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Aktuell Soziales

Tübinger Friseur erhält Preis

Der Tübinger Friseur Marc Assenheimer nahm für die »Barber Angels« den Lea-Mittelstandspreis entgegen

Marc Assenheimer (vorne in der Mitte) mit dem Preis, dahinter im roten Blazer Nicole Hoffmeister-Kraut, Wirtschaftsministerin v
Marc Assenheimer (vorne in der Mitte) mit dem Preis, dahinter im roten Blazer Nicole Hoffmeister-Kraut, Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg. Sie hat den Preis übergeben. FOTO: WEBER
Marc Assenheimer (vorne in der Mitte) mit dem Preis, dahinter im roten Blazer Nicole Hoffmeister-Kraut, Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg. Sie hat den Preis übergeben. FOTO: WEBER

TÜBINGEN. »Für mich persönlich war es ein Highlight und ein schönes Gefühl, diesen Preis zu bekommen, gemeinsam mit anderen Menschen, die sich ebenfalls sozial engagieren.« Der Tübinger Friseur Marc Assenheimer war vor fast zehn Jahren Mitbegründer des Projekts »Barber Angels«, ein Netzwerk von über 800 Friseurinnen und Friseuren, das Obdachlosen und Bedürftigen kostenlose Haarschnitte anbietet. Dieses ehrenamtliche Engagement wurde jetzt mit dem Lea-Mittelstandspreis ausgezeichnet. Assenheimer vertrat bei der Preisübergabe im Neuen Schloss in Stuttgart durch Nicole Hoffmeister-Kraut, Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg, den erkrankten Biberacher Friseur Claus Niedermaier, der das Projekt vor fast zehn Jahren als Ideengeber initiierte.

Die Organisation »Barber Angels Brotherhood« ist mittlerweile in zwölf Ländern aktiv, hat sogenannte Chapter etwa in Österreich, Spanien, Chile, Brasilien oder in der Schweiz. Weltweit hat das Netzwerk mehr als 100 000 Menschen frisiert, ohne Gegenleistung. Vorstandsmitglied Assenheimer betont, der ehrenamtliche Einsatz bedeute ihm sehr viel. »Mir geht es gut, das ist mir sehr bewusst. Mit meinem Engagement kann ich von meinem Dank ans Leben etwas zurückgeben.« Wie seine Kolleginnen und Kollegen bespricht er vor dem Haarschnitt mit seinen Gästen genau, wie sie sich ihre neue Frisur vorstellen. »Sie können ihre Ideen einbringen, die wir dann nach ihren Vorstellungen umsetzen. Wir machen nichts anderes, als bei der Arbeit in unseren Salons.«

Wertschätzen und anerkennen

Nach dem Haarschnitt erlebe er die Gäste als sehr dankbar und zufrieden, nicht wenige seien nahezu euphorisch. »Wir können bei Menschen neue Impulse setzen, ein neuer Haarschnitt macht ja was mit der Identität und kann das Selbstwertgefühl stärken«, so Assenheimer. Genau diese positive Erfahrung könne ein erster Schritt zurück in die Gesellschaft sein. »Unsere Gäste erzählen uns, dass sie sich danach wieder trauen, nach einer Wohnung oder einem Job zu fragen«, berichtet Niedermaier. Für beide Friseure bedeutet die Auszeichnung mit dem Lea-Mittelstandspreis Wertschätzung und Anerkennung ihres freiwilligen Engagements. »Außerdem motiviert er uns, auch in Zukunft Solidarität zu leben.«

Dieses Jahr gründeten die »Barber Angels« in Südafrika in Hout Bay Harbour ein weiteres Chapter, knüpften vor Ort Kontakte und suchten Sponsoren. Assenheimer war beim ersten Einsatz für sozial schwache Menschen in der Nähe von Kapstadt dabei, der vor allem sehr junge Menschen, teilweise auch ganze Familien anzog.

»Anfangs reagierten sie auf das kostenlose Angebot skeptisch, so etwas gab es in dieser Form noch nicht bei ihnen. Sie kannten das einfach nicht.« Überrascht haben ihn vor allem die Wünsche der Männer. »Sie wollten überwiegend eine Glatze.«

Insgesamt sei der Aufenthalt sehr emotional gewesen. »Besonders die Kinder haben sich sehr gefreut, dass wir ihnen dann noch kleine Geschenke mit auf den Weg gaben.« Im nächsten Frühjahr reist Assenheimer mit Kollegen wieder nach Südafrika. Es kommt dann auch ein »Barber Angel« zur Gruppe, der in dem Land überwintert und sich dort gut auskennt. Er wird beim Schneiden helfen. »Wenn ich sehe, wie groß die Freude unserer Gäste dort ist und wie gerne sie zu uns kommen, um sich frisieren zu lassen, spornt mich das weiter an.«

Im ZDF-Fernsehgarten zu sehen

Als einheitliches Outfit haben die »Barber Angels« Lederkutten gewählt. »Sie schaffen eine lockere Atmosphäre«, weiß Assenheimer. Das war auch Anfang September zu sehen, als die Organisation in den ZDF-Fernsehgarten passend zum Motto »Rock im Garten« eingeladen war. Assenheimer und seine Kollegen Niedermaier und Aslar präsentierten Moderatorin Andrea Kiewel und den Zuschauern praxisnah ihre Arbeit, indem sie während acht Minuten an Modellen zeigten, wie ein Bart richtig gepflegt wird.

»Von den Proben am Vortag bis zum Auftritt am Sonntag war es für mich absolut ein Erlebnis. Wir haben uns sehr darüber gefreut, unser Tun vorstellen zu dürfen.« (GEA)

 

DER LEA-MITTELSTANDSPREIS

Leistung, Engagement, Anerkennung, kurz »Lea«: der Mittelstandspreis ist eine Auszeichnung für eine besondere soziale Verantwortung in Baden-Württemberg. Mit der Lea-Löwin in den Landesfarben Gelb und Schwarz würdigen das Wirtschaftsministerium, Caritas und Diakonie seit 2007 das gesellschaftliche Engagement kleinerer und mittlerer Unternehmen. In diesem Jahr gingen 221 Bewerbungen ein, darunter zahlreiche aus dem Handwerk. (GEA)