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Aktuell Kriminalstatistik

Viele schwere Fälle in Mössingen aufgeklärt

Mehr Straftaten in Mössingen, aber der Polizeiposten leistet erfolgreiche Arbeit

Wolfgang Baur ist Leiter des Polizeipostens Mössingen.  FOTO: FÖRDER
Wolfgang Baur ist Leiter des Polizeipostens Mössingen. FOTO: FÖRDER
Wolfgang Baur ist Leiter des Polizeipostens Mössingen. FOTO: FÖRDER

MÖSSINGEN. Die Kleinen fängt man und die Großen lässt man laufen. Sagt man gemeinhin. In der Bilanz des Polizeipostens Mössingen zeigt sich aber ein etwas anderes Bild. Gerade bei den schwereren und beunruhigenderen Straftaten war die Aufklärungsquote im vergangenen Jahr besonders hoch.

Bevor Wolfgang Baur, Erster Polizeihauptkommissar und Leiter des Polizeipostens Mössingen, die Zahlen dem Gemeinderat präsentieren konnte, ging OB Michael Bulander auf die Tötung eines Polizisten bei einer Veranstaltung in Mannheim ein: »Das betrifft uns alle. Es ist unfassbar und nicht hinnehmbar.« Auch bei den Kollegen in Mössingen, berichtete Baur, herrsche Fassungslosigkeit. Und nicht nur dort, wie Dr. Andreas Gammel (CDU) ergänzte: »Eine Patientin hat mir heute erzählt, dass sie die ganze Nacht nicht schlafen konnte, weil sie der Vorfall so sehr belastet hat.«

Es war dann ein abrupter Übergang von dem emotionalen Moment zu den nackten Zahlen der Statistik, hinter denen sich ja aber auch menschliche Schicksale verbergen. Das Bild, das Baur zeichnete, ist gemischt. So ist die Zahl der erfassten Straftaten in Mössingen von 563 im Jahr 2022 auf 653 im vergangenen Jahr gestiegen. Diese Zunahme erfolgte quer über alle Tatbestände. Lediglich bei der sexualisierten Gewalt habe es einen Rückgang gegeben.

Allerdings gab es einen deutlichen Anstieg um 16 Prozent bei der Aufklärungsquote. Sie liegt mit 65,4 Prozent über dem Durchschnitt im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen mit 62,1 Prozent. »Sie haben die zweithöchste Aufklärungsquote im Kreis«, lobte OB Bulander.

Von den 345 Tatverdächtigen waren 268 Männer, 34 waren Jugendliche. Auf die Nationalitäten ging Baur nicht ein: »Es spielt für mich keine Rolle und macht keinen Sinn, Länder gegenüber zu stellen.«

Deutlich gestiegen ist der wirtschaftliche Schaden, der durch die Straftaten entstanden ist. 2022 summierte er sich auf 157.000 Euro, im vergangenen Jahr waren es 503.000 Euro. Auf die Frage von Armin Dieter (FWV), warum es 2019 schon mal 6,68 Millionen Euro waren, musste Baur passen: »Das war vor meiner Zeit. Wahrscheinlich gab es da einige Wirtschaftsdelikte.« Hier gab es im vergangenen Jahr vier Fälle, von denen zwei aufgeklärt wurden.

60 Fälle von Sachbeschädigung

Im Bereich Cyberkriminalität zählte die Mössinger Polizei elf Fälle. »Dazu zählen aber nicht diese unsäglichen Geschichten wie Waren übers Internet gekauft und bezahlt, aber nicht erhalten. Das fällt unter Betrug«, erklärte Baur. Ob so oder so: Diese Straftaten sind schwer aufzuklären, weil es fast immer über die Landesgrenzen hinaus geht. »Wir sind mal in Santa Monica in Kalifornien angekommen, aber da war’s dann vorbei mit dem Ermitteln.«

Von den 32 erfassten Gewalttaten konnten die Mössinger Beamten 87 Prozent aufklären. Auch im gesamten Bereich »körperliche Unversehrtheit« ist die Aufklärungsquote hoch. Von elf Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung konnten zehn aufgeklärt werden. »Hier gibt es häufig eine Vorbeziehung«, erläuterte Baur. Von acht Raub-Fällen wurden 75 Prozent aufgeklärt, bei 83 einfachen Körperverletzungen wurden 79 Täter geschnappt, und auch in einem Fall von Totschlag konnte der Täter ermittelt werden. Bei 60 Fällen von Sachbeschädigung wurde jeder vierte aufgeklärt.

Erfolgreich war die Mössinger Polizei auch in der Ermittlung bei Drogen-Delikten: Von 41 Fällen wurden 90 Prozent aufgeklärt. »Wie sieht es bei uns aus mit harten Drogen?«, wollte Wilfried Kuppler (FWV) wissen. »Und was ist nach der Cannabis-Freigabe zu erwarten?« Die erste Frage konnte Baur leicht beantworten: Es habe Fälle mit harten Drogen gegeben, auch Handel mit harten Drogen, aber keine Toten. Mit der Cannabis-Freigabe war es schon schwieriger: »Wir sehen Defizite in der Frage, wie das Gesetz umzusetzen ist. Da sind noch viele Fragen offen, auch bei der Justiz.«

Respekt vor Polizei schwindet

Peter Looser (SPD) zeigte sich besorgt angesichts der Tatsache, »dass der Respekt vor der Polizei fürchterlich schwindet«, und wollte wissen, was hinter der Behauptung stecke, dass die Polizei unterfinanziert sei.

Dies wollte Baur so pauschal nicht bestätigen: »Es gibt Mankos, etwa bei der EDV. Ansonsten ist unsere Ausstattung vernünftig. Wir haben zum Beispiel gerade neue Autos bekommen und fahren jetzt BMW. Es ist nicht so, dass wir am ausgestreckten Arm verhungern.« (GEA)