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Uniklinik Tübingen nutzt KI, um über Organtransplantation zu informieren

Die Uniklinik Tübingen zeigt in einem mit künstlicher Intelligenz erzeugten Video, wie einem Säugling eine komplizierte Lebertransplantation ermöglicht wurde.

Das KI-generierte OP-Team macht sich auf eine Reise.
Das KI-generierte OP-Team macht sich auf eine Reise. Foto: Universitätsklinikum Tübingen
Das KI-generierte OP-Team macht sich auf eine Reise.
Foto: Universitätsklinikum Tübingen

TÜBINGEN. Tränen der Verzweiflung. Die kleine Heidi leidet unter einer Gallengangatresie. Das ist eine seltene Erkrankung, die im Säuglingsalter auftritt. Die Gallenwege verschließen sich, Flüssigkeit sammelt sich und schädigt die Leber. Ihre Angehörigen können ihr leider keinen Teil ihrer Lebern spenden. Nur noch wenige Tage bleiben dem sechs Monate alten Kind. Dann die rettende Nachricht: Es gibt eine Spenderleber, allerdings in Osteuropa. Um das Organ zu entnehmen und nach Tübingen zu transportieren, musste das Tübinger Transplantationsteam eine nicht alltägliche Reise auf sich nehmen.

Die Kommunikationsabteilung des Tübinger Universitätsklinikums hat aus dieser Geschichte von der Münchner Agentur Startup Creator ein dreiminütiges KI-Video »drehen« lassen. Die OP-Szenen sind verpixelt. Der Fokus liegt eher auf den Protagonisten und den Strapazen, die sie für die Rettung des Kindes auf sich nehmen.

Das Video wurde im großen Hörsaal der Tübinger Crona-Kliniken gezeigt. Das OP-Team - und auch Heidi mit ihren Eltern - waren mit dabei. Das kleine, quirlige, blonde Mädchen sorgte mit ihrer aufgeweckten Art bei allen für große Freude.

Das OP-Team hat keinen Aufwand gescheut. Von links: Maren Peters, Chirurgin, Uwe Hadlich, Sonja Schmid, Perfusionsassistentin, S
Das OP-Team hat keinen Aufwand gescheut. Von links: Maren Peters, Chirurgin, Uwe Hadlich, Sonja Schmid, Perfusionsassistentin, Silvio Nadalin und Carolin Hader. Foto: Nadine Nowara
Das OP-Team hat keinen Aufwand gescheut. Von links: Maren Peters, Chirurgin, Uwe Hadlich, Sonja Schmid, Perfusionsassistentin, Silvio Nadalin und Carolin Hader.
Foto: Nadine Nowara

Uwe Hadlich ist Koordinator bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) in der Region Baden-Württemberg. Er freut sich sehr darüber, »dass viele Zufälle zusammengekommen sind, dass ein kleines Mädchen leben kann.« Vor Ort habe es keinen operationstechnischen Assistenten gegeben. Dass Chirurgen aus Baden-Württemberg mit in das Entnahmeland fliegen, komme vor. Aber assistierendes Personal sei normalerweise immer da. Plötzlich habe die Organtransplantation auf der Kippe gestanden. Es sei Glück gewesen, dass Carolin Hader, Studentin und operationstechnische Assistentin, nicht lange gezögert hatte, als er sie nachts angerufen hatte.

Es musste schnell gehen. In wenigen Minuten hatte sich Hader auf den Weg zum Flughafen gemacht. Für sie eine Selbstverständlichkeit. Auch, dass sie beim KI-Video mit dabei ist. »Es ist cool, was KI heute kann. Von uns wurden ja nur viele Fotos gemacht. Wir haben viele Gesichtsausdrücke aufgenommen«, sagte sie.

Die kleine KI-generierte Heidi.
Die kleine KI-generierte Heidi. Foto: Universitätsklinikum Tübingen
Die kleine KI-generierte Heidi.
Foto: Universitätsklinikum Tübingen

»In Deutschland haben wir eine niedrigere Bereitschaft, Organe zu spenden, als in anderen EU Ländern. In Österreich ist die Quote doppelt, in Spanien sogar viermal so hoch. Das ist zum Teil eine Mentalitätsfrage. Viele wissen nicht, wie ihre verstorbenen Angehörigen über dieses Thema gedacht haben«, gab Hadlich zu bedenken. Deshalb setzt er auf Aufklärung. Eltern, deren Kinder verstorben sind, seien relativ häufig dazu bereit, die Organe zu spenden. »Sie möchten, dass das Herz ihres Kindes in einem anderen Kind weiterschlagen kann.«

Weitere Infos zu Transplantationen

In Deutschland warten derzeit etwa 8.500 Menschen auf ein lebensrettendes Spenderorgan, so heißt es in einer Pressemitteilung des Uniklinikums. Die häufigsten benötigten Organe sind Nieren, gefolgt von Lebern, Herzen und Lungen. Täglich sterben in Deutschland durchschnittlich drei Menschen, weil kein passendes Organ rechtzeitig zur Verfügung steht. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation sorgt als bundesweite Koordinierungsstelle dafür, dass im Fall einer Spende die Abläufe zwischen den Entnahmekrankenhäusern und den Transplantationszentren optimal funktionieren. Das KI-Video, Statements der Protagonisten sowie weitere Einblicke in die Arbeit des Tübinger Transplantationsteams gibt es auf dieser Internetseite: www.mission-team-transplant.de. Laut der Pressestelle des UKTs wurde das Video bis Freitagnachmittag bereits knapp 70.000 Mal aufgerufen. (now)

»Das funktioniert alles nur im Team«, sagte der Transplantationschirurg Silvio Nadalin. »Operationen an Säuglingen sind sehr schwierig. Die Leber des verstorbenen Kindes war ultraklein. Dass es diese Leberspende gab, ist ein Sechser im Lotto mit Superzahl. Schließlich muss ja auch die Größe der Leber passen.« (GEA)