Reutlingen tut sich schwer
Doch sei eine zentrale Lage nicht alles. Mit ausdifferenzierten Hotelkonzepten, einem passenden Preisgefüge und entsprechender Kundenansprache müssten Zielgruppen individuell abgeholt werden. Wer kommt warum und wie lange in die Stadt? Wie wird sie wahrgenommen? Welche Erwartungen knüpfen die Gäste an ihren Aufenthalt? »Das Hotelangebot hat sich danach zu richten.« Für Riedel die Voraussetzung, um schlummernde Potenziale heben zu können.Dabei unterscheiden sich die Antworten im Fall von Tübingen und Reutlingen. Kann sich Riedel für die Unistadt ein internationales Hostel für junge und preisbewusste Gäste vorstellen, verengt sich der Horizont beim Blick auf Reutlingen. Gelte Tübingen als romantisch, als jung und dynamisch, seien die Gründe, nach Reutlingen zu reisen, oft geschäftlicher Natur. Aber mit einem Hotel allein für Geschäftsreisende werde es kaum möglich sein, die Hotelbelegung in der Stadt über die Zielmarke von 60 Prozent zu hieven. »Reutlingen tut sich schwer im Definieren und Anlocken zusätzlicher Übernachtungsgäste an den Wochenenden und in Ferienzeiten«, so Riedels Bestandsaufnahme.
Ein speziell konzipiertes Themenhotel, das mehr biete als Zimmer und die Erfüllung von Muss-Vorgaben, wäre die eine Möglichkeit, um neue Gäste anziehen zu können. Die andere: die Schaffung von Anreizen außerhalb der Hotelmauern. Hier sieht Riedel viel brachliegendes Potenzial. Das kulturelle Angebot in Reutlingen sei, im Gegensatz zu dem in Tübingen, eher lückenhaft. Spärliche Öffnungszeiten der Museen, fehlende Anbindungen zu den touristischen Highlights in der Region, der Mangel an publikumswirksamen Events: »Wir lassen das touristische Potenzial weitgehend liegen«, kritisierte er. Sein Appell an die Entscheidungsträger : »Machen Sie Ihre Städte attraktiv für neue Gäste. Veranstalten Sie mehr für sie und mit ihnen.« Dann, so verspricht er, kämen nicht nur neue Gäste, sondern auch Investoren und Betreiber. (GEA)