MÖSSINGEN. Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen, meinte Platon. Er wäre wohl beeindruckt, dass über 2.500 Jahre später 31 wiss- und lernbegierige Sommerschüler gemeinsam mit ihren 20 Mentoren seit Montagfrüh dem frisch gewienerten Quenstedt-Gymnasium wieder Leben einhauchen und seine Worte beherzigen.
Es macht nicht den Eindruck, dass in den lichtdurchfluteten Gängen Streber auf Lernmuffel treffen, im Gegenteil: Manch einer der Schüler freut sich richtig, dass er eine Woche früher und in entspannter Atmosphäre das Privileg genießt, erst um 9 Uhr einen Einzelunterricht in seinem verhassten Fach zu erhalten. »Mathe ist doch kein so großes Arschloch, wie ich immer gedacht habe«, findet der künftige Achtklässler Henri, der ohne Notendruck alle Fragen von seiner Mentorin Lena aus der Jahrgangsstufe 1 erklärt bekommt. Je zwei Stunden Mathe und Latein hat er für die Sommerschule am Quenstedt-Gymnasium gewählt.
Der Zeitaufwand für die Organisation einer Sommerschule jedoch ist enorm. »Geeignete Mentoren finden, alle Hauptfächer abzudecken, die unterschiedlichen Kombinationen für alle Lerngruppen abzudecken, das ist schon ein Tüftelei«, erklärt QG-Lehrerin Dr. Sylvia Thonak, die seit 2018 das Projekt »Quenstedt-Sommerschule« organisiert. Von der 5. bis zur 8. Klasse können Schüler eine Woche vor Schulbeginn in den Fächern Deutsch, Mathe, Englisch, Französisch, Latein und Italienisch unterrichtet werden. Dabei muss niemand Angst haben, dumme Fragen zu stellen, ausgelacht zu werden oder gar eine schlechte mündliche Note zu bekommen. Mentoren sind nämlich ältere Schüler der Jahrgangstufen 10 bis J2, die ihre jüngeren Mitschüler unterstützen. Lotta Künzel ist in J1 und unterrichtet Deutsch, »ich mag es, mein Wissen weiterzugeben«.
Qual der Berufswahl
Hannah Richter sieht es genauso, sie unterrichtet Deutsch und Englisch, ihre Leistungsfächer sind Mathe, Chemie und Sport, später will sie Jura oder Ingenieurswissenschaften studieren. Jannik Peters und Toni Seidel geben Nachhilfe in Mathe, was sie später mal machen wollen, liegt noch in den Sternen. »Vielleicht zur Polizei«, meint Jannik, aber die vier Mentoren haben ja noch zwei Jahre Zeit, bis sie das Abitur in der Tasche haben. Jetzt ist erst mal Sommerschule angesagt und die macht allen Beteiligten Spaß: »Ich habe morgens eh nix zu tun und so kann ich die Zeit nutzen und ein bisschen Geld verdienen und dabei Spaß haben«, meint Toni Seidel. (GEA)