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Aktuell Medizin

Sport als gelebte Inklusion

Beim heutigen internationalen SCI-Day wird gefragt, wie es um die Teilhabe Querschnittsgelähmter bestellt ist

Patient mit Rückenmarksverletzung bei der Rehabilitation in der BG Klinik.foto: BG Klinik
Patient mit Rückenmarksverletzung bei der Rehabilitation in der BG Klinik.foto: BG Klinik Foto: Gea
Patient mit Rückenmarksverletzung bei der Rehabilitation in der BG Klinik.foto: BG Klinik
Foto: Gea

TÜBINGEN. Der internationale SCI-Day am heutigen Donnerstag, 5. September, rückt die Inklusion querschnittgelähmter Menschen in den Blickpunkt. Spinal Cord Injury (SCI) steht für alle Formen von Rückenmarksverletzungen. In Deutschland sind jährlich mehrere Tausend Menschen davon betroffen.

»Die meisten Rückenmarksverletzungen passieren bei Verkehrsunfällen, Stürzen oder beim Sport. Verkehrsunfälle, zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit, sind häufig mit besonders schweren Verletzungen verbunden, die dann leider oft zu einer Querschnittlähmung führen«, erklärt Privatdozent Dr. Andreas Badke von der BG Klinik Tübingen, in der die frisch Verunfallten erstversorgt und später durch eine umfassende Rehabilitation auf ihr weiteres Leben vorbereitet werden: »Wir wollen ihnen möglichst die besten Voraussetzungen für ein gutes Leben schaffen«, so der Experte für Unfallchirurgie. »Berufsgenossenschaften und Unfallkassen sind die Kostenträger für alle Maßnahmen für diese Unfallopfer. Und als Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik setzen wir alle Mittel der modernen Medizin und Therapie für ihre Versorgung ein.«

Vernetzt mit 87 Ländern

Der SCI-Day richtet 2019 das Augenmerk auf die Inklusion von Menschen mit Querschnittlähmung. Im Alltag hängt die Inklusion sehr davon ab, wie zum Beispiel Wohnung, Arbeitsplatz und öffentliche Verkehrsmittel ausgestattet sind.

Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Menschen im Umfeld des Querschnittgelähmten und ihre Bereitschaft, Inklusion zu verwirklichen. »Durch eine optimale chirurgische Erstversorgung von Rückenmarksverletzungen steigt die Chance, dass funktionelle Einschränkungen wie Lähmungen möglichst gering ausfallen«, betont Badke, »Damit bessern sich natürlich auch die Voraussetzungen für die Inklusion. Wie viel möglich ist, zeigen Sportevents, an denen Querschnittgelähmte teilnehmen, etwa die Handbike Challenge, die die BG gemeinsam mit der Uni Tübingen und Industriepartnern jedes Jahr organisiert. Das ist gelebte Inklusion.«

Der SCI-Day wird von der International Spinal Cord Society (ISCoS) mit dem Ziel ausgerufen, in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Anliegen Querschnittgelähmter zu stärken. Die Gesellschaft vernetzt Kliniken und Wissenschaftler aus 87 Nationen miteinander.

Bei der vierten BG Handbike Challenge gehen am Sonntag, 15. September, in Tübingen sportbegeisterte Querschnittgelähmte an den Start und zeigen, was selbst mit einer derart schweren Behinderung sportlich alles möglich ist.

Drei Kilometer langer Rundkurs

»Wir freuen uns, mit diesem Rennen ein spannendes sportliches Angebot für Querschnittgelähmte anbieten zu können«, erklärt Badke, kommissarischer Ärztlicher Direktor der BG, die sich zum vierten Mal an der Ausrichtung der BG Handbike Challenge beteiligt. »Wir hoffen auf zahlreiche Zuschauer, die die Teilnehmer anfeuern und so dazu beitragen, das Rennen zu einer echten Inklusionsveranstaltung zu machen.«

Zuschauer können das Spektakel entlang der Strecke verfolgen. Sie führt über die Wilhelmstraße, Am Stadtgraben, Kelternstraße, Belthlestraße, Alleebrücke, Uhlandstraße, Neckarbrücke und Mühlstraße. Der Startschuss fällt um 10 Uhr an der Wilhelmstraße vor der Mensa. Dann flitzen die Teilnehmer auf dem rund drei Kilometer langen Rundkurs durch die Tübinger Innenstadt. Erfahrene Handbiker erreichen Geschwindigkeiten über 40 Stundenkilometern und gehen auch mit einigem Ehrgeiz ins Rennen. »Da werden die Kurven auch mal mit so viel Schwung genommen, dass das Außenrad abhebt«, weiß Karl Heinz Bauknecht, der Vorjahressieger, der wieder an den Start geht.

Erbe-Lauf als Rahmen

Die 4. BG Handbike Challenge steht unter dem Motto »Bring’ was ins Rollen!« und wird im Rahmen des Erbe-Laufes ausgetragen, zu dem rund 3 000 Läufer in Tübingen erwartet werden. »Das ist natürlich ein toller Rahmen, um besonders auch ehemaligen Patienten der BG eine Teilhabechance zu bieten«, so Badke. »Wir wollen zeigen, was alles dank moderner Spitzenmedizin möglich ist. Und wir wollen allen Menschen Mut machen, die durch einen Unfall eine schwere Verletzung erlitten haben. Ihnen hilft die BG Klinik mit ihren herausragenden medizinischen Möglichkeiten wieder zurück ins Leben.«

Teilnehmen können alle gehbehinderten Menschen ab 16 Jahren, die über entsprechende Handbike-Erfahrung verfügen. Gewertet wird in den Kategorien Tetraplegiker, Paraplegiker, Rennbike und Adaptivbike (jeweils Männer und Frauen). Die Startgebühren übernimmt die BG. Anmeldung unter www.tuebinger-erbe-lauf.de. Dort auch alle Details zum Rennen. (bg)

 

BG KLINIK TÜBINGEN

Spezialisiert auf chirurgische Behandlung von Verletzungen aller Art

Die BG Klinik Tübingen mit ihren Fachbereichen ist deutschlandweit eines der größten Zentren für die chirurgische Behandlung von Verletzungen aller Art bis zum Polytrauma, inklusive Versorgung schwerster Verbrennungen. Neben Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Plastischer, Hand- und Verbrennungschirurgie ist die Klinik spezialisiert auf die Behandlung Rückenmarkverletzter, die Knie- und Hüftgelenks-Endoprothetik, auf orthopädische Rehabilitationsverfahren, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie auf Intensivmedizin und Schmerztherapie. Pro Jahr werden in der BG rund 12 000 Patienten stationär und rund 50 000 Patienten ambulant behandelt. Jährlich werden etwa 12 000 operative Eingriffe gemacht. Die Klinik steht gleichermaßen für Arbeitsunfallverletzte, Kassenpatienten und Selbstzahler offen. Klinikträger ist die BG Kliniken Ludwigshafen und Tübingen gGmbH, die mit ihren beiden Kliniken zur BG Kliniken – Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung gGmbH gehört. (bg)