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Tübingens ältestes Wohnheim Münze 13 ist besetzt

Das älteste Tübinger Wohnheim in der Münzgasse bedarf dringend der Sanierung. Bewohner befürchten ähnliches Szenario wie in der »Wilhelma« oder Münzgasse 7

Vor der »Münze 13« haben sich am Samstag rund 250 Unterstützer mit Plakaten versammelt.  FOTO: STURM
Vor der »Münze 13« haben sich am Samstag rund 250 Unterstützer mit Plakaten versammelt. FOTO: STURM
Vor der »Münze 13« haben sich am Samstag rund 250 Unterstützer mit Plakaten versammelt. FOTO: STURM

TÜBINGEN. Rund 250 Unterstützer haben sich am Samstagnachmittag vor dem Wohnheim »Münze 13« in der Tübinger Münzgasse versammelt. Die 22 Bewohner erklärten das Gebäude für besetzt. Das klingt zunächst kurios, denn das Gebäude gehört dem Tübinger Studentenwerk, das Wohnheim ist allerdings selbstverwaltet.

Nach Angaben der Bewohner verweigert Oliver Schill, Chef des Studentenwerks, jeglichen Dialog über die Perspektive des Hauses. Man habe keinen Ansprechpartner und kein Budget für eine dringend erforderliche Sanierung: Das betrifft die Bausubstanz des Gebäudes, samt alter Fenster, die zumeist nicht mehr schließen, und eine lecke Gasleitung. Im Herbst fiel zudem die Heizung aus und wurde bislang noch nicht wieder instand gesetzt.

Die Bewohner befürchten, das Studentenwerk verschleppe die Sanierung – ein derartiges Vorgehen habe man am Beispiel der Wohnheime »Wilhelma« in der Wilhelmstraße und in der benachbarten Münzgasse 7 beobachten können: Anstelle eines nachhaltigen Gebäudemanagements seien die Häuser so lange heruntergewirtschaftet worden, bis die Bewohner aufgrund dessen Zustands entmietet werden konnten.

Mieter wollen das Haus kaufen

Auf deren Wünsche sei nach der anschließenden Kernsanierung keine Rücksicht genommen und die Selbstverwaltung eingeschränkt worden. Zudem wurden die Mietpreise auf das doppelte des vorherigen Betrags angehoben.

Seit sieben Jahren bemühen sich die Bewohner der Münze 13, das Gebäude zu erwerben, um selbst in der Lage zu sein, es wieder auf Vordermann zu bringen. Unterstützung erhalten sie ideell von Tübingens Baubürgermeister Cord Soehlke und finanziell vom Mietshäuser Syndikat. Darin sind – deutschlandweit – selbst organisierte Hausprojekte zusammengeschlossen, mit dem Ziel, Wohnraum als Spekulationsobjekt vom Markt zu nehmen und erschwingliches Mieten zu ermöglichen.

In der humorvollen Aktion am Samstag (»Danke, dass Ihr vor unserem Haus herumsteht …«), verwiesen die Bewohner der Münzgasse 13 auf die Geschichte des denkmalgeschützten Gebäudes: Es wurde 1533 von der Martianiums-Stiftung gebaut – als Wohnheim für arme Studenten, denen Kost und Logis zur Verfügung gestellt wurde.

In der jüngeren Geschichte Tübingens stand das Gebäude zunächst für Repressalien: Während des Dritten Reichs diente es als Hauptquartier der Gestapo, nach dem Krieg wurde dort die Polizei untergebracht, ehe die Innenstadtwache 1976 in den Pfleghof umzog. Danach stand das Gebäude leer – ehe es am 27. Februar 1977 erstmals besetzt wurde.

Der heute 84-jährige James Hope, damals dabei, wohnt noch immer dort. Er erzählte launig von jenen Tagen und vom seitdem Erreichten. Dazu gehört vor allem die Etablierung der Hausbar unter dem Namen »Blauer Salon« im Kulturleben der Stadt Tübingen. (GEA)