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Trotz hohem Minus im Haushalt: In Nehren wird investiert

Die Gemeinde Nehren hat ihren Haushalt für 2025 beschlossen. Die Zahlen sind tiefrot. Und doch kommt die Gemeinde ohne neue Kredite aus und tilgt sogar Schulden. Investiert wird vor allem in die Feuerwehr.

Geldscheine
Euro-Banknoten liegen auf einem Tisch. Foto: Boris Roessler/DPA
Euro-Banknoten liegen auf einem Tisch.
Foto: Boris Roessler/DPA

NEHREN. Die Gemeinde Nehren wird das Haushaltsjahr 2025 - sofern sich nichts gravierend ändert - mit einem Minus von rund zwei Millionen Euro abschließen. Ein Minus, das indes nicht von ungefähr kommt. Im Jahr 2023 verzeichnete die Gemeinde unerwartet hohe Gewerbesteuereinnahmen. »Das war ein extremer Peak, einmalige Zahlen«, erklärte Bürgermeister Egon Betz. Zwei Jahre später allerdings werden diese Einnahmen bei den Zuweisungen des Landes und auch bei der Kreisumlage verrechnet. Betz brachte es auf den Punkt: »Wir bekommen eine Million weniger vom Land und müssen eine Million mehr an den Kreis abgeben.« Die Gemeinde werde damit »in beide Knie geschlagen«. Unerwartet kommt dies nicht. Der Gemeinderat habe damals »weise gehandelt«, lobte Betz. Die Mehreinnahmen wurden nicht verprasst, sondern angespart. Die Liquitdität der Gemeinde stieg, sodass Nehren das geplante Minus komplett aus den Rücklagen finanzieren kann. Neue Kredite sind - zumindest im Kernhaushalt - nicht vorgesehen, stattdessen ist eine weitere Tilgung von 160.000 Euro vorgesehen. Die Verschuldung der Gemeinde sinkt damit zum Jahresende auf 2,46 Millionen Euro. Ewig kann es so aber nicht weitergehen: Die Rücklage schrumpft zum Jahresende auf rund eine Million Euro, bis 2028 wird diese Rücklage vollständig aufgezehrt, so der mittelfristige Finanzplan.

Investiert wird vor allem in Bildung und Sicherheit. So erfolgte kürzlich der Spatenstich für die Erweiterung der Merian-Gemeinschaftsschule auf dem Höhnisch (der GEA berichtete). Neben den Zahlungen an den Gemeindeverwaltungsverband plant Nehren hier auch die beantragten 600.000 Euro aus dem Ausgleichsstock des Landes ein - die Höchstsumme. Für andere Ausgaben können die Ausgleichsmittel deshalb nicht beantragt werden. Auch für den Umbau des Feuerwehrhauses wird in diesem Jahr nochmals eine hohe Summe fällig, weitere 600.000 Euro sind im Haushalt eingeplant. Zudem soll die Feuerwehr einen Gerätewagen-Transport erhalten, für den Kauf des GW-T sind 250.000 Euro eingestellt, hier rechnet die Gemeinde mit Fördermitteln in Höhe von rund 90.000 Euro. Die Personalkosten bleiben dabei der größte Ausgabeposten. Die Kinderbetreuung mitgerechnet, gibt Nehren allein rund fünf Millionen Euro für die Bezahlung der Mitarbeiter und der Sozialabgaben aus. 120.000 Euro wird die Sanierung der Gartenstraße kosten, hier sind vor allem Tiefbauarbeiten an der Wasserversorgung nötig.

Einstimmig beschloss der Nehrener Gemeinderat den Haushalt für das laufende Jahr.
Einstimmig beschloss der Nehrener Gemeinderat den Haushalt für das laufende Jahr. Foto: Alexander Thomys
Einstimmig beschloss der Nehrener Gemeinderat den Haushalt für das laufende Jahr.
Foto: Alexander Thomys

