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Verpackungssteuer: Jetzt gibt es die Tübinger Pizza-Mehrwegbox

Am Pizzakarton ist das Mehrwegsystem in Tübingen bisher gescheitert. Jetzt wurde die passende Box samt Finanzierungssystem gefunden.

In Tübingen gibt es jetzt eine Mehrweg-Pizzabox. Kay Bock, OB Boris Palmer und Luca Leimgruber präsentieren sie hier.
In Tübingen gibt es jetzt eine Mehrweg-Pizzabox. Kay Bock, OB Boris Palmer und Luca Leimgruber präsentieren sie hier. Foto: Irmgard Walderich
In Tübingen gibt es jetzt eine Mehrweg-Pizzabox. Kay Bock, OB Boris Palmer und Luca Leimgruber präsentieren sie hier.
Foto: Irmgard Walderich

TÜBINGEN. Am Pizzakarton ist bisher das Tübinger Vorhaben, Müll mithilfe von Mehrwegverpackungen zu vermeiden, gescheitert. Dabei gehört gerade die Pizza zu den beliebtesten Take-away-Gerichten überhaupt, sagt zumindest Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer. Der unförmige Karton, den es zum Transport der Pizza braucht, sei dagegen für die Stadt immer ein großes Problem gewesen. So groß wie er ist, passt er kaum in die städtischen Mülleimer. Wie das dann in den Tübinger Altstadtgassen aussieht, kann man täglich nach der Mittagspause auf dem Holzmarkt bewundern. Da es bisher keine Alternativen dazu gab, musste die Verpackungssteuer dafür bezahlt werden. Die Kartons verstopften anschließend die städtischen Mülleimer oder wurden darauf mehr oder weniger kunstvoll gestapelt.

Damit soll nun Schluss sein. Jetzt gibt es eine Alternative zu dem Karton. Palmer nennt sie die »blaue Steuervermeidungs-Pizzaschachtel«. Denn wer die Box nimmt und das Pfand bezahlt, muss keine Verpackungssteuer bezahlen. In der Pizzeria Luca demonstrierte Luca Leimgruber am Donnerstagvormittag die neue Mehrwegverpackung: Sie ist blau, leicht, stabil und ein regionales Produkt. Entwickelt wurde sie in der Dettinger Firma Trikora. Produziert werde sie in Deutschland, sagt Firmenchef Kay Bock. Seine Mutter Sabine Möhn hat die blaue Box entworfen.

»Die blaue Steuervermeidungs-Pizzaschachtel«

Das Behältnis ist, im Gegensatz zu vielen Pizzaboxen, die schon auf dem Markt sind, eckig. Ein runder Fladen mit einem maximalen Durchmesser von 30 Zentimeter hat darin Platz. An ihrer Vorderseite kann die Pizza eben in die Box geschoben werden. In der Kunststoffschachtel lässt sich die beliebte Speise auch zerteilen. Nur minimale Gebrauchsspuren seien anschließend zu sehen, bestätigt Leimgruber. Und sollte die Box irgendwann abgenutzt sein, kann sie wieder eingeschmolzen und erneuert werden. Den ersten Test zur Stabilität hat sie jedenfalls schon bestanden. Als Leimgruber sie in Händen hielt, schleuderte er sie einmal quer durch die Pizzeria, erzählt Tobias Staufenberg von der Stabsstelle für Umwelt- und Klimaschutz. Den Sturz überlebte sie unbeschädigt.

Vor allem ein großes Problem hat die Stadt gelöst: die Sache mit dem Preis. Bei allen Modellen, die von der Stadt getestet wurden, hätte man ein Pfand zwischen acht und 15 Euro verlangen müssen. »Das wird von den Kunden nicht angenommen«, ist Staufenberg sicher. Die Tübinger hätten sich an Pfand von ein bis fünf Euro gewöhnt. Damit die Box für fünf Euro ausgegeben werden kann, setzt die Stadt nun auf Sponsoring. Die Oberseite der Box dient dabei als Werbefläche. Die IHK und die Kreissparkasse sind schon dabei, weitere Sponsoren werden noch gesucht. Auch soziale Partner wurden schon gefunden: die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) darf umsonst auf der Box werben. Palmer ist sich sicher, dass es genügend Sponsoren geben wird, um alle Tübinger Pizzerien, die es wollen, mit der Box auszustatten: Hier schmecke schließlich Werbung.

»Ich habe eine gewisse Hoffnung, dass die Boxen auch wieder zurückkommen«

Fünf Tübinger Pizzerien sind von Anfang an dabei. Luca Leimgruber hat seinen Betrieb mit 50 Boxen ausgestatten. Er setzt darauf, dass möglichst viele Gastronomen dem Beispiel folgen werden. Richtig erfolgreich sei das System erst, wenn man seine Box an möglichst vielen Stellen in der Stadt wieder zurückgeben könne.

Auf diese Weise funktioniert das Mehrwegsystem schon bei den Recup-Bechern und -Bowls. Allerdings mit dem einen kleinen Problem, dass sich mittlerweile jede Menge Mehrweggeschirr in Tübinger Büros und Küchen stapelt. Diese Gefahr sieht Palmer für die Pizzabox nicht. »Ich habe eine gewisse Hoffnung, dass sie auch wieder zurückkommen.« Was soll man schließlich auch anderes in die flache Box tun, als eine Pizza zum Mitnehmen. (GEA)