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Aktuell Verkehr

So will Gomaringen die Straßen flott fürs Fahrrad machen

Schon länger ist das NNahmobilitätskonzept der Gemeinde Gomaringen in der Planung. Im Bau- und Umweltausschuss wurden die Ideen nun konkret. Im Fokus steht vor allem die verbesserte Einbindung der Radfahrer in den Gemeindeverkehr. Dazu sind insbesondere Maßnahmen in der Hinterweiler- und Schillerstraße geplant, sowie in der Ohmenhäuser und Tübinger Straße.

Die Hauotverkehrsadern in Gomaringen sollen mit einem neuen Nahmobilitätskonzept erweitert werden, was mehr Leute aufs Fahrrad l
Die Hauotverkehrsadern in Gomaringen sollen mit einem neuen Nahmobilitätskonzept erweitert werden, was mehr Leute aufs Fahrrad locken soll. Foto: Manfred Grohe
Die Hauotverkehrsadern in Gomaringen sollen mit einem neuen Nahmobilitätskonzept erweitert werden, was mehr Leute aufs Fahrrad locken soll.
Foto: Manfred Grohe

GOMARINGEN. Gomaringen hat eine individuelle Geographie. Das Auf und Ab der Hügel kann für Fahrradfahrer bisweilen recht anstrengend werden - und an manchen Stellen auch gefährlich. Auf dem Weg zur Schule oder zum Einkaufen müssen viele Gomaringer stark und schnell befahrene Straßen wie die Tübinger, Hechinger oder Reutlinger Straße kreuzen. Aber auch innerorts gibt es einige kritische Stellen, wie an der Hinterweilerstraße oder Ohmenhäuser Straße. Schutzstreifen oder Hinweise - sei es nun als Schild oder Piktogram - gibt es bislang kaum. CDU-Gemeinderat Tobias Droste brachte es bezüglich der Reutlinger Straße in Richtung Ohmenhausen auf den Punkt: »Das ist ein Selbstmordkommando. Da fährt keiner mit dem Rad.«

Deshalb erarbeitet die Gemeindeverwaltung zusammen mit einem spezialisierten Planungsbüro aus Stuttgart seit einigen Jahren ein Nahmobilitätskonzept. Das Ziel: Die Wiesaz-Gemeinde attraktiver und sicherer für Radfahrer und Fußgänger zu machen. Bertram Pfisterer, Geschäftsführer des Planungsbüros IGV, präsentierte nun konkrete Ideen, die der Gemeinderat alsbald beschließen könnte. »Die Vorschläge sind belastbar und bereits mit dem Landratsamt und dem Regierungspräsidium besprochen«, erklärte Pfisterer vor dem Gomaringer Bau- und Umweltausschuss.

Viele Absprachen notwendig

Dieser Prozess war bürokratisch aufwendig. »Weil verschiedene Behörden die Baulastträger der Straßen sind, musste viel miteinander abgestimmt werden«, sagte Pfisterer. Ob Landratsamt, Regierungspräsidium oder der Zweckverband Regionalstadtbahn - alle Akteure haben ein Wörtchen mitzureden, je nach dem, unter wessen Zuständigkeit die Straße falle. »Einige Ideen, die wir hatten, wurden auch wieder kassiert.« Nun sei man aber an einem Punkt, an dem belastbare Entschlüsse gefasst werden könnten.

Im Fokus des neuen Konzepts stehen insbesondere vier streckenbezogene Vorschläge: entlang der Hinterweilerstraße, der Schillerstraße, der Ohmenhäuser Straße und der Tübinger Straße. »Die Achse Hinterweilerstraße ist relativ breit, dort könnte man bergauf einen Schutzstreifen einrichten«, schlug Pfisterer vor. Auch eine Tempoanpassung auf 40 Kilometer pro Stunde sei möglich - dafür müsse allerdings noch der Lärmaktionsplan der Gemeinde abgewartet werden. Ebenfalls entlang der Schillerstraße sei bergauf ein Radstreifen möglich, wofür allerdings die Straße verbreitert werden müsste. Radrouten-Piktogramme lehne das Landratsamt indes ab - ebenso eine Freigabe des Gehwegs für den Radverkehr.

