TÜBINGEN. Um den Jahreswechsel schickt der Turnerbund stets eine handverlesene Truppe in eine Reihe von Städten. Mit dabei sind Akrobaten, Clowns und nationale Athleten. Ergänzt wird das Ganze jeweils von regionalen Gruppen - diesmal vom TV Derendingen und der TuS Metzingen.
Der Auftritt der Kinder und Jugendlichen zeigt, wie's losgeht: mit einfachen Übungen wie Purzelbaum und Figuren im Kreis - und dann immer höherem Schwierigkeitsgrad. Manches hat den Charme des Unperfekten. Die Sechs- bis Elfjährigen aus dem Ermstal kamen mit flatternden Tüchern in die Halle und schufen einen bunten Regenbogen.
Anette Rösch, Vorsitzende des Turngaus Achalm, findet, die Turngala passe besonders gut ins Programm am Jahresende, weil sich der eine oder andere womöglich danach vornimmt, mehr Bewegung in seinen Alltag zu bringen und etwas für seine Gesundheit zu tun. Beim Clown Barto beschleichen einen sofort heftige Zweifel. Das sieht gar nicht gesund aus, wie Barto erst Arme und Beine, später den ganzen Körper verrenkt, um sich durch einen Kleiderbügel zu zwängen oder eine Tonne. Ohne Zweifel ist es allerdings höchst vergnüglich.
Das Team der Rhythmischen Sportgymnastik vom Nationalmannschaftszentrum in Fellbach-Schmiden führt vor, wie perfekte Körperbeherrschung und spielerische Anmut kombiniert werden können. Das funktioniert einzeln und in der Gruppe, mit Keulen und Bändern ebenso beeindruckend wie mit Reifen. Die Nationalmannschaft der Aerobic-Turner fällt in dieselbe Kategorie. Zwischendrin bieten die jungen Leute auch eine von Breakdance inspirierte Einlage.
»Colours of Light« haben die Veranstalter in diesem Jahr als Titel gewählt. Tatsächlich gibt's Farbenspiele und nicht nur ein paar Tupfer sowohl bei den Athleten und Showgrößen als auch gut abgestimmt auf dem Groß-Bildschirm in der Halle. Gerade beim Auftritt der Rhythmischen Sportgymnastik spielen die Lichteffekte eine große Rolle. Bei den nachfolgenden »Rings in Motion« gibt's ein Feuerwerk der Farben und Muster bis hin zu blitzenden Sternen.
Wie stets erweitern Show-Größen das Spektrum in Richtung Varieté und Zirkus. Diana tauscht Ring oder Seil gegen einen Flying-Pole-Stab und zeigt ihre Figuren hoch unter dem Hallendach. Die Schwestern Daria und Valeria aus der Ukraine verblüffen mit Partner-Akrobatik und Handstand-Artistik. Julian Kloos jongliert mit leuchtenden Keulen und passt sich schon deswegen bestens ins »Colours of Light«-Konzept ein.
Den lautesten Applaus bekommen in der Horn-Arena am Montag die neun Jungs vom Danish Powerteam, die eine Höchstschwierigkeit an die andere reihen. Bei all den Flick-Flacks, Saltos und Schrauben bleibt den Laien nur das Staunen. So schnell kann gar keiner mitzählen, wie sie nach mächtigem Absprung die Flug-Elemente miteinander kombinieren. So geht Turnen in Vollendung. Und die Turngala bietet beides: klassische Darbietungen auf hohem und höchsten Niveau und Artisten, die zu den besten ihres Fachs zählen, aber nicht an den sportlichen Wettbewerben teilnehmen. (GEA)