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Wie der Rottenburger Bischof als Mensch tickt

Ottmar Schneck, ehemaliger Dekan der Reutlinger Hochschule, enthüllte im Rottenburger Waldhorn-Kino einige Jugendsünden von Bischof Klaus Krämer.

Bischof Klaus Krämer gab im Waldhorn-Kino private Einblicke.
Bischof Klaus Krämer gab im Waldhorn-Kino private Einblicke. Foto: Frank Pieth
Bischof Klaus Krämer gab im Waldhorn-Kino private Einblicke.
Foto: Frank Pieth

ROTTENBURG. Nicht nur den Rottenburger Bischof Klaus Krämer, sondern auch dessen ehemalige Geschichtslehrerin, seinen Kompaniechef bei der Bundeswehr und einen Studienfreund hatte sich Professor Ottmar Schneck von der Bürgerstiftung eingeladen, um zu ergründen, wie der Bischof als Mensch ist. Es wurde ein erkenntnisreicher Abend im ausverkauften Rottenburger Waldhorn-Kino.

Wie war der Bischof als Kind?

Krämer wuchs als Sohn eines Kölner Daimler-Ingenieurs bei Waiblingen auf. Er sei »ein lebhaftes Kind gewesen, das um die Häuser gezogen ist«, heißt es. »Die Baustellen, der Hochhäuser, die damals gebaut wurden, waren für uns ein Abenteuerspielplatz erster Ordnung«, erinnert sich Krämer. Als Jugendlicher habe er theatergespielt, sei Ministrant und Sternsinger gewesen - allerdings nicht als einer der Könige, sondern als Sternträger - weil der weniger Text gehabt habe. Als einige Sternsinger den Bischof auf der Bühne überraschen, singt er zwei Lieder mit ihnen. Die Sternsinger seien »sympathische Botschafter der Kirche«, die nicht nur Geld sammelten, sondern »auch Inhalte vermitteln«, sagt der Bischof.

Bischof Klaus Krämer singt mit den Sternsingern.
Bischof Klaus Krämer singt mit den Sternsingern. Foto: Frank Pieth
Bischof Klaus Krämer singt mit den Sternsingern.
Foto: Frank Pieth

Wie war Krämer in der Schule?

Helmtraut Hoidn, ehemalige Geschichtslehrerin am Georg-Büchner-Gymnasium in Winnenden, erinnert sich noch gut »an den Klaus«. Seine Klassenarbeiten seien stets »gut strukturiert« gewesen. »Es gab bei ihn eigentlich nur eine Punktzahl: 15 Punkte«. Krämer sagt, er interessiere sich bis heute für Geschichte. Am Abischerz, bei dem sich die Schüler als Römer verkleideten, habe »der Klaus« maßgeblich mitgewirkt, sagt Hoidn und hat einige Fotos mitgebracht, die dies belegten, »Das stimmt. Das muss ich beichten«, räumt der Bischof ein. Er habe während der Schulzeit bereits theologische Bücher von Hans Küng, Joseph Ratzinger und Walter Kasper gelesen und sein zu Walter Kasper in der Prüfung abgefragt worden, sagt Krämer. Während seiner Schulzeit habe er Arzt werden wollen und dazu auch bei einer Tante, die Chirurgin war, in einem Münchner Krankenhaus hospitiert. Erst während seiner Schulzeit, habe sich die Entscheidung für die Theologie gefestigt.

Bischof Klaus Krämer mit seiner ehemaligen Geschichtslehrerin Helmtraut Hoidn und Moderator  Ottmar Schneck.
Bischof Klaus Krämer mit seiner ehemaligen Geschichtslehrerin Helmtraut Hoidn und Moderator Ottmar Schneck. Foto: Frank Pieth
Bischof Klaus Krämer mit seiner ehemaligen Geschichtslehrerin Helmtraut Hoidn und Moderator Ottmar Schneck.
Foto: Frank Pieth

Warum hat Krämer den Wehrdienst nicht verweigert?

»Das war ein politisches Statement. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Freiheit auch verteidigen müssen«, sagt der Bischof. Das sehe er auch heute noch so, sagt er auf Nachfrage. Die Abschaffung der Wehrpflicht hält er für einen Fehler. »Es ist traurig, dass wir wieder aufrüsten müssen, um unsere Freiheit zu verteidigen«. Als Bischof bekenne er sich zur Militärseelsorge, die - laut Rückmeldungen - auch für Soldaten wichtig sei, die bisher glaubensfern waren, sagt Krämer. Für ihn selbst sei die Bundeswehrzeit als Funker in Dillingen an der Donau prägend gewesen. Er habe hier viele Freunde gefunden, mit denen er bis heute Kontakt halte. »Ich habe in keiner Phase meines Lebens so viele Bücher gelesen, wie in meiner Bundeswehrzeit«, erinnert er sich Krämer stieg bei der Bundeswehr nach der Grundausbildung in den Stab auf, erstellte Dienstpläne und organisierte die politische Bildung der Soldaten. Sein ehemaliger Kompaniechef Oberstleutnant a. D. Unbehend übersetzt: »Der Bischof saß an einer zentralen Schaltstelle - etwas abgesetzt von den normalen Soldaten« woraufhin Moderator Schneck einwirft: »Das ist so ähnlich wie mit dem Sternträger bei den Königen«. Unbehend übergibt dem Bischof ein Barrett des Funkerbataillons, dass dieser korrekt aufsetzt. »Mit Kopfbedeckungen kennen Sie sich ja aus«, wirft Schneck ein.