Lärmaktionsplan abwarten

Ein ähnliches Bild offenbart sich bezüglich der Ohmenhäuser Straße. »Das Landratsamt zeigt eine wohlwollende Haltung für einen Schutzstreifen bergauf«, sagte Pfisterer. »Auch die Erweiterung der Tempo-30-Zone bis zur Siedlungsgrenze könnte beantragt werden.« Vorerst unklar bliebe allerdings das Vorgehen in der Tübinger Straße im südlichen Ortsteil. Zwar zeige sich das Regierungspräsidium »zustimmungsbereit« für beidseitige Schutzstreifen oder Fahrrad-Piktogramme, aber zuerst müsse die Landesstraße saniert werden. Wann das allerdings geschehen soll, ist noch völlig unklar. »Für die Tempoanpassung müsste man hier auch wieder auf die Ergebnisse des Lärmaktionsplans warten.«

Ein ähnlicher Abstimmungs-Zwang gilt auch bei punktuellen Maßnahmen an vitalen Knotenpunkten und Querungen. Einem Übergang am westlichen Ortseingang habe das Regierungspräsidium bereits ebenso zugestimmt, wie einer Mittelinsel für Fußgänger am Knoten Tübinger Straße und Lubachstraße - letztere im Zuge der noch ausstehenden Straßensanierung. Die Insel sei eine gute Idee, aber die Gefahr für die Fußgänger liege an der Geschwindigkeitsbegrenzung, wie Gabriele Häfele (CDU) betonte: »Da rauschen die Autos aus Bronnweiler zu schnell rein.« Vielleicht helfe eine zusätzliche Umgestaltung der Kurve. »Bis man die Insel erreicht hat, ist man sonst schon überfahren.«

Beim geplanten Stadtbahn-Ausbau wird für Radfahrer ebenso die Verbindung zwischen der Reutlinger und Ohmenhäuser Straße angegangen, wie auch der westliche Knoten an der Hechinger und Nehrener Straße. Kleinere Maßnahmen - wie einen Bordstein für die Fahrradfahrer abzuschleifen, um die Querung angenehmer zu machen - könne die Gemeinde selbst übernehmen, sagte Pfisterer. »Es ist immer schwer, in den Bestand hineinzuplanen«, brachte Bürgermeister Steffen Heß das Grundproblem auf den Punkt. Ohne Abstimmung mit den Baulastträgern ginge kaum etwas.

In großen Dimensionen denken

Schilder und Piktogramme seien zwar leicht und günstig umzusetzen, aber dass diese als Schutzmaßnahmen ausreichen, bezweifelte SPD-Gemeinderat Maximilian Föll - insbesondere mit Blick auf die Schüler. »Im innerörtlichen Kontext haben die Kinder keinen sicheren Zuweg zur Schule«, sagte Föll. »Ich glaube nicht, dass durch ein paar Piktogramme oder Schutzstreifen eine ernsthafte Verbesserung der Verkehrssicherheit eintritt.« Stattdessen solle geprüft werden, ob in der Schillerstraße entgegen eines früheren Gemeinderatsbeschlusses nicht doch ein extra Radweg eingerichtet werden könne. Föll brachte auch eine Unterführung unter den Gleisen auf ungefährer Höhe der Sport- und Kulturhalle ins Spiel, Richtung Schulzentrum Höhnisch. »Wir können hier in größeren Dimensionen denken.«

Zu einer Prüfung zeigte sich die Verwaltung durchaus bereit. »Da muss man natürlich erstmal erheben, was das kosten würde«, sagte Bürgermeister Steffen Heß. Mit Blick auf den »Milliardenregen«, der in Form des Infrastruktur-Pakets kürzlich vom Bund beschlossen wurde, könne man schauen, »was dabei rumkommt.« Wichtig sei vor allem: »Wir brauchen ein Paket, dass schnell, finanzierbar und förderbar ist - ohne Rückbau«, betonte Heß.

Stichwort Förderung: Wie Geograph Pfisterer betonte, könnten rund 50 Prozent der Kosten durch Förderprogramme gedeckt werden. »Das dauert schnell mal ein bis zwei Jahre, ehe die Mittel bereitgestellt werden«, weiß der Geschäftsführer. Der nächste Schritt sei nun, die Bürger in den Prozess zu integrieren. Dafür ist ein Infoabend Ende Mai geplant. Dann folgen Kostenschätzungen und Beschlüsse. Geht alles nach Plan, werden die Förderanträge noch in diesem Jahr eingereicht - was eine Umsetzung des größten Teils des Maßnahmenpakets in zwei bis drei Jahren möglich mache. »Das ist aber nicht in Stein gemeißelt«, betonte Sachgebietsleiter Daniel Leitenberger. (GEA)