KUSTERDINGEN-MÄHRINGEN. Es war hart. Oder besser gesagt: Sie sind hart. Die Eier. Nach vierzig Tagen entbehrungsreicher Fastenzeit stehen sie jetzt wieder auf dem Speiseplan. Es hatte sich allerlei angesammelt, denn Hühner halten sich nicht an die Fastenordnung der Kirche. Wobei heutzutage das Fasten sowieso weniger dem Verzicht von Nahrung, sondern der Einschränkung von Gelüsten oder ungesundem Leben dient. Auf jeden Fall ist in Mähringen einiges an Eiern zusammengekommen, um beim alten Brauch des Eierweitwerfens ausreichend Material vorhalten zu können. Am gestrigen Ostermontag war es wieder soweit. Der von der Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins vor Jahrzehnten wiederbelebte Kult lockte erneut über 120 Leute aus dem Dorf – und ihre Feiertagsgäste – auf den Sportplatz Reinenberg.
Es sollte die teuerste Wurfveranstaltung aller Zeiten werden. Für die Teilnehmer: Weil es dieses Jahr schwierig war, ausreichend Eier in alle Märkte zu liefern. Unterm Strich sind die Eierpreise deshalb seit Corona um vierzig Prozent gestiegen. Das ist nicht das Gelbe vom Ei für die Haushaltskasse in Mähringen/Härten. Aber es immer noch halb so teuer wie beispielsweise in Meringer/South Carolina, USA. Da kostet der Bio-12er-Eierpack umgerechnet 13 Euro.
Kostspielig wie nie, auch für den Veranstalter: Alle Sieger bekamen wieder einen goldenen 200 Gramm Lindt-Schoko-Hasen, die Zweitweitesten die 100-Gramm-Variante, die Drittbesten die 50er-Trophäe; und die Jüngsten sowieso einen.
Den Rest holen die Krabben
»Wir haben dieses Jahr mit 300 Euro 50 Prozent mehr für die gleiche Menge Süßigkeiten ausgeben müssen – so extrem teuer war der Osterspaß noch nie«, klagte Ausschussmitglied Thomas Maier. »Deshalb haben wir auch erstmals ein Spendenkässle aufgestellt.« Die Gäste zeigten sich großzügig, die Gaudi ist es wert.
Mitmachen konnte bei diesem Wettkampf jeder, sofern er schon oder noch eine Wurfbewegung ausführen kann. Man musste nicht unbedingt noch an den Osterhasen glauben. Die Teilnehmer werden nach vier Klassen unterteilt. Dementsprechend sind die erreichten Weiten. Sie lagen zwischen dem Nullpunkt und Längen über siebzig Metern. Die Regeln sind einfach. Ein bisschen wie ein Mix aus Diskus- und Speerwerfen: Das Ei muss von der Abwurflinie in einen bezeichneten Sektor geworfen werden.
Es ging einiges zu Bruch. Maier: »Früher waren die Eier stabiler.« Egal. So wurde das angeknackste Ei vor Ort gleich verfuttert – Profis haben immer einen Salzstreuer dabei. Mitunter gibt’s die Wurfgeschosse auch als Eiersalat zum Abendbrot. Den Rest holen die Krabben. (mey)