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Aktuell Offener Brief

Tübinger Ärztegruppe und Post-Vac-Betroffene fordern: »Impf-Empfehlung aussetzen«

Tübinger Ärztegruppe und Post-Vac-Betroffene schreiben an Federle, Palmer und Klinikchef Bamberg. Eigene Ambulanz an der Uniklinik gefordert

Corona-Impfung
Ein Mann wird gegen Corona geimpft. Foto: Christian Charisius
Ein Mann wird gegen Corona geimpft.
Foto: Christian Charisius

TÜBINGEN. Werden Long-Covid-Patienten ausreichend betreut? Und was ist mit Menschen mit Post-Vac-Syndrom – also mit Beschwerden nach einer Covid-Impfung? Eine Gruppe von Ärzten und Post-Vac-Betroffenen hat sich jetzt mit der Bitte um Unterstützung an die Pandemie-Beauftragte Lisa Federle, OB Boris Palmer und Klinikchef Michael Bamberg gewandt.

Die Unterzeichner eines offenen Briefes fordern medizinische Versorgung für Betroffene und ein Aussetzen der aktuellen Stiko-Empfehlung für Covid-19-Impfstoffe. An der Uniklinik müsse umgehend eine Ambulanz für Post-Vac-Fälle eingerichtet werden – oder die dort existierende Long-Covid-Ambulanz müsse ihren Aufgabenkreis erweitern.

Musiktherapeutin Judith Bomheuer-Kuschel und die Ärztinnen Dr. Anette Riexinger und Dr. Tanja Efinger haben die Forderung losgeschickt. Auf der Unterschriftenliste steht ein Dutzend weiterer Namen von Ärzten, Therapeuten und Wissenschaftlern. Die meisten sind aus Tübingen. Die Liste mit Post-Vac-Selbsthilfegruppe ist anonymisiert und umfasst 21 Positionen.

Gespräch mit Lauterbach?

Lisa Federle hat das Schreiben am Donnerstag erhalten. Die Leitende Notärztin und DRK-Vorsitzende will es zum Anlass nehmen, um bei Gesundheitsminister Karl Lauterbach erneut nachzuhaken. Federle hat ihn mehrmals damit konfrontiert, dass genaue Informationen unerlässlich sind, um den Sachverhalt zuverlässig zu beurteilen.

»Das ist selbstverständlich«, sagt die Ärztin, »genaue Daten sind das Wichtigste.« Zunächst müsse klar sein, worin sich Long Covid und Post-Vac unterscheiden und welche Beschwerden wann wie oft und unter welchen Umständen auftreten.

Am Donnerstagabend waren sowohl die Tübingerin als auch der Gesundheitsminister Gast beim Kindergesundheitsgipfel der »Bild«-Zeitung in Berlin. Federle hat dort für ihr Projekt »Bewegt euch« geworben und einen Vortrag gehalten.

Was die Impf-Empfehlung betrifft: Federle ist gegenwärtig zurückhaltend. »Aber das ist immer eine Moment-Aufnahme.« Boris Palmer, den die Ärztegruppe ebenfalls angeschrieben hat, befindet sich in seiner Auszeit. In der Uniklinik, dem dritten Adressaten, hieß es, man werde sich mit dem Schreiben auseinandersetzen und dann gegebenenfalls Stellung nehmen. (GEA)