»Temptation Island«: Darum macht Marie Zils aus Tübingen als Verführerin mit

TÜBINGEN. Marie Zils hatte eigentlich nie das Ziel, bei »Temptation Island« mitzumachen. Denn TV-Show des Senders RTL hat einen »fragwürdigen Ruf«, wie die 20-Jährige aus Tübingen selbst sagt. In dem Format sollen laut Beschreibung des Senders »24 heiße Single-Ladys und -Boys« alles daran setzen, vier Paare, die ihre Liebe zueinander testen wollen, in Versuchung zu führen. Marie Zilbs ist in der Show, die sonntags (23 Uhr/RTL) ausgestrahlt wird, eine dieser Verführerinnen.

Dass Marie Zils überhaupt bei »Temptation Island« mitgemacht hat, ist purer Zufall, betont sie. Die Sendung kannte sie gar nicht, als sie im Internet auf einen Trailer gestoßen ist, der dazu aufgerufen hat, sich für die dritte Staffel zu bewerben. Aus reiner Neugier schaute die gebürtige Tübingerin die Bewerbungs-Website an und beantworete Fragen über sich. »Das war wie ein Persönlichkeitstest«, erinnert sich Marie Zils, »das hat Spaß gemacht«. Sie schickte die Bewerbung ab, ohne daran zu denken, dass sie genommen werden könnte. Doch schon ein paar Tage später landete eine Einladung zum Videochat-Casting in ihrem E-Mail-Postfach.

"Normalerweise finden die Castings in Köln statt", erklärt Marie Zils", "da hätte ich mich wahrscheinlich nie getraut hinzufahren". Aber der Videochat mit einer RTL-Mitarbeiterin sei dann "total spannend" gewesen: "Es war wie mit einer guten Freundin zu quatschen." Aber wieder dachte Marie Zils nicht im Traum daran, dass sie genommen werden könnte. "Es gibt doch viele Mädchen, die viel hübscher sind als ich." Doch sie wurde genommen. "Ich war dann ein bisschen überfordert, ob ich wirklich zusagen soll. Ich hab sehr lange überlegt", erklärt sie. Sollte sie, die hobbymäßig in einem Improtheater mitspielt und im Verein tanzt, sich wirklich ins Trash-TV begeben? "Aber ich habe mir dann gedacht: So eine Chance bekomme ich vielleicht nie wieder. Und ich war gespannt, was bei so einer Show hinter den Kameras abgeht."

Als sie ihre Freunden davon erzählte, hätten die sich sehr gefreut. »Die waren noch aufgeregter als ich.« Ihre Mutter dagegen war nicht begeistert. »Aber ich habe eine coole Familie, sie haben mich trotzdem alle unterstützt.« Und was sagt ihr Arbeitgeber dazu? »Meine Chefs finden es witzig«, sagt Marie Zils, die eine Ausbildung zur Mediendesignerin macht. Sie hat sich vor ihrer Zusage Gedanken gemacht, ob sich eine Teilnahme bei »Temptation Island« negativ auf zukünftige Bewerbungen auswirken könnte. »Aber bisher glaube ich das nicht.«

Auf Instagram habe sie vereinzelt »nicht so nette Nachrichten« bekommen. Das hatte vor allem mit dem von RTL verfassten Kurzporträt der »schönen Optimistin« zu tun, das von einigen Klatsch-Portalen aufgegriffen wurde. Dort heißt es, Marie sei auf Temptation Island dabei, »weil ich selbst betrogen wurde und am Boden zerstört war und jetzt wieder mein Glück finden und Spaß haben will«. Außerdem wolle sie zeigen, wie naiv viele Frauen sind. »Einzelheiten davon sind wahr, aber im Kontext macht das alles keinen Sinn«, stellt Marie Zils klar.

Marie Zilbs wurde von RTL in ein falsches Licht gestellt

Wahr ist, dass die Tübingerin von ihrem ehamligen Freund betrogen worden ist. »Ich hätte mir damals Videos über meinen Ex gewünscht, um zu sehen wie er wirklich drauf ist.« Den anderen Frauen wolle sie nicht  - wie von RTL behauptet -  schaden, sondern vielmehr helfen. »Ich will ihnen helfen zu zeigen, wie sich ihre Freunde verhalten, wenn sie nicht dabei sind.« Auf Instagram sah sich Marie Zils dazu genötigt, das in einem Video klarzustellen. »Einige Hater haben sich daraufhin sogar bei mir entschuldigt«, sagt sie. 

Im vergangenen Sommer konnte Marie Zils dann endlich sehen, wie es bei »Temptations Island« hinter den Kulissen abgeht. »Es war wie entführt zu werden«, erzählt sie. Ein Van habe sie vor der Haustüre abgeholt. »Von da an habe ich von der Außenwelt nichts mehr mitbekommen.« Ihr Handy musste sie abgeben, ohne Uhr habe man jegliches Zeitgefühl verloren. Die Tübingerin weiß nicht einmal, wo genau in Kroatien die Villa war, in der die Kandidaten zwei Wochen lang »eingesperrt« waren. »Es war wie eine andere Welt. Corona gab es quasi nicht bei uns.« Anders als hier in Deutschland konnten die Kandidaten jeden Abend zusammen Party machen, Verfüherinnen wie Marie Zils haben dafür sogar noch 500 Euro Aufwandsentschädigung bekommen. »Wir haben jeden Tag bis mindestens sechs Uhr gefeiert.« 

Aktuell Fernsehen

Warum ein Reutlinger bei der TV-Show »First Dates Hotel« mitgemacht hat

Die ersten drei Folgen hat Marie Zils bereits in der RTL-Mediathek angeschaut. »Es ist sehr surreal, sich selbst zu sehen. Aber meine Freundinnen und ich finden es sehr witzig.« In den ersten Folgen haben sich aber andere Verfüherinnen in den Vordergrund gespielt, die die vergebenen Männer sehr offensiv anflirteten. »Manche waren echt krass drauf«, sagt Marie Zils. »Ich war am Anfang zurückhaltend und habe mir alles erstmal in Ruhe angeschaut.« Aber es wird von ihr noch mehr zu sehen sein, verspricht sie. »Ich war mit einem der Männer auf einem Date.« Da sei sie auch etwas mehr in die Offensive gegangen. »Aber nicht aufdringlich. Ich habe den Kontakt gesucht, um zu schauen, was er macht«, erklärt sie ihre Flirt-Taktik - die von RTL sogar korrekt widergegeben wurde. 

Rückblickend auf ihre zwei Wochen bei den Dreharbeiten von "Temptation Island" sagt Marie Zils: "Die Erfahrung war es auf jeden Fall wert." Sie habe sich mit  Kandidatin Luisa sogar angefreundet. "Ich hätte nie gedacht, dass ich dort tiefgründige Gespräche mit jemandem führen kann." Insgesamt habe sie viel dazu gelernt: "Ich bin offener geworden, habe nicht mehr so ein Schubladen-Denken. Und mein Selbstvertrauen ist zwischen all den gutaussehenden Mädels viel größer geworden." Deshalb sagt Marie Zils über "Temptation Island: "Ich würde es wieder machen." (GEA)