TÜBINGEN. Beschlagene Brillengläser im Winter oder beim Sport, Kontaktlinsen, die ein Fremdkörpergefühl erzeugen: Damit sind zahlreiche Menschen, die unter einer Fehlsichtigkeit leiden, konfrontiert. Um nicht mehr auf eine Sehhilfe angewiesen zu sein, unterziehen sie sich deshalb manche einer Augenlaser-Operation. Dr. Konstantinos Gklavas, Facharzt für Augenheilkunde mit Schwerpunkt Refraktive Chirurgie an der Uniklinik Tübingen, unterhält sich mit dem GEA über mögliche Gefahren und Risiken und darüber, was einen Patienten bei dem Eingriff erwartet.
Welche Augenprobleme lassen sich lasern?
Zur Refraktiven Chirurgie gehören Eingriffe, die eine Fehlsichtigkeit korrigieren. Gklavas operiert Patienten, die kurzsichtig sind oder unter einer Hornhautverkrümmung leiden. »Nur begrenzt wird auch Weitsichtigkeit operiert. Denn die Ergebnisse sind nicht so zufriedenstellend«, berichtet der Mediziner. »Patienten ab 50 mit einer Altersweitsichtigkeit empfehlen wir statt einer Laser- eine Refraktive Linsenoperation«, erläutert er. In dem Fall wird die natürliche Linse durch eine künstliche ersetzt.
Augenkrankheiten wie Grauer und Grüner Star können auch mit einem Laserverfahren behandelt werden, fallen jedoch nicht im Anwendungsbereich der Refraktiven Chirurgie. »Hierbei handelt es sich nämlich um die Heilung von Augenkrankheiten und nicht um die Korrektur einer Fehlsichtigkeit«, erläutert der Augenarzt.
Ab welchem Alter wird eine Augenlaser-OP empfohlen und welche Methoden werden an der Tübinger Uniklinik angeboten?
"Die OPs sind vorwiegend für Patienten zwischen 20 und 40 Jahren gedacht", sagt Gklavas. "An der Uniklinik Tübingen werden folgende Methoden angeboten: PRK (Photorefraktive Keraktomie), LASIK (Laser-in-situ Keratomileusis) und Laser-Lentikel-Extraktion."
Wie ist der Ablauf der jeweiligen Methode?
Bei allen Methoden werden die Augen noch vor dem Eingriff mit Tropfen betäubt. Der Vorteil der PRK ist, dass auf den Einschnitt der Hornhaut verzichtet wird. Stattdessen gibt der Arzt eine Lösung aus verdünntem Alkohol auf das Auge. Danach kann er die oberste Zellschicht der Hornhaut mit dem Laser leicht ablösen und mit einem feinen chirurgischen Werkzeug zur Seite schieben. Auf diese Weise wird die Fehlsichtigkeit korrigiert. Nach der OP dauert es sechs bis acht Wochen, bis das Maximum der Sehkraft erreicht wird. Laut Gklavas ist dieses Verfahren das Sicherste im Gegensatz zu den anderen beiden, da die Hornhaut von einem Einschnitt verschont bleibt.
Mit dieser Methode kann eine Kurzsichtigkeit bis maximal - 8 Dioptrien korrigiert werden, eine Hornhautverkrümmung bis maximal +6 Dioptrien. Für weitsichtige Personen ist diese Methode eher nicht zu empfehlen. »Trotzdem kann die Methode auch bei einer Weitsichtigkeit mit bis zu +3 Dioptrien angewendet werden«, sagt der 38-jährige Mediziner.
Bei LASIK wird eine hauchdünne Schicht Hornhaut vom Auge abgetrennt. Dieser sogenannte "Flap" wird zur Seite geklappt. Jetzt kommt der Laser zum Einsatz. Er trägt kleine Teile der Hornhaut des Auges ab. Anschließend wird der Flap wieder zurückgeklappt, saugt sich fest und verschließt die Wundfläche. "Diese Methode ist schmerzfrei und die Sehschärfe ist von Anfang an gut. Außerdem hat sie einen breiteren Anwendungsbereich als die PRK", sagt Gklavas. Jedoch bestehen mehr Risiken, da sich die Wunde am Auge entzünden kann. LASIK eignet sich bei einer Hornhautverkrümmung bis zu +6 Dioptrien und einer Kurzsichtigkeit bis -10 Dioptrien und einer Weitsichtigkeit von +4 Dioptrien. "Wenn man eine Weitsichtigkeit mit Laser korrigieren möchte, dann ist die LASIK die geeignetste", sagt der Augenchirurg.
Im Gegensatz zur LASIK wird bei der Laser-Lentikel-Extraktion kein Hornhautdeckel geschnitten und aufgeklappt, um das Hornhaut-Innere für den Laserabtrag freizulegen. Unter Verwendung des Lasers werden innerhalb der Hornhaut linsenförmige Gewebestücke (Lentikel) herausgeschnitten. Ist der Lentikel erfolgreich aus dem Hornhautgewebe ausgeschnitten, muss dieser anschließend aus dem Auge entfernt werden. Der Anwendungsbereich: Kurzsichtigkeit bis -10 Dioptrien und Hornhautverkrümmung bis +5. "Laut den Richtlinien der KRC (Kommission für Refraktive Chirurgie) soll die Weitsichtigkeit nicht mit Laser-Lentikel-Extraktion behandelt werden. Dies ist der aktuelle Stand, der sich in der Zukunft aber auch ändern könnte", so Gklavas.
Was für Komplikationen können auftreten?
"Je nachdem, welche Methode angewendet wird, können unterschiedliche Komplikationen vorkommen. Von trockenen Augen, Hornhautnarben, Hornhautverwölbungen bis hin zu doppeltem Sehen ist alles dabei. Einer der größten Ängste zahlreicher Patienten, ist nach der OP zu erblinden. Doch die Wahrscheinlichkeit ist extrem gering. "So etwas habe ich bisher bei keinem Patienten erlebt", sagt Gklavas.
Wie viel Geld kostet eine Augenlaser-Operation?
Die Kosten müssen Patienten selbst übernehmen. »Sie variieren«, berichtet der Mediziner. Sie beginnen bei knapp 900 Euro und reichen bis zu 2.800 Euro pro Auge.
Was sollte ein Patient beachten, sofern er beschließt, im Ausland operiert zu werden?
»Wie in Deutschland, so gibt es überall gute und schlechte Ärzte. Die Augenärzte in der Türkei sind zum Beispiel generell gut ausgebildet«, sagt er. Hinsichtlich der Nachsorge ist Gklavas aber skeptisch. »Was passiert, wenn nach der OP etwas schiefläuft und man schon zurück in Deutschland ist?« Ganz egal wie gut ein Chirurg sei, so Gklavas, Komplikationen seien nicht auszuschließen. Schließlich sei trotz Voruntersuchungen nicht vorherzusehen, wie die Augen, auf den Eingriff reagieren.
Warum bevorzugen es einige Augenärzte, weiterhin eine Brille zu tragen?
»Ich trage auch eine Brille. Und das, aus einem bestimmten Grund: Meine Kurzsichtigkeit ist gering. Das heißt, in meinem Alltag bin ich nur bedingt auf eine Sehhilfe angewiesen. Daher lohnt sich so ein Eingriff für mich nicht. Aber es gibt tatsächlich einige Augenärzte, die es bevorzugen, eine Brille zu tragen, statt ihre Augen operieren zu lassen, weil sie immer wieder mitbekommen, welche Komplikationen bei einer OP auftreten können.« (GEA)