Aus den vier Gemeinderatsfraktionen gab es unisono Lob für das Zahlenwerk der Gemeinde. »Die Projekte, die dem Gemeinderat wichtig sind, stehen und sind durchfinanziert«, freute sich Gerd Klett (FWV). Der Jugendspielplatz und der Umbau des Feuerwehrhauses würden realisiert. Zudem sei es gelungen, die geplante Erweiterung des Schulzentrums auf dem Höhnisch in mehrere Bauabschnitte aufzuteilen. »Alles auf einmal umzusetzen, hätten wir uns schlicht und einfach nicht leisten können«, betonte Klett. »Schade ist nur, dass wir die Schulhofgestaltung verschieben müssen.« Für die CDU sprach Karl-Heinz Nill von einem »Bumerang von 2023, der jetzt zurückkommt«. Dementsprechend könne die Gemeinde »keine großen Hopser machen«, die geplanten Investitionen aber allesamt tätigen. »Unsere Kernaufgabe wird sein, mit wenig Geld viel Leistung zu bringen«, blickte Nill in die Zukunft, wollte sich dabei aber den Optimismus nicht nehmen lassen: »Es muss nicht sein, dass wir 2028 Bauchweh kriegen.« Hierfür mahnte Nill aber auch eine Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen an: »Die Erweiterung des Gewerbegebietes sollten wir nicht auf die lange Bank schieben.«

»Die Freiwilligen der Feuerwehr Nehren haben lange geduldig gewartet«

Tanja Schmidt (SPD) sprach von einem »solide aufgestellten Haushalt« und lobte insbesondere den Umbau des Feuerwehrhauses. »Darauf haben die Freiwilligen der Feuerwehr Nehren lange geduldig gewartet.« Die Sozialdemokraten freuen sich zudem, dass die Gemeinde ein Konzept für die Jugendbeteiligung auf den Weg bringen will. »Um der gesellschaftlichen und politischen Verrohung etwas entgegen zu setzen, brauchen wir eine Stärkung der demokratischen Werte und mehr politische Bildung unserer Kinder und Jugendlichen.« 35.000 Euro stehen hierfür und für neue Spielgeräte auf dem Schulhof zur Verfügung. Schmidt forderte zudem, die vakante Stelle in der offenen Jugendarbeit schnellstmöglich zu besetzen - ein Anliegen, dass im ganzen Gremium auf Zustimmung stieß. Sobald es der Brandschutz ermögliche, soll für den künftigen Stelleninhaber auch ein Büro im Dachstuhl des Rathauses eingebaut werden, verriet Bürgermeister Betz. Gudrun Märkle (ALN) lobte die »konstruktive Zusammenarbeit« mit der Feuerwehr bei den Planungen des Gerätehauses, die Feuerwehrleute würden sich zudem »tatkräfig einbringen«. Beim Jugendplatz und dem Abriss des alten Kindergartens stünde die Gemeinde in der Pflicht. »Das ist schon eine Frage der Glaubwürdigkeit.«

Simone Diether und Frank Schmeckenbecher erläuterten die Änderungen, die sich seit der Einbringung des Haushaltes im Februar erg
Simone Diether und Frank Schmeckenbecher erläuterten die Änderungen, die sich seit der Einbringung des Haushaltes im Februar ergeben haben. Foto: Alexander Thomys
Simone Diether und Frank Schmeckenbecher erläuterten die Änderungen, die sich seit der Einbringung des Haushaltes im Februar ergeben haben.
Foto: Alexander Thomys

Während der Haushalt einstimmig abgesegnet wurde, mahnte Bürgermeister Egon Betz eine nachhaltige Reform der Finanzierungsgrundlagen der Kommunen an. »Wenn sich nichts ändert, fahren die Haushalte der Kommunen an die Wand.« Angesichts des großen Ausgabenblocks beim Personal »lässt sich nur wenig sparen«. Sein Urteil: »Wir sind klar unterfinanziert.« Höhere Zuschüsse und ein Bürokratieabbau seien nötig. »Von den 100 Milliarden für die Infrastruktur, die gerade im Raum stehen, bekommen wir maximal 300.000 Euro, wenn man das auf die Einwohner hochrechnet.« Hier müsse die sich anbahnende Koalition im Bund liefern - und zugleich die Weltwirtschaft nicht in die Krise rutschen, ergänzte Betz: »Wir können nur hoffen, dass der Typ in Amerika noch die Kurve kriegt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.« (GEA)