GOMARINGEN. Die Lubbachstraße in Gomaringen schlängelt sich zur Wiesaz hinunter. Links eine trist-graue Begrenzungsmauer. Normalerweise ist sie kaum einen Blick wert. Ganz anders am Samstag und am Sonntag: Da hingen großflächige Leinwände, die Motive des Gomaringer Fotokünstlers Klaus Schäfer zeigten. Links davon führte eine Treppe hoch zum Haus von Udo Schmid. Und zu seinem rund 1.600 Quadratmeter großen Garten.
Zu vierten Mal veranstaltete Schmid »Kunst im Garten« und stellte gemeinsam mit anderen Gomaringer Künstlern aus. »Als Künstler braucht man Raum«, sagte Schmid. Hier stehen die eigenen Skulpturen, die er, ebenso wie verschiedene Möbel oder die Verschalung des Swimmingpools, aus Recycling-Material wie Metall, Stein oder Holz herstellte. Hecken und Sträucher dienen Insekten als Spielwiese. Aufgrund des Klimawandels setzte Schmid zuletzt auf mehr mediterrane Pflanzen, Palmen und Bananenstauden.
Nischen besetzte Schmid mit Bedacht
In diesem Garten gibt es einige Nischen. Die besetzte Schmid mit Bedacht. Einen schmalen Raum zwischen zwei Bäumen wies er Marlene Schäfer zu. Sie stellte eine weiße Gartenbank dazwischen, stellte links und rechts je eine schmale, hohe Vitrine hin und präsentierte darin ihre Juwelierarbeiten: Ringe und Ketten, vorwiegend aus Silber, manche mit Edelsteinen besetzt. »Ich habe nach längerer Zeit wieder damit angefangen«, sagte Marlene Schäfer. »Udo hat mich dazu bewegt.«
Besucher kamen zuerst an den beiden Zelten auf der Garten abgewandten Seite vorbei, an Annette Jakobis Seelenketten und den handgezeichneten Mandalas von Ellen Junger. Am Stand von Gebhard Bazer angekommen, blieb man aus zwei Gründen stehen. Zum einen, um dessen, in eigenen Worten, mit »Routine und scharfem Werkzeug« gefertigten Drechselarbeiten wie Pfeffermühlen oder Kerzenhalter zu begutachten. Zum anderen, weil sich hier der Garten öffnete und in ganzer Pracht darbot.
Ein Garten voller Kunst
Links an der Hauswand standen die in vielen Schichten entstandenen Ölmalereien von Horst Wegener, die in ihrer Motivik stark vom Tod seiner Frau vor nicht allzu langer Zeit dominiert werden und doch auch stets viel lokales Kolorit aufweisen. Gegenüber zeichnete Henriette Striegler Besucher, ohne auf das Papier zu schauen. Der Tübinger Andreas Lapzenz war so begeistert von seinem Porträt, dass er mit seiner Frau einen Kurs in dieser Disziplin besuchen will, den Henriette Striegler im Herbst anbietet.
Hinten an der Hecke standen vorwiegend in Blau und Grün gehaltene Acryl-Bilder von Sieglinde Rilling. Sie hatte Atelier-Atmosphäre mitgebracht: Zwei hohe, schmale Regalteile, die früher vermutlich Blumentöpfe getragen hatten, hielten eine Planke. Obenauf saß eine Gliederpuppe, die sehr entfernt an Pan Tau erinnerte. »Beim ersten Mal war ich nur Besucherin.« Als Künstlerin fühle sie sich bei Udo Schmid sehr willkommen: »Er gibt uns alle Freiheiten.«
Zur Kunst gab es Musik
An der Hecke entlang ging es zu den Keramikarbeiten von Ursula Winterholer weiter. Nebenan stand ein Büttenfass, aus dem der Albstädter Detlef Zils laufend Papier schöpfte, trocknen ließ und dann bedruckte, mithilfe seines Nachbaus der Gutenberg-Presse. Hinter dem Swimmingpool hingen die mit einem Infrarotfilter aufgenommenen Fotografien von Klaus Schäfer. Sehr beeindruckend: Die extreme Nahaufnahme von verrottendem Holz, mit Löchern, die wie Augen wirkten.
Und in der Mitte des Gartens, im Schatten des großen Walnussbaums, war das Wohnzimmer. Hier saßen die Besucher, aßen Rote oder Grillbratwürste, später Kuchen, unterhielten sich und hörten zu: Am Samstag führte Schmids Nachbarin Mandy Bahle klassische Gitarren-Stücke auf. Am Sonntag spielten die Jagdbläser unter der Leitung von Martin Künster. (GEA)