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Warum der Kusterdinger Gemeinderat gegen die Dorf-App gestimmt hat

Der Kusterdinger Gemeinderat stimmte dagegen, die Crossiety-App für Kusterdingen einzuführen. Warum sich der Rat so entschieden hat.

In Kusterdingen gibt es etwa 40 Vereine. Über eine App könnten sich  die Mitglieder besser vernetzen.
In Kusterdingen gibt es etwa 40 Vereine. Über eine App könnten sich die Mitglieder besser vernetzen. Foto: Frank Pieth
In Kusterdingen gibt es etwa 40 Vereine. Über eine App könnten sich die Mitglieder besser vernetzen.
Foto: Frank Pieth

KUSTERDINGEN. Warum will der Gemeinderat keine Dorf-App? Über die App Crossiety könnten sich die Härten-Bewohner schnell und unkompliziert informieren. Die Härtenliste hatte diesbezüglich einen Antrag gestellt. Doch dieser wurde in der Gemeinderatssitzung abgelehnt. Gudrun Witte-Borst (Härtenliste) hob die Bedeutung einer solchen App hervor. »Es geht hier um ein soziales Netz, um gegenseitige Unterstützung und um die Befähigung zur Selbstgestaltung«, sagte sie. Vereine, Kirchen und andere Organisationen könnten ihre Neuigkeiten und Veranstaltungen schnell und einfach in der App einpflegen. Sie soll auch einen »digitaler Marktplatz« mit Gesuchen und Angeboten und Nachbarschaftshilfe bieten. Auch Infos der Gemeindeverwaltung wie etwa Straßensperrungen könnten auf der Plattform eingespeist werden. Wenn es mal ins Detail geht, kann man sich auch niederschwellig in kleineren geschlossenen Gruppen austauschen.

Phillipp Baum-Wittke und Ulrike Promies von der »Härtenfunk«-Gruppe stellten den Räten die App vor: Die Nutzer müssen sich mit Klarnamen registrieren. Hetze könne hierdurch und zusätzlich durch Verhaltensregeln verhindert werden. Die App kann nicht nur auf dem Handy, sondern auch über einen Browser genutzt werden. Die Kosten liegen pro Jahr insgesamt bei rund 10.000 Euro - was etwa einem Euro pro Einwohner entsprechen würde. Zunächst müsste ein »Drei-Jahres-Vertrag« abgeschlossen werden. »Gerade in einer klammen Zeit ist es wichtig, dass von den Bürgern selber viel geleistet werden kann«, sagte Promies in Bezug auf die Kosten.

Strenger Datenschutz

Mehr als 120 Gemeinden bundesweit nutzen bereits die App, unter anderem auch Kirchentellinsfurt (der GEA berichtete). Zwei Monate, nachdem diese an den Start gegangen ist, hätten sich bereits 981 User registriert. In Neckartenzlingen gibt es die App seit fünf Jahren. 80 Prozent der Haushalte in Neckartenzlingen seien aktiv, sagt Ivi Juresa, der sich in Kirchentellinsfurt für die App-Einführung eingesetzt hat. Wie könnte die App noch verwendet werden? Politische Parteien können sich präsentieren. Auch lokale Gewerbetreibende, wie etwa Dorfläden, könnten Angebote auf der Plattform einstellen. »Der Server der App befindet sich in der Schweiz. Dort gilt ein strenges Datenschutzgesetz«, hob Baum-Wittke noch hervor. »Gerade für kleinere Vereine wäre das geschickter, als selber eine eigene Website zu pflegen«, betonte Josef Göppert (Härtenliste) ein Plus an der App.

»Ich finde das ein sehr sinnvolles Projekt. Aber aus Sorge um den Haushalt würde ich es zurückstellen«, sagte Bürgermeister Soltau. Auch Jens Deichmann (CDU) machte sich Sorgen um die Finanzen: »Die fetten Jahre sind vorbei. Mein erster Gedanke war auch: nicht noch eine App. Für mich klingt das so, als ob man alten Wein in neue Schläuche gießt.« Die höhere Datensensibilität als bei etwa Facebook sei für ihn nicht so relevant, vor allem wenn die Vereine die Infos sowieso auf andere Kanäle wie Facebook stellen.

Der Kusterdinger Gemeinderat war in Bezug auf die App geteilter Meinung. Sieben Räte stimmten dafür, zehn dagegen. (GEA)