TÜBINGEN. Nochmal Schwein gehabt! Auf Facebook kusiert ein Handyvideo, aufgenommen vom Beifahrer eines Autos, das auf der B296 in Tübingen an der großen Kreuzung beim Westbahnhof steht: Zu sehen sind fünf Wildschweine, die hintereinander und am hellichten Tag über die Kreuzung rasen. Sie queren die vierspurige Kreuzung aber nicht einfach in der Mitte - nein, sie folgen grob den Fußgängerüberwegen. Viele Autos sind zu diesem Zeitpunkt unterwegs, die Wildschweine kollidieren aber mit keinem. Dann verschwinden sie in Richtung Schleifmühleweg.
Nachfrage bei der Polizei: »Sieben freilaufende Wildschweine wurden uns tatsächlich gemeldet«, bestätigt Polizeisprecherin Andrea Kopp - und zwar am Sonntag gegen 16.45 Uhr. »Zwei hielten sich auch kurzzeitig in einem Garten auf«, so Kopp weiter. Ob das war, während die anderen halsbrecherisch über die Straße rannten? Auf dem Video sind nämlich nur fünf Tiere zu sehen. »Wir haben dann auch nach den Tieren gefahndet«, bestätigt Kopp. »Konnten sie aber nicht mehr feststellen.«
Die Stadt Tübingen hat schon länger ein Wildschwein-Problem. »Beschwerden über Schäden auf Privatgrundstücken erreichen uns regelmäßig. In den vergangenen zwei bis drei Wochen waren es etwa ein halbes Dutzend schriftliche Mitteilungen, vor allem aus dem Bereich Schlossberg«, gibt die städtische Pressestelle Auskunft. Seit November 2018 gehen mehrere Jäger im Auftrag der Stadt gegen Wildschweine auf nicht eingezäunten Grundstücken im Tübinger Siedlungsgebiet vor, teilt die Pressestelle weiter mit.
Zudem habe der Landkreis Tübingen im Februar 2019 der Stadt eine Ausnahmegenehmigung zur Bejagung auf drei ausgewählten Flurstücken im Bereich Käsenbachstraße erteilt. »Diese Jagd setzen wir bis mindestens Ende dieses Jahres fort«, heißt es aus dem Rathaus. Sollten die Jäger weitere Stellen finden, wo in befriedetem Gebiet Wildschweine geschossen werden könnten, werde dies geprüft.
Im laufenden Jagdjahr (seit 1. April 2019) wurden in Tübingen 56 Wildschweine erlegt, zwei davon durch Verkehrsunfälle. Es wurden auch weitere Jagdsitze errichtet im Gebiet Schlossberg und Hirschau. (GEA)