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Unauffällige Kriminalstatistik: Palmer will trotzdem Kameras am Tübinger Bahnhof

Tübingen scheint laut Kriminalitätsbericht ein sicheres Pflaster zu sein. OB Palmer zieht dennoch Videoüberwachung am Europaplatz in Erwägung.

Die Umgestaltung des Europaplatzes vor dem Bahnhof ist das teuerste Projekt der Stadt Tübingen in den nächsten Jahren.  FOTO: LE
Der Tübinger Hauptbahnhof. Foto: Arnfried Lenschow
Der Tübinger Hauptbahnhof.
Foto: Arnfried Lenschow

TÜBINGEN. »Wir leben in einer sicheren Stadt«, fasste Heiko Kächele die Analyse seines alljährlichen Kriminalitätsberichts zusammen, den er als Leiter des Polizeireviers Tübingen dem städtischen Verwaltungsausschuss vorlegte. Die Statistik weise im Vergleich zu anderen Städten und Landkreisen keine Ausreißer nach oben auf. Oberbürgermeister Boris Palmer goss Wasser in den Wein: Zwar sei die Statistik unauffällig, dennoch gibt es keinen Grund, die Füße hochzulegen.

Beispiel Sachbeschädigung: Palmer hält den Europaplatz in diesem Punkt anders als die Polizei für einen Kriminalitätsschwerpunkt - immer wieder gab es in der Vergangenheit großflächige Graffiti-Schmierereien, die aufwändige Renovierungsarbeiten erforderlich machten. Die Polizei verzeichnet jedes Jahr im Schnitt 210 Sachbeschädigungen durch Graffiti in der Stadt.

Kamera filmt Sprayer

Als Gegenmaßnahme will Palmer ein Konzept zur Video-Überwachung vorlegen, wie es bereits in der Fahrrad-Tiefgarage unter der Regie der Stadtwerke praktiziert wird. Die Bildaufzeichnung soll Sprayer dingfest machen helfen. Ob rund um den Platz und am Bahnhof künftig Kameras hängen, soll in naher Zukunft der Gemeinderat entscheiden.

Zweiter Punkt, den Palmer für alarmierend hält: Messerangriffe. Laut Kriminalitätsstatistik gab es im vergangenen Jahr 22 Messerangriffe im Landkreis Tübingen, davon 12 in der Stadt Tübingen. Zwar seien davon zwei »richtig schlimm« gewesen, sagte Revierleiter Kächele, dennoch habe man im Vergleich mit anderen Landkreisen »kein wirklich großes Problem«. So gab es in der Stadt Reutlingen im gleichen Zeitraum 26 Messerangriffe, im Landkreis Reutlingen 37, im Landkreis Esslingen sogar 38. Zahlen, die Boris Palmer nicht beruhigten. Messerangriffe seien »nicht irgendwelche Straftaten«, sondern verunsicherten die Bevölkerung massiv.

Einig waren sich Palmer und Kächele in der Bewertung der Gewalttaten gegen Polizeibeamte, die drastisch zugenommen haben. Die Kurve steigt stetig an. So gab es im vergangenen Jahr in der Stadt Tübingen 72 solcher Delikte, 2017 gar keines. Im Landkreis gab es 110 Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte, im Landkreis Reutlingen 136. »Es ist ein Skandal, dass Polizeibeamte angegriffen werden«, meinte Palmer. Dem pflichtete Kächele bei. Die Zahlen seien »erschreckend«. (GEA)