Warum studierte Krämer Theologie und Jura als Doppelstudium und wie war er als Student?

»Rechtsanwalt wollte ich nie werden. Richter schon eher«, sagt Krämer. Besonders habe ihn das Staatsrecht interessiert. Ins Tübinger Wilhelmsstift sei er erst nach Studienstationen in München, Augsburg und Freiburg gekommen. An ein gemeinsames Jahr im Wilhelmsstift erinnerte sich sein Kommilitone Anton Bock, heute Stadtpfarrer in Freudenstadt, der gemeinsam mit Krämer 1993 zum Priester geweiht wurde. Krämer sei zum Kurssprecher gewählt worden, »weil wir wussten, dass er uns nicht blamiert«, sagt Bock. In Erinnerung blieb vor allem das Ketterfest am Tag der heiligen Katarina, der Schutzpatronin der Studenten. »Dabei flogen drei Fernseher aus dem Fenster in den Hof«, schilderte er. Krämer sei als Jürgen von der Klippe aufgetreten und es sei auch der damalige Papst Johannes Paul II. parodiert worden.

Wie viele Sprachen spricht der Bischof und welche Nation bevorzugt er kulinarisch?

Neben den alten Sprachen spreche er englisch, italienisch, französisch und spanisch »in unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten« aber so, dass er Briefe in der jeweiligen Sprache beantworten könne. Er koche gerne, jedoch nicht nur - wie es in einem Artikel hieß - indisch, sondern beispielsweise auch italienisch und schwäbisch. »Ich habe versucht aus allen Ländern, in denen ich war, etwas Kulinarisches mitzunehmen«, sagt der Bischof.

Was hält der Bischof vom neuen Papst?

Beim Konklave buchte ihn das ZDF als Experten, um die Kardinäle einzuschätzen. »Ich wollte das zuerst nicht, aber sie waren sehr hartnäckig«, sagt Krämer. Er kenne »einige Dutzend Kardinäle« durch seine Arbeit in der Weltkirche. Auch Robert Francis Prevost, der Leo XIV, wurde, habe er »auf dem Zettel gehabt«. Generell glaube er schon, dass die Regel noch gelte, dass kein US-Amerikaner Papst wird, sagt Krämer. »Normalerweise hätten die Lateinamerikaner verhindert, dass ein Yankee Papst wird. Aber weil Prevost so lange in Peru gearbeitet hat und die peruanische Staatsangehörigkeit angenommen hat, galt er nicht mehr als Yankee«. Prevost habe in der lateinamerikanischen Bischofskonferenz lange mit Franziskus zusammengearbeitet. »Man wollte nach dem Charismatiker Franziskus einen, der seinen Weg etwas strukturierter fortsetzt«, so Krämer. »Ich glaube, sie habe eine gute Wahl getroffen, weil er einer ist, der auch gut zuhören kann«, sagt Krämer. Prevost sei außerdem Generalober eines großen Ordens gewesen und habe deshalb ein großes Netzwerk. »Einen so globalen Papst hatten wir noch gar nie.«

Warum ist Krämer ein Ritter ohne Schwert und ein Professor, der den Titel nicht im Namen führt?

Krämer wurde zum Ritter geschlagen, Er ist Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem - kurz Grabesritter genannt. »Wir tragen kein Schwert, nur einen Mantel und den trage ich auch nur selten, weil er nicht besonders praktisch ist«, sagt Krämer. Habilitiert habe er zur Gottesebenbildlichkeit bei Thomas von Aquin, auf den Namenszusatz Professor bestehe er allerdings nicht. »Ab einer gewissen Reihung von Titeln, wird es lächerlich und man muss sich dann für einen Titel entscheiden, den man tragen will«.

Benutzt Krämer ChatGPT?

Er beschäftige sich viel mit Künstlicher Intelligenz, schreibe seine Texte jedoch selbst, sagt der Bischof. »Künstliche Intelligenz benutze ich nur zum Suchen von Zitaten«, sagt er. Wie er es bei seiner Weihe 15 Minuten liegend auf dem kalten Marmorfußboden im Dom ausgehalten habe, will Schneck noch wissen. »Es ist hart und kalt und ja, es gibt im Dom keine Fußbodenheizung«, bestätigt Krämer. Schneck schenkt ihm zum Abschied ein Sitzkissen mit der Aufschrift »Rottenburg am Neckar« - als Erinnerung daran, dass der Bischofssitz in Rottenburg bleibt und nicht nacht Stuttgart abwandert.