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Was begünstigt Essanfälle? Studienteilnehmer gesucht

Currywurst mit Pommes
Eine Currywurst mit Pommes. Foto: Martin Gerten/Archiv
Eine Currywurst mit Pommes. Foto: Martin Gerten/Archiv

TÜBINGEN. Welche Prozesse im Gehirn die Entstehung von Essanfällen begünstigen, untersuchen Forscher des Uniklinikums Tübingen in Zusammenarbeit mit dem Psychologischen Institut der Universität Tübingen in einer neuen Studie. Dazu sucht das Forscherteam interessierte Studienteilnehmende.

Jeder Mensch nascht gerne einmal. So sind eine oder zwei Tüten Chips in netter Gesellschaft oder die Tafel Schokolade als Belohnung nach einem anstrengenden Tag schnell aufgegessen. Bei manchen Menschen enden solche Situationen jedoch mitunter in ungewöhnlich großen Essensmengen und sind begleitet von dem Gefühl, die Kontrolle über das Essen zu verlieren.

Solche Essanfälle sind zentrales Merkmal der sogenannten Binge-Eating- oder Essanfallsstörung. Betroffene verspüren während solcher Episoden ein extremes Verlangen zu essen, aufhören können sie nur dann, wenn nichts mehr da ist oder es ihnen bereits körperlich schlecht geht. Dieser Kontrollverlust über das eigene Sättigungsgefühl und Essverhalten führt oft zu stark erhöhtem Körpergewicht. Offiziell diagnostiziert wird die Störung erst seit ein paar Jahren, deshalb ist über sie erst sehr wenig bekannt.

Hier setzen die Tübinger Arbeitsgruppen von Dr. Nils Kroemer an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum, und Professor Jennifer Svaldi, Leiterin der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität, an. Neben einem allgemein besseren Verständnis über die Störung ist ihr erklärtes Ziel herauszufinden, welche Prozesse im Gehirn die Entstehung von Essanfällen begünstigen. So sollen frühzeitige Warnsignale bei Menschen erkannt und Behandlungen wirksamer gestaltet werden.

Veränderte Reaktionen

Um das herauszufinden, suchen die Forschenden interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ihre Studie. Grundlage der Studie ist die Theorie, dass bei der Essanfallsstörung veränderte Reaktionen auf Belohnungsreize die körperlichen Signale wie zum Beispiel Hormone, die das Essverhalten normalerweise steuern, überlagern. Mithilfe von Bluttests zur Bestimmung von Hunger- und Sättigungshormonen, Verhaltensexperimenten und einer MRT-Untersuchung (nicht-invasive Hirn-Bildgebung) sollen die Ursachen von Essanfällen erforscht werden. Außerdem wird eine für die Studie eigens entwickelte App, »Influenca«, genutzt, bei der spielerisch die individuellen Entscheidungsprozesse zu verschiedenen Zeitpunkten und in verschiedenen Zuständen untersucht werden.

Gesucht werden Männer und Frauen im Alter von 18 bis 69 Jahren mit und ohne Übergewicht oder Adipositas. Teilnehmen können sowohl Personen, die keine Essstörungen haben, als auch die, die unter Essanfällen leiden. Die Teilnahme an der Studie wird mit einer Aufwandsentschädigung von bis zu 100 Euro vergütet. Interessenten können sich per E-Mail wenden an neuromadlab@klinikum.uni-tuebingen.de. (u)