NEHREN. Das Neujahrskonzert am Mittwochabend war ein gelungener Auftakt für das Festjahr des 1925 gegründeten Musikverein Nehren. Dirigent Benedikt Nill schmiedete die Musiker seit seinem Antritt im Oktober 2023 zu einer Einheit und stellte ein attraktives Programm zusammen. Damit traf er nicht nur den Geschmack des Rottenburger Radio-Moderators Edi Graf. Dieser versicherte vorab, er sei gern »im schönsten Ort des Landkreises, der mit z beginnt«, nämlich z’Naihra. Dann bat er die Musiker zum Defilee auf die Bühne.
Das Konzert begann mit einem Marsch. Mit einem, von dem man keinen Staub entfernen musste: »Sympatria« (so viel wie: das Vaterland zusammen), komponiert vom heute 36-jährigen Thomas Asanger, stellvertretender Landeskapellmeister des oberösterreichischen Blasmusikverbands, wurde 2017 uraufgeführt. Dem fanfarenartigen Auftakt folgten Passagen mit Crescendi, schwelgerisch-getragenen Abschnitten und einem triumphalen Schluss.
Nehrener Musiker brachten frische Melodien in die Musikantenscheune mit
Den niederländischen Komponisten Jacob de Haan muss man als großen Erneuerer der Blasmusik betrachten. Sein »Concerto d’Amore«, sinfonisch vielschichtig angelegt, vereint Barockmusik mit Pop und Rock. Es verlangt einem Orchester viele Feinheiten ab. Die Nehrener Musiker unter Dirigent Nill beherrschten es. Grundiert wurde das Werk von Kristian Kolberg am Schlagzeug, der für die folgenden Stücke wieder ans Saxofon wechselte.
Viele Ideen in einem Stück, das gilt auch für den »Florentiner Marsch« von Julius Fucik. Der böhmische Komponist schuf mit dieser 1907 uraufgeführten Komposition einen viel gespielten Klassiker der Blasmusik. Ein weiterer Markstein für die Güte des Nehrener Orchesters, das damit bewies, zum Jubiläumsjahr, auch dank sieben Gastmusikern, topfit aufgestellt zu sein.
Mit Melodien aus der Feder des italienischen Filmkomponisten Ennio Morricone schwenkte das Programm zurück in die Moderne: Der niederländische Komponist und Arrangeur Johan de Meij verwob die bekanntesten Melodiepassagen aus »Spiel mir das Lied von Tod« und ein paar aus »Zwei glorreiche Halunken« kunstvoll zu einem Medley. Eine Mundharmonika, in »Spiel mir das Lied von Tod« führendes Instrument, brauchten die Nehrener Musiker nicht. Das gesamte Orchester spielte das Thema.
Benedikt Nill dürfte als Dirigent nicht nur eine Übergangslösung sein
Edi Graf bot ein paar Verse zum »Altjahresabend« aus der Feder des schwäbischen Mundartdichters Heinz-Eugen Schramm. Danach griff Dirigent Nill erneut auf das Werk eines jungen österreichischen Komponisten zurück: Sebastian Schraml, der am Sonntag 36 Jahre alt wird, wies mit »Einfach unvergesslich« nach, dass auch die Polka – in moderner, frischer Kompositionsform – wie aus dem Jungbrunnen gezogen wirken kann.
Wie gut ein Orchester ist, misst sich an der Darbietung von Welthits, die jeder kennt: Die Nehrener spielten eine wunderbare Version von »My Way«, das man vor allem in der Version von Frank Sinatra kennt. Den Gesang ersetzen hier die Solisten. Marian Saur (Trompete), Amy Bopp (Saxophon), Thomas Steinle (Posaune) sowie das Trompetenduo Niklas Lehr und Jona Heinz übernahm. Als der folgende Applaus abgeklungen war, schob das Orchester einen siebten Vers, ein Grande Finale nach.
Mit dem »Radetzkymarsch« und einer Reprise des Schlussstücks »Ein Leben lang« (von den Fääschtbänklern), mit von Herzen kommendem Gesang des gesamten Orchesters, gaben die Musiker dem Publikum, was dieses wollte – und erntete berechtigterweise Standing Ovations. (GEA)