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Tübinger Nordring: Teilsperrung statt Sanierung

Der Unistadt geht das Geld aus. Bei den Investitionen wird der Rotstift angesetzt. Betroffen ist unter anderem eine für viele wichtige Verkehrsachse in Tübingen.

Kein Geld für die Sanierung des Nordrings, deswegen soll die rechte Spur auf 1,3 Kilometer gesperrt werden. Betroffen sind unter
Kein Geld für die Sanierung des Nordrings, deswegen soll die rechte Spur auf 1,3 Kilometer gesperrt werden. Betroffen sind unter anderem Autofahrer, die zum Technologiepark, zu den Kliniken, der Kunsthalle oder der Geschwister-Scholl-Schule wollen. Foto: Joachim Kreibich
Kein Geld für die Sanierung des Nordrings, deswegen soll die rechte Spur auf 1,3 Kilometer gesperrt werden. Betroffen sind unter anderem Autofahrer, die zum Technologiepark, zu den Kliniken, der Kunsthalle oder der Geschwister-Scholl-Schule wollen.
Foto: Joachim Kreibich

TÜBINGEN. 12,4 Millionen Euro waren nicht genug. Das Regierungspräsidium hat den Tübinger Haushalt nicht genehmigt und verlangt weitere zwölf Millionen Einsparung. Die Mitarbeiter im Rathaus haben sich deswegen mit dem Rotstift auf die Suche nach weiteren Streichposten gemacht und die Investitionsliste mit rund 250 Vorhaben durchforstet. Eine Konsequenz: Der Nordring wird nicht saniert, sondern eine Spur wird gesperrt.

»Das wird die Öffentlichkeit beschäftigen«, weiß Baubürgermeister Cord Soehlke. Denn die 1961 gebaute Straße ist nicht irgendeine, sondern die Hauptverbindung in den Tübinger Norden für alle, die von Westen kommen, also zum Beispiel aus dem Landkreis Reutlingen. Sie erschließt zum einen die Stadtteile Wanne, Waldhäuser Ost und »Sand«. Aber auch für viele Pendler und Besucher ist der Nordring der Weg ans Ziel.

Die linke Spur hält länger durch

Die Wegweiser im Tal in der Wilhelmstraße zeigen die Verbindung an hoch zu den Kliniken, dem Botanischen Garten und der Kunsthalle. Aber auch die Geschwister-Scholl-Schule mit vielen auswärtigen Schülern, die Waldorfschule und der Technologiepark, die Sternwarte und das Cyber Valley befinden sich oben auf dem Berg und sind in erster Linie über den Nordring zu erreichen.

Tiefe Spurrillen, Risse im Asphalt und einige Schlaglöcher: Auto- und vor allem Zweiradfahrer schimpfen schon seit Langem über die Holperpiste. Deswegen war eigentlich eine Sanierung geplant. Weil das Regierungspräsidium jede Ausgabe genehmigen muss, ist klar: Daraus wird erstmal nichts. Stattdessen wird die rechte Spur, die sich in schlechterem Zustand befindet, auf 1,3 Kilometer Länge gesperrt. Autos, Motorräder und Busse nutzen dann die andere Fahrbahn, für die Bushaltestellen lässt man eine Lücke. »Die linke Spur hält länger durch«, sagt Tiefbauamtschefin Heike Weißer. Das gilt auf dem Weg hoch wie auch runter zur Wilhelmstraße.

Der Wegweiser macht klar: Das ist eine auch von Auswärtigen viel genutzte Verbindung zu den Zielen im Norden der Stadt.
Der Wegweiser macht klar: Das ist eine auch von Auswärtigen viel genutzte Verbindung zu den Zielen im Norden der Stadt. Foto: Joachim Kreibich
Der Wegweiser macht klar: Das ist eine auch von Auswärtigen viel genutzte Verbindung zu den Zielen im Norden der Stadt.
Foto: Joachim Kreibich

Die Sanierung ist damit nur aufgeschoben. Doch wann die Unistadt wieder über genügend Mittel verfügt, steht nicht fest. Auch für die Sperrung gibt es noch keinen Zeitplan.

Natürlich ist der Nordring nicht das einzige Vorhaben, das sich die Unistadt derzeit nicht leisten kann. Bei der Hügelschule, die sich neben der Reutlinger Straße befindet, rückt beispielsweise die Sanierung der Mauer in weite Ferne. Geht nicht anders. »Viel kaputter kann die Mauer nicht werden«, sagt die Tiefbauamtschefin seufzend.

Auch bei den Radwegen: Beschränkung aufs Wesentliche

Generell gilt »Reduktion auf das Wesentliche«, wie Baubürgermeister Soehlke hervorhebt. Das betrifft auch Radwege. »Wir können nicht so weitermachen wie bisher.« Am Radverkehrskonzept 2030 wird offenbar erst mal nicht weitergeplant.

Aus der Streichliste, die das Regierungspräsidium verlangt, fallen einige Posten raus, weil die Arbeiten schon begonnen haben. Das ist bei der Musikschule der Fall, ebenso bei der Erweiterung des Jugendcafé Bricks und beim Vorhaben am Hechinger Eck (neben der B 27). Andere Projekte wie die Tankstelle für die Feuerwehr und Maßnahmen am Carlo-Schmid-Gymnasium tragen behördenintern den Vermerk »unabweisbar«, müssen also umgesetzt werden. Die Waschhalle für die Feuerwehr dagegen, immerhin 400.000 Euro teuer, wird geschoben.

Für das neu entstehende Viertel an der Marienburger Straße wiederum gilt: Das bringt der Stadt Geld, darf also umgesetzt werden. Außerdem verweist Soehlke darauf, dass man den Verlust bereits zugesagter Zuschüsse verhindern will. Bei der weiteren Renaturierung der Ammer ist genau dies das Problem. Hier will man klären, ob man die Fördermittel auch später noch bekommt. (GEA)