ROTTENBURG.. Bereits das erste Teilergebnis aus Frommenhausen gab die Richtung vor: rund 60 Prozent für Stephan Neher (CDU), etwa 40 für den Arzt Klaus Weber. In der Addition der Ergebnisse blieb dies bis zum Ende weitgehend unverändert. Doch die Bischofstadt hat 17 früher selbstständige Teilorte und nicht überall lag der Amtsinhaber vorn. In Ergenzingen, Hailfingen, Schwalldorf, Seebronn und Kiebingen triumphierte der 73-jährige Weber. Der Arzt betonte, dass er den Bürgern eine ernsthafte Wahl und eine inhaltliche Auseinandersetzung verschafft habe. Es sei nicht um reinen Protest gegangen. »Ich hätte gern gewonnen.«
Der alte und neue Rathauschef dagegen zeigte sich erleichtert. »Wir können jetzt an die erfolgreiche bisherige Arbeit anknüpfen. Das war mein Ziel.«
13 Stimmen mehr - und es hätte für Neher schon beim vorigen Mal gereicht
21 Stimmen hatten Neher im ersten Wahlgang am Abend der Auszählung zur direkten Wiederwahl gefehlt. Am Tag danach wurden alle strittigen Zettel noch einmal überprüft. Winzige Korrekturen konnten den Ausschlag geben. Einige wurden als ungültig eingestuft, die man tags zuvor noch hatte gelten lassen. Außerdem bekam Neher eine mehr. Damit schmolz der Abstand zur absoluten Mehrheit auf 13 Stimmen – für Neher definitiv keine Glückszahl, denn das bedeutete: 49,92 Prozent und damit ab in die Stichwahl und noch mal drei Wochen um die Gunst der Bürger werben.
Diesmal werden ein paar Stimmen hin oder her bei der Nachprüfung das Ergebnis nicht dramatisch verändern. Doch auffällig ist der gewaltige Zuwachs für Weber, der vor drei Wochen bei 25,81 Prozent gelandet war. Christl Glauder schied damals aus dem Rennen. Sie hatte nur 4,5 Prozent erhalten, gab aber eine Wahlempfehlung zugunsten des Amtsinhabers ab. Anders Volkmar Raidt. Der Landwirt und Elektro-Installateur war mit rund 19 Prozent nur Dritter, war aber erkennbar auf Konfliktkurs mit Neher.
44 Prozent Wahlbeteiligung: Wie in Balingen.
Der Amtsinhaber durfte auf seine Wählerbasis hoffen und auf weitere Empfehlungen aus dem Gemeinderat vertrauen. Sowohl seine CDU als auch Grüne und SPD hatten sich im Vorfeld der Wahl für den 51-Jährigen ausgesprochen.
Der Jurist ist seit 2008 Oberbürgermeister. Bei der Oberbürgermeisterwahl 2016 konnte Neher noch 81,5 Prozent der Stimmen auf sich verbuchen. Allerdings gab es da nur einen Gegenkandidaten. Die Wahlbeteiligung lag damals bei 36,3 Prozent. Diesmal gaben rund 44,1 der Berechtigten ihre Stimme ab. Das entspricht ziemlich genau der Beteiligung an der OB-Wahl in Balingen vor einem Jahr.
Nehers Start vor 16 Jahren
Neher wurde 2008 Nachfolger von Klaus Tappeser, als dieser als Ministerialdirektor ins Stuttgarter Wissenschaftsministerium wechselte. Die Konkurrenz war stark. Neher - damals 34 Jahre alt - holte 36 Prozent, seine beiden Mitbewerber lagen mit jeweils über 30 Prozent nur wenig dahinter.
Ins Amt kam er zunächst nur als Amtsverweser. Ein Anwalt hatte die Wahl angefochten. Neher habe im Wahlkampf über seine berufliche Qualifikation getäuscht. Er habe sich zu Unrecht als Rechtsanwalt für Verwaltungsrecht bezeichnet. Das Verwaltungsgericht Sigmaringen wies die Klage gegen die Gültigkeit der OB-Wahl jedoch ab. (GEA)