TÜBINGEN. Mit Boris Palmers Amtsantritt 2007 gab's ein Versprechen: Auch im Rathaus wird man sich verstärkt um Klimaschutz kümmern und den Bürgern ein Vorbild sein. In diesen Tagen wurde wieder eine Bilanz vorgelegt.
Manches läuft besser, anderes kommt nicht so recht in Schwung. Bernd Schott, Leiter der Stabsstelle Umwelt- und Klimaschutz, hat den Gemeinderäten eine Übersicht präsentiert und festgestellt: Die Bürgervertreter haben selbst einen großen Beitrag geleistet. »Der Gemeinderat war der Haupt-Papierproduzent.« Unzählige Vorlagen müssen nicht mehr in großer Zahl gedruckt werden, weil sie auf digitalem Weg zugänglich gemacht werden.
Dennoch lag der Gesamt-Verbrauch zuletzt im Jahr bei 12,3 Millionen Blatt Papier. Die größten Papierstapel produzierten dabei die Schulen (mehr als sieben Millionen Blatt). Im Rathaus selbst hat man eine deutliche Verringerung um 1,3 Millionen registriert, seit mehr Unterlagen digital verbreitet werden. Schott legt Wert auf den Hinweis, dass man stark darauf hingewirkt hat, hundert Prozent Recyclingpapier zu verwenden. »Bei den Schulen haben wir kaum Einfluss auf die Papiermengen«, so der Leiter der Stabsstelle.
Wärme ist der dickste Brocken
Größte Quelle für die Entstehung von klimaschädlichem CO₂ ist die Wärmeversorgung. Dass man den Bedarf trotz einer Ausweitung der genutzten Flächen um mehr als 15 Prozent gesenkt hat, wird als Erfolg verbucht. Anders beim Strom, wo es einen Zuwachs in ähnlicher Größe gab.
Auf die Wärme entfallen jährlich ganz grob 2.500 Tonnen CO₂, auf Strom weniger als ein Zehntel davon, nämlich 207 Tonnen, und auf den kommunalen Fuhrpark wieder nur ein Zehntel davon, gerade mal 20 Tonnen. Auch der Weg zur Arbeit schlägt bei insgesamt rund 2.300 Beschäftigten stark zu Buche. Hier werden 1.100 Tonnen CO₂ pro Jahr produziert. Klingt nach viel? »Aus den energiebedingten CO₂-Emissionen im gesamten Stadtgebiet entfällt weniger als ein Prozent auf die Stadtverwaltung«, sagt Schott.
Mitfahr-Kampagne hat wenig gebracht
Beim Weg zur Arbeit hatten die Strategen im Rathaus eine große Kampagne für Mitfahr-Gelegenheiten ins Leben gerufen. Mitte 2024 empfahl man Fahrgemeinschaften: Eine Plattform sollte Nutzer und Anbieter zusammenbringen. Das hat nicht wirklich geklappt. Schott berichtet von gerade mal einem Dutzend Anmeldungen für Mitfahrer und sagt: »Das ist eines der dicksten Bretter.« 2012 hatte man schon mal einen derartigen Vorstoß gemacht und war auch nicht weitergekommen.
Palmer erinnerte sich in diesem Zusammenhang an seine Studentenzeit und stellt fest: »Wir haben den Daumen rausgehalten und sind hoch getrampt zur Morgenstelle. Meist wurde man sofort mitgenommen.«
10.500 »Lichtpunkte« in der Stadt
Im Vergleich mit anderen Städten und Gemeinden steht man trotzdem nicht schlecht da, heißt es im Rathaus. Andere drückten sich beispielsweise davor, den Fuhrpark umzurüsten. Von 41 Fahrzeugen im Fuhrpark hat Tübingen 17 auf elektrischen Antrieb umgestellt.
Und beim Strombedarf kann man auf die Umstellung auf »Licht nach Bedarf« verweisen. Das heißt, bei Nacht brennt die Laterne nur, wenn eine Bewegung wahrgenommen wird, und nicht, wenn keiner in der jeweiligen Straße unterwegs ist. Im Stadtgebiet hat's rund 10.500 Lichtpunkte. Etwa 1.000 werden Jahr für Jahr umgerüstet. Damit habe man inzwischen den Verbrauch um fast ein Viertel gesenkt. Das Problem: Man kann jeweils nur loslegen, wenn der Förderbescheid dafür vorliegt. Beginnt man vorher, muss die Stadt komplett alles selber zahlen. Laut Auskunft der Rathaus-Verwaltung vergeht oft mehr als ein Jahr, bis die Bewilligung eingeht. Inzwischen liegen mehrere Bescheide vor. Im Rathaus ist man daher optimistisch, dass man auf diesem Sektor vorankommt. (GEA)

