TÜBINGEN. »Für eine gescheite Eisenbahn brauchst du einen großen Raum«, um sie angemessen zur Geltung zu bringen, gab ein Sammler die Devise aus. Den gab es beim Spielzeugmarkt vor dem Tübinger Museum Boxentop nicht, dafür eine große Auswahl für Sammler: von kleinen Gebrauchtstücken ab fünf Euro bis zu Raritäten im fünfstelligen Preissegment. Ein Auktionshaus aus Heilbronn zeigte zum Beispiel ein über 100 Jahre altes Schraubenschiff »Jolanda« von Märklin. Betrieben wird es mit einem Uhrwerk, das Startgebot liegt bei 16.000 Euro.
An 36 Ständen gab es am Samstag viele Gegenstände, die das Sammlerherz höher schlagen lassen: Von der weitverbreiteten Spurweite H0 bis zu großen Spurweiten, aber auch Blechautos, Dampfmaschinen und Flugzeuge konnten besichtigt und zumeist erworben werden. »Wir haben Verkäufer aus Frankreich, Belgien, Holland und Spanien da«, sagte Organisator Hans-Willi Walter aus Leonberg. Mit den Besucherzahlen sei man zufrieden, das sommerliche Wetter spiele ideal mit. »Viele Leute sind mehrere Hundert Kilometer gereist, um zu stöbern und vielleicht das eine oder andere Stück zu ergattern«, so Walter.
»Früher gab es mehr solche Märkte.« Inzwischen seien viele eingestellt worden, die inzwischen 6. Tübinger Art-Eisenbahn indes erfreue sich wachsender Beliebtheit.
Modelleisenbahnen sind nicht in Mode, in Kinderzimmern sind sie immer seltener zu finden. "Es gibt nur noch wenige solcher Messen", sagte Fritz Jacober aus Zürich. Er begleitete Klaus Forderer aus Biberach, der altes Blechspielzeug verkaufte. "Der Austausch mit anderen Sammlern ist das Schöne", sagte Jacober. Die meisten seien ältere Männer wie er selbst. "Mir gefallen die Bahnen aus früheren Jahrhunderten und das alte Blechspielzeug. Der Zustand spielt die entscheidende Rolle für den Preis.
Oldtimertreffen und Ausfahrt
Weil die Sammler altersbedingt immer weniger werden und viele Stücke beispielsweise aus Erbschaften auf den Markt kommen, seien die Preise in den letzten Jahren allgemein um 20 bis 30 Prozent gesunken. Nur Spitzenstücke sind wertstabil. Ein Verkäufer-Ehepaar ist auf die Spuren 0 und 1 von Märklin spezialisiert: von rollendem Material, über Zubehör und Gleise. Besonders imposant waren die Nachbauten von Bahnhöfen, bis ins Detail ausgestaltet und von Hand bemalt.
Unmittelbar nach dem Flohmarkt begann das Oldtimertreffen »Herzenssache« mit Fahrzeugen wie Fiat 500, Citroën – die legendäre Ente –, VW Käfer, Renault R4 und Mini. Solche Hubraum- und PS-schwachen Oldtimer erfreuen sich besonderer Beliebtheit. Sie haben das Straßenbild in den 50er- und 60er-Jahren geprägt. Mit diesen Fahrzeugen haben viele Deutsche ihre ersten Urlaube in den Schwarzwald, an den Bodensee, ins Ausland angetreten. Nachmittags stand eine kleine Ausfahrt auf dem Programm. Am Sonntag ging es auf die Schwäbische Alb. Dabei konnten die meist kleinen, hubraumschwachen Motörchen zeigen, dass sie längst nicht zum alten Eisen gehören. (stb)