»Es kann sich jemand in der heutigen Zeit ein Exempel daran nehmen. Schaden wird es nicht«, heißt es zum Schluss des Stückes. Tatsächlich ist die Erzählung »Die schwarze Spinne« heute noch so aktuell wie 1843, als sie von Jeremias Gotthelf geschrieben wurde. Der 1797 geborene Pfarrerssohn schildert darin präzise die soziale Dynamik des Dorfes. Das Stück gilt als eines der Meisterwerke des Biedermeiers. Gleichnishaft verarbeitet Gotthelf christliche Vorstellungen von Gut und Böse und spielt mit den subtilen Ängsten der Dorfbewohner. Die überschlagen sich schier in gegenseitigen Schuldzuweisungen und stempeln Außenseiter zu Sündenböcken.
Das Märchenhafte der Erzählung lässt der Fantasie viel Raum. Die Akteure des N.N.-Theaters wussten dies unter der Leitung des Theater-Pädagogen Klaus Frommer vortrefflich zu nutzen. Einfallsreich setzten sie die Erzählung um.
Immer wieder werden die Zuschauer überrascht. Zwei »Hostessen« führten mit Originaltexten durch das Stück, sodass die Übergänge nahtlos gelingen. Wird es glücken, den Teufel übers Ohr zu hauen? Wird er am Ende seinen geforderten Lohn bekommen? Die Spannung des Stückes hielt bis zur letzten Minute. Sie sind allesamt Laien, die Akteure des N.N.-Theaters. Blutige Anfänger sind sie allerdings nicht. Vor zwei Jahren feierten sie zum Beispiel große Erfolge mit einem Goldini-Stück am Hofgut Einsiedel. Bei der Premiere am Samstag überzeugten sie durch ihr Können, ihre Lebendigkeit und Freude am Spiel. Auch Kostüme und Maske drückten diese Freude aus. Wenn die Zuschauer von den Schauspielern zu Beginn des Stückes zur Bühne hinter dem Schützenhaus geführt werden, dürfen sie sich freuen auf ein Sommertheater voller Dynamik und Heiterkeit. (GEA)
