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Aktuell Innovation

Thomas Senkel ist als Erfinder seiner Zeit voraus

KUSTERDINGEN. »Ich kann damit leben«, lacht Thomas Senkel. An seinen Zweitnamen »Daniel Düsentrieb« hat er sich gewöhnt. Dass er bisweilen so bezeichnet wird, kommt freilich nicht von Ungefähr. Den Grundstein dafür legte er bereits in Kindertagen – mit Lego und Fischertechnik. Inzwischen erwachsen und Diplom-Physiker geworden, tüftelt der heute 49-Jährige seit 1996 unter dem Dach seines Kusterdinger Forschungsbüros an visionären Konzepten und sorgt mit seinen Entwicklungen regelmäßig für Aufsehen.

Foto: Beate Kern
Foto: Beate Kern
Foto: Beate Kern
Jüngstes Beispiel: Der Skyrider. Mit Gleitschirm und elektrischem Propeller ausgestattet, erlaubt das straßentaugliche E-Bike nicht nur Fahrten über Stock und Stein, sondern auch kontrollierte Flüge in luftiger Höhe. Ende März hob der passionierte Gleitschirmpilot erstmals mit dem Skyrider ab und absolvierte über La Palma den rund 45-minütigen Jungfernflug.

Auf der Kanareninsel verbringt der gebürtige Berliner Senkel regelmäßig die Wintermonate. Die übrige Zeit widmet er sich auf den Härten seinen Projekten. Sein Spezialgebiet sind seit 2008 effiziente Elektroantriebe. Zuvor hat er jahrelang Grundlagenforschung zur Theorie der Gravitation betrieben. Sein Wunsch der Erdanziehung zu entkommen, scheint sich derweil wie ein roter Faden durch seine Erfindungen zu ziehen. Ist es jetzt der Skyrider, der für Furore sorgt, war es 2011 der Volocopter. Mit dem Flug in der bemannten Riesen-Drohne schrieb Thomas Senkel Luftfahrtgeschichte und sich selbst hinein ins Guinness-Buch der Rekorde. Bislang erntete der Clip über 15 Millionen Klicks auf »You Tube«.

Skateboard zum Schweben

Die Videoplattform ist für Senkel ein nicht ganz unwichtiges Instrument. Hier stellt er der staunenden Weltöffentlichkeit seine Entwicklungen vor, hier knüpft er auch Kontakte. So hat sich inzwischen die eigens in Karlsruhe gegründete E-volo GmbH seiner Idee angenommen und den elektrisch betriebenen Mini-Heli zum Zweisitzer und zur Serienreife weiterentwickelt. Behördlich bereits zugelassen, soll er 2018 auf den Markt kommen.

Aufmerksam auf den findigen Kusterdinger wurde auch das kalifornische Unternehmen Hendo. Am 21. Oktober 2015 – Fans des Films »Zurück in die Zukunft« wissen um die Bedeutung des Datums – stellte es das weltweit erste Hoverboard vor, das seinen Namen wirklich verdient. Das Skateboard zum Schweben bringt dabei ein Untergrund aus Kupfer und ein Magnetsatz, der von vier Elektromotoren bewegt wird. Erdacht und konstruiert wurde der Antrieb nicht im Silicon-Valley, sondern in Kusterdingen.

Ob es Problemlösungen für Kunden aus aller Welt sind oder die Versilberung von Erfindungen: Das Tüfteln hat sich Thomas Senkel längst zum Beruf gemacht. Das er dabei seiner Zeit immer einen Schritt voraus zu sein scheint, ist nicht neu. Bereits während des Studiums in den 90er-Jahren, lange bevor regenerative Energien in aller Munde waren, hat er sich intensiv damit beschäftigt.

Selbstständig gemacht hat er sich gleichwohl mit der Konstruktion von Liegerädern, bevor er über Pedelecs zu den speziellen Elektroantrieben kam. Heute hält Senkel drei Patente inne, gesteigerten Wert legt er auf sie aber nicht. Für jeden einsehbar, stellt er seine Forschungsergebnisse online zur Diskussion. Wichtiger als Patente ist ihm, dass seine Entwicklungen den Weg in den Alltag der Menschen finden.

Wider die Schwerkraft

Ein Weg, den er für sein neuestes »Baby«, den Skyrider, für durchaus realistisch hält. Die technischen Voraussetzungen sind allesamt abgearbeitet, Gespräche mit interessierten Firmen und Genehmigungsbehörden laufen. Derweil gehen Thomas Senkel schon wieder neue Ideen durch den Kopf.

Mit beinahe kindlichem Enthusiasmus und der Gabe, Grenzen der Vorstellungskraft zu überschreiten, entwickelt er kurzerhand all jene Dinge, die ihm auf der Zunge liegen. Die Drohne, die man wie ein Regenschirm zusammenklappen kann, ist da das kleinste Problem. Kniffliger wird es schon mit der Beeinflussung der Gravitation, um etwa Raumschiffe antreiben zu können. Jahrelang hat Senkel daran geforscht. Bislang tragen diese Bemühungen keine Früchte. Aber an ein schwebendes Hoverboard hätte im Jahr 1989 ja auch niemand geglaubt. (GEA)

www.forschungsbuero.de