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Aktuell Ahnenforschung

»Wie auf einer Zeitreise«

KUSTERDINGEN-JETTENBURG. Als »sehr emotional« bezeichnet Melanie Jay ihren Besuch auf den Härten. Sie ist mit ihrer Familie für ein paar Tage hier, um mehr über ihren Jettenburger Vorfahren Mathias Bader zu erfahren, der 1752 als erster Auswanderer die Härten verließ.

Foto: Ines Stöhr
Foto: Ines Stöhr
Was der 42-Jährigen, die zurzeit aus beruflichen Gründen ihres bei der US-Marine arbeitenden Mannes in Bahrain lebt, am besten an Deutschland gefällt? Das Wetter, versichert sie. Sie liebt es etwas kühler.

Aber auch die kleinen Städte in Deutschland und die Berge haben es ihr angetan. Ihr 14-jähriger Sohn Nathan schwärmt von der »coolen« Architektur. »Ich habe das Gefühl einer Zeitreise«, sagt seine Mutter. Der Gang zur Kirche habe sich wie eine Umarmung angefühlt. Am Sonntag geht es in ihrem zweiwöchigen Europa-Urlaub weiter nach Garmisch.

Tatsächlich überlegt die Familie, nach Deutschland umzuziehen. Wenn Keith Jay eine Stelle in Stuttgart findet. »Wir haben vor 20 Jahren vier Jahre lang in Spanien gelebt«, erzählt Melanie Jay. Seither sind sie begeistert von Europa. »Wir wollten damals gar nicht zurück.« Die Vorfahren ihres Mannes stammen aus Norwegen, da wolle sie jetzt auch nach Familienangehörigen forschen.

Beteiligung am DNA-Projekt

Um die Zusammenführung der Nachfahren Kusterdinger Auswanderer und ihrer Angehörigen in der alten Heimat kümmern sich seit einigen Jahren der in München lebende Wankheimer Rüdiger Kemmler und Hans Kern, Vorsitzender des Geschichtsvereins Härten. Der Hirte Mathias Bader hatte sich 1752 mit seiner Ehefrau und fünf Kindern in Pennsylvania niedergelassen. Dort wurde der Name »Bader« zu »Border«, beziehungsweise »Borders«, dem Mädchennamen Melanie Jays. Sie selbst stammt wohl von dem jüngsten Kind des Auswanderers, Michael, ab, den es nach Texas zog.

Vor zehn Jahren waren bereits Melanie Jays Vetter, der Amerikaner Billy Borders, und seine drei Söhne auf den Spuren ihrer Vorfahren in Jettenburg. Nun wollte auch die Tochter die Wurzeln der Familie in Übersee kennenlernen. »Die Leute sind alle sehr freundlich«, hat sie festgestellt. Ein Highlight ihres Besuchs war das Heimatmuseum der Familie Bader in Jettenburg. Und die Weinverkostung dort.

»Die Nachkommen sind außerordentlich gut erforscht und in einem sehr umfangreichen Buch dokumentiert«, sagt Kemmler. »Es gibt sogar ein DNA-Projekt, um die eindeutige Abstammung von dieser Linie zu bestätigen.« Auch Melanie Jay will sich daran beteiligen.

Auf der Suche nach den eigenen Vorfahren in Amerika hat Kemmler im Laufe der Zeit alle Auswanderer von den Härten und deren Kindern erfasst. Etwa ein Viertel der Auswanderer konnte er bislang finden. Die meisten stammen aus Kusterdingen und Mähringen, von den Familiennamen überwiegen Kemmler, Grauer, Kuttler, Mayer und Walker. (GEA)