TÜBINGEN. Am Sonntagvormittag lernten Jagdschüler der Kreisjägervereinigung Tübingen (KJV) verschiedene Jagdhunderassen und deren Einsatzgebiete kennen. Die bei einem Unfall getötete Wildsau wurde indes nicht verspeist. Mit einer gelegten Fährte zeigten zum Beispiel sogenannte Schweißhunde, wie sie zu ihr finden. »Wir haben ein Team, das Tag und Nacht in solchen Fällen im Einsatz ist«, sagte Pressewart Thomas Schälling. Die Schweißhunde sind speziell dafür ausgebildet, solche Tiere zu finden. Im Normalfall verkürzen die Jäger dann das Leiden und schießen.
Viel Schwarzwild im Landkreis
Die in Tübingen auf der Wiese fachgerecht zerlegte Wildsau lag davor eine Weile in der Gefriertruhe, damit sie für die Vorführung bereit ist. »Es gibt nach wie vor zu viel Schwarzwild«, sagte Ausbildungsleiter Ulrich Maurer. Gerade um die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest zu verhindern, werde dieses verstärkt bejagt.
In der Vorstellungsrunde erläutert Stephanie Kerger, Hundeobfrau bei der KJV Tübingen, die Besonderheiten von etwa 20 Jagdhunderassen. Im Anschluss zeigten die Hunde ihr Können im jagdlichen Einsatz: Vorstehen, Apportieren und Nachsuchen wurden auf dem Gelände rund um den Schulungsraum der Kreis-jägervereinigung Tübingen simuliert. »Jungjäger sollen die verschiedenen Rassen kennenlernen und eine Entscheidungshilfe erhalten«, sagte Kerger. Je nach Einsatzgebiet sind bestimmte Rassen besser geeignet. Vorstehhunde zum Beispiel zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, Wild anzuzeigen, indem sie sich in einer »Steht«-Position (Vorstehen) fixieren, wenn sie Wild erspähen. Diese Hunde arbeiten hauptsächlich auf Niederwild wie Vögel (zum Beispiel Fasane, Rebhühner) und zeigen dem Jäger, wo sich das Wild befindet. Bekannte Rassen sind Deutsch Drahthaar, English Pointer und Weimaraner. Stöberhunde hingegen sind darauf trainiert, Wild aufzuspüren und aufzuscheuchen. Sie arbeiten im dichten Gestrüpp und bewaldeten Gebieten, um das Wild aus seinem Versteck zu treiben, sodass der Jäger es erlegen kann. Bekannte Rassen sind zum Beispiel der Cocker Spaniel und der Labrador Retriever. Apportierhunde sind darauf spezialisiert, erlegtes Wild zu holen und zum Jäger zu bringen. Sie werden sowohl bei der Jagd auf Wassergeflügel als auch bei der Jagd auf anderes Niederwild eingesetzt. Schweißhunde sind besonders talentiert bei der Nachsuche von verwundetem Wild. Sie folgen dem Blutgeruch und die »Schweißspur« des erlegten Tieres, um es zu finden. Diese Hunde werden vor allem bei der Jagd auf Hochwild wie Rehe, Wildschweine oder Hirsche eingesetzt, um verletztes Wild zu suchen. Bau- und Fährtenhunde sind darauf spezialisiert, Wild, das sich im Bau (zum Beispiel Füchse, Kaninchen) oder in schwer zugänglichen Gebieten versteckt, aufzuspüren und zu stellen.
Es gibt auch »Allroundhunde«, die sowohl Eigenschaften von Stöberhunden als auch von Apportierhunden vereinen. Rassen wie Deutsch Kurzhaar und Deutsch Langhaar gelten als vielseitig: Sie haben eine gute Nase und die Fähigkeit, Wild zu apportieren.
»Hier werden immer wieder Vorentscheidungen getroffen, unbedingt einen Jagdhund auszubilden und jagdlich zu führen. Sie sind seit Jahrhunderten treue und unverzichtbare Begleiter auf der Jagd«, sagte Ulrich Maurer. Ältere Mitglieder nutzten bei der Veranstaltung die Gelegenheit, ihr Wissen aufzufrischen und Kontakte zu pflegen. Mittags gab es rote Wurst und kühle Getränke am Lagerfeuer. (GEA)