von der Arbeit auf dem Feld, von der Lebensfreude der Menschen und von der Schönheit der Landschaft. Seit der ehemalige Leiter der inneren Medizin am Klinikum am Steinenberg in Reutlingen in Rente ist, genauer gesagt, einen Tag nach seiner Verabschiedung, engagiert er sich im Himalaya-Gebirge. Seine Frau, die eine Allgemeinarztpraxis in Mössingen hatte, folgte ihm ein paar Jahre später. Die Jettenburger zieht es seit acht Jahren zweimal jährlich nach Nepal, um dort ehrenamtlich bei der Ärzteausbildung im Himalaya mitzuwirken. Die Reisekosten und die Unterbringung bezahlen sie aus eigener Tasche.

Das Ärztepaar ist Teil der German Rotary Volunteer Doctors. Im Rahmen eines Projektes geben sie Kurse zum Umgang mit mobilen Ultraschallgeräten. Einer der Hauptspender ist die Weng-Stiftung aus Tübingen. »Die Ultraschallgeräte sind sehr leicht zu bedienen und batteriegestützt. Denn der Strom ist nicht sicher. Der Handyempfang ist jedoch teilweise besser als in Jettenburg«, sagt Hege-Blank. Das Dhulikhel-Hospital, das etwa 30 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Kathmandu liegt, wird von vielen internationalen Non-Profit-Organisationen unterstützt. »Ohne sie könnte der Betrieb nicht aufrechterhalten werden. Insbesondere Transportkosten schlagen hoch zu Buche«, sagt Blank.

Wolfgang Blank und Ursula Hege-Blank haben Nepal in ihr Herz geschlossen.
Wolfgang Blank und Ursula Hege-Blank haben Nepal in ihr Herz geschlossen. Foto: Privat
Wolfgang Blank und Ursula Hege-Blank haben Nepal in ihr Herz geschlossen.
Foto: Privat

Das Krankenhaus hat 400 Betten. Im Jahr werden etwa 16.000 Patienten stationär versorgt und 167.000 Behandlungen ambulant durchgeführt. In 20 Außenstationen in den Bergdörfern wird die medizinische Versorgung ermöglicht. In den Außenstationen arbeiten in der Regel ein Doktor, ein Hilfsarzt, eine Hebamme und eine Krankenschwester.

»Nepal ist zwar eine Demokratie und die Schulbildung ist auch gut, dennoch sind 90 Prozent der Menschen arm. Sie haben keinen Zugang zu qualitativer medizinischen Versorgung. Für Touristen und wohlhabende Menschen gibt es diese hingegen«, sagt Blank und bringt es auf den Punkt: »Je ärmer man ist, desto eher stirbt man.« Menschen sterben dort an eigentlich banalen Erkrankungen wie an Gallensteinen.

Die Ultraschallgeräte sind eine große Hilfe bei der Diagnostik: »Viele hatten davor nur ihre Hände und ein Stethoskop«, sagt Blank. Es gibt auch kein Labor in der näheren Umgebung. Die Ultraschall-Untersuchung ist besonders in der Schwangerschaft von Bedeutung. »Wenn sich die Plazenta vor dem Muttermund befindet, können starke Blutungen entstehen. Mit dem Ultraschallgerät werden Erkrankungen schneller erkannt. So können die Patientinnen rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht werden«, sagt Hege-Blank.

Das Dhulikhel-Hospital liegt 30 Kilometer von Kathmandu entfernt.
Das Dhulikhel-Hospital liegt 30 Kilometer von Kathmandu entfernt. Foto: Privat
Das Dhulikhel-Hospital liegt 30 Kilometer von Kathmandu entfernt.
Foto: Privat

Die Mutter-Kind-Sterblichkeit sei in Nepal sehr hoch. Die Müttersterblichkeit lag 2020 laut der World Health Organisation bei 239 pro 100.000, in Deutschland bei vier. Die Kindersterblichkeit bis zu vier Wochen nach der Geburt sei im Vergleich zu Deutschland zehnmal so hoch, sagt sie.

Ein großes Problem sei die Schwierigkeit, zur nächstgelegenen Klinik zu kommen. Gerade während des Sommermonsuns füllen sich die Sandstraßen in den Bergregionen mit so viel Wasser, dass auch mit einem Jeep das Durchkommen nicht gerade einfach ist. »Mit vier bis acht Stunden Autofahrt ist zu rechnen. Wer sich die Fahrt nicht leisten kann, musste früher getragen werden. Zu Fuß dauert das mehrere Tage. Einen Hubschrauber-Transport könnte sich sowieso keiner leisten«, gibt Blank zu bedenken.

Seit vielen Jahren hat das Ehepaar Blank eine Verbindung zu Nepal. 1979 machten sie eine größere Reise in den Himalaya. »Damals gab es nur Sandstraßen und keine Autos. Da hat sich viel verändert. Die Hauptstadt Kathmandu ist nun ein großes Moloch«, sagt Blank. »Der Verkehr ist massiv. Man kommt kaum durch. Die Luftverschmutzung ist katastrophal.« Die beiden sehen aber durchaus nicht nur die Schattenseiten, sondern genießen ihren Aufenthalt. Wenn sie in den Dörfern unterwegs sind, wollen sie den Alltag miterleben und ein »Gefühl für das Leben dort« gewinnen. »Wir übernachten in den Personalbetten in den Krankenstationen. Diese zelten dann auf dem Dach. Gemeinsam essen wir meist Linsen mit Reis und Gemüse. Da dort vielen Göttern geehrt wird, gibt es auch viele Feste. Da sind wir dann auch dabei«, berichtet das Ärztepaar.

Die Gastfreundschaft der Nepali sei besonders, sagt Blank: »Es gibt ein Zitat aus dem Buddhismus, das mir sehr gefällt: ›Es ist das größte Glück, jemanden glücklich zu machen.‹ Wir nehmen hier sehr viel mit.« Am Freitag, 2. Februar, ab 19 Uhr, stellen die beiden ihre Erlebnisse in einem Diavortrag im Klosterhof in Kusterdingen vor. Es wird das Nationalgericht Dal Bhat – Reis mit Gemüse und Linsen – angeboten. (GEA)