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Warum Starkoch Vincent Klink Mössingen »unglaublich gut leiden« kann

Der Sternekoch Vincent Klink stellte in Mössingen sein neues Buch »Mein Schwaben« vor. Darin geht es um Leben und Speisen im Ländle des Eigensinns.

Viele Besucher nutzten die Gelegenheit für ein kurzes persönliches Gespräch mit Vincent Klink und ließen sich sein Buch signiere
Viele Besucher nutzten die Gelegenheit für ein kurzes persönliches Gespräch mit Vincent Klink und ließen sich sein Buch signieren. Foto: Jutta Garber
Viele Besucher nutzten die Gelegenheit für ein kurzes persönliches Gespräch mit Vincent Klink und ließen sich sein Buch signieren.
Foto: Jutta Garber

Von Jutta Garber.MÖSSINGEN. »Die Gegend, in der Sie hier zu Hause sind, die kann ich unheimlich gut leiden«, beginnt der 76-jährige Vincent Klink seine Lesung auf der Bühne des Mössinger Quenstedt-Gymnasiums. Und jetzt habe ihm sogar jemand eine Dosenwurst mitgebracht, das sei eine verdammt gute Idee, denn er möge Dosenwurst sehr. Leger gekleidet in dunkler Jeans und schwarzem Wollmantel mit knallorangem Schal schaut er verschmitzt durch seine runden Brillengläser ins Publikum.

Mit 330 Zuhörern ist die geräumige Aula des Quenstedt-Gymnasiums an diesem Sonntagvormittag fast voll besetzt. Die Stimmung im Saal ist gut. Der Fernsehkoch ist für seine lebendige und humorvolle Art bekannt. Der aus Schwäbisch Gmünd stammende Klink erklärt den Mössingern, warum die Stadt für ihn so besonders sei. Der Mut der Mössinger im Generalstreik von 1933 gegenüber den Nazis habe ihn sehr beeindruckt.

Scham für die schwäbische Sprache

Das aktuelle Buch habe er aus einem gewissen Minderwertigkeitskomplex heraus geschrieben. In jungen Jahren habe er sich für die schwäbische Sprache etwas geschämt. Als seine Karriere als Fernsehkoch angefangen habe, hätte er deshalb Unterricht in Hochdeutsch genommen. Er fühle sich in dieser Sprache aber fremd und habe sich deshalb wieder dem Schwäbischen zugewandt. Klink erzählt hauptsächlich frei. Er begeistert die Zuhörer mit lustigen Anekdoten aus seinem Leben als Schwabe in breitem Dialekt.

Auf Wunsch des Verlags habe er das Buch geschrieben, was er als schwierige Aufgabe empfunden habe, denn der Schwabe sei sehr vielschichtig. Das Schwaben, das er beschreibt, beziehe sich auf das Herzogtum Schwaben, den Raum zwischen Stuttgart und Augsburg mit dem Lech als Sprachgrenze zu Bayern.

Bundesland der Dichter und Tüftler

Mehr als in anderen Bundesländern seien hier immer viele Geistesgrößen und Tüftler zu Hause gewesen. Er führt das auf den in Schwaben traditionell weit verbreiteten Protestantismus zurück. Als guter Protestant musste man die Bibel lesen können, womit der Anteil der Analphabeten schnell zurückgegangen sei. Allein aus der theologischen Fakultät Universität Tübingen seien viele »blitzgescheite Leute« hervorgegangen, die einen gewaltigen Einfluss auf das Geistesleben gehabt hätten. Die meisten von ihnen seien aus Pfarrhaushalten gekommen, wo Bildung selbstverständlich war.

Klink schweift während seiner Erzählungen immer wieder auf andere Themen ab, was ihm niemand übelnimmt, denn der Unterhaltung tut das keinen Abbruch. Locker springt er hin und her zwischen Kelten, Römern und der berühmten Langenburger Wibeles-Rede an Queen Elisabeth in den sechziger Jahren und zurück an den Limes. Für die Kelten und Römer sei Schwaben ein Durchgangsgebiet für allerhand Warentransporte gewesen. Das alles habe das Schwabenland geprägt.

Viele Einflüsse kämen in Schwaben zusammen. Und weil das Land wegen seiner schlechten Böden ein vergleichsweise armes Land gewesen sei, habe man sich auf seine intellektuellen Fähigkeiten konzentriert. So kamen zu den Dichtern und Denkern viele Tüftler hinzu. Als Pia Ziefler von »Unser Buchladen« dem Autor am Ende der Veranstaltung einen Geschenkkorb mit Spezialitäten aus Mössingen und ein Buch über die 750jährige Geschichte der Stadt überreicht, bedankt er sich: »Da habe ich ja jetzt alles, was ich zum Leben brauche: Dosenwurst und geistige Nahrung.« (GEA)