TÜBINGEN. Tausende Besucher haben in Tübingen das traditionelle Stocherkahnrennen beobachtet. Pünktlich um 14.00 Uhr starteten 56 Mannschaften in hölzernen Booten zum Rundkurs um die Neckarinsel. Bei sommerlich heißem Wetter kamen sie schon auf den ersten Metern ins Schwitzen, bevor sie die eigentliche Herausforderung der Rennstrecke erreicht hatten: die als »Nadelöhr« bezeichnete Engstelle unter der Neckarbrücke. Jede Mannschaft muss sich vor dem Endspurt flussaufwärts gleich zwei Mal hindurchmanövrieren - vor und nach der Umrundung des Brückenpfeilers Mitten im Neckar.
Die Ziellinie erreichte nach nicht einmal 20 Minuten das Team »Orang Ukahn« als erstes. Es hatte sich schon kurz nach dem Start an die Spitze gesetzt und die Position beibehalten. Ungefähr doppelt so lange brauchten die Langsamsten: die Mannschaft des Vereins Deutscher Studenten zu Tübingen. Ihnen war unterwegs die Stocher-Stange abgebrochen.
Bei der Siegerehrung im Garten der ausrichtenden Alten Straßburger Burschenschaft Germania zu Tübingen musste traditionell jeder aus der Verlierermannschaft einen halben Liter Lebertran auf ex trinken. Fischöl gab es zur Strafe auch für zwei von den Ausrichtern disqualifizierte Mannschaften, unter anderem die Verbindung Normannia, deren Kahn beim Rennen vollgelaufen war.
Stocherkähne werden in der Regel mit einer langen Holzstange vom Flussbett abgestoßen und so angetrieben. Die Mannschaften haben aber auch mit den Händen gepaddelt, um auf eine gute Geschwindigkeit zu kommen. Vor Beginn des Rennens präsentierten sich die Teilnehmer bei einer Kostümparade auf dem Neckar - unter anderem im Abba-Outfit und als Piraten verkleidet.
Den Wettstreit gibt es schon seit Jahrzehnten. Aus einem spontanen Rennen mit sieben Mannschaften im Jahr 1956 wurde im Lauf der Zeit ein Riesenspektakel. (dpa)