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Aktuell Figurentheater

Seit 25 Jahren lässt Miriam Helfferich in Kirchentellinsfurt die Puppen tanzen

Vor 25 Jahren zog Miriam Helfferich nach Kirchentellinsfurt und machte sich mit ihrem Figurentheater selbstständig. Heute ist ihr Brummelbutz Kult. Und dazwischen geschah jede Menge Unverhofftes und Beglückendes.

»Ich liebe Konfetti«: Miriam Helfferich mit einer Figur aus ihrem neuen Stück »Bei drei auf den Bäumen«.
»Ich liebe Konfetti«: Miriam Helfferich mit einer Figur aus ihrem neuen Stück »Bei drei auf den Bäumen«. Foto: Irmgard Walderich
»Ich liebe Konfetti«: Miriam Helfferich mit einer Figur aus ihrem neuen Stück »Bei drei auf den Bäumen«.
Foto: Irmgard Walderich

KIRCHENTELLINSFURT. Miriam Helfferich kam im Jahr 2000 mit ihrer Familie nach Kirchentellinsfurt und fühlte sich sofort zu Hause. »Das war wie heimkommen«, erinnert sie sich. Irgendwie hat sich fortan immer alles, was sie anpackte, gut gefügt. Wie Zahnrädchen griff in ihrem Leben als Puppenspielerin alles ineinander. Kaum hatte sie sich selbstständig gemacht, suchte das Rottenburger Theater am Torbogen auch schon Schauspieler. Vier, fünf Menschen kamen zu ihrer ersten Aufführung »Harry der Froschkönig«. Das Stück war die Diplomarbeit in ihrem Studium gewesen. Beim zweiten Mal waren es schon 20 Besucher, beim vierten Mal war die Vorstellung voll. Es hatte sich rumgesprochen, und Miriam Helfferich wusste, dass sie so schnell wie möglich ihre Repertoire erweitern muss. »Ich habe ein Märchen nach dem anderen herausgehauen.«

Der richtige Durchbruch kam 2004 mit »Michel in der Suppenschüssel«. Die Puppen waren riesig, der Michel superfrech. Das kam im Publikum an. Die Größe der Puppen habe viel mit der Größe des damaligen Proberaums zu tun gehabt, erzählt Helfferich. Der war nicht nur schön, sondern auch sehr groß: Das Theater hatte einen Raum im Gewerbepark Schirm bekommen. Auch da hatte wieder ein Rädchen ins andere gegriffen: Ein Jahr zuvor hatte sie Sigrun Zimmermann während einer Kinderbibelwoche in Kirchentellinsfurt kennengelernt. Sie sollte ihre langjährige Kollegin werden. Deren Mann wiederum war Hausmeister im Gewerbepark.

Die Tigermaske ist aus handgeschöpftem Papier hergestellt.
Die Tigermaske ist aus handgeschöpftem Papier hergestellt. Foto: Irmgard Walderich
Die Tigermaske ist aus handgeschöpftem Papier hergestellt.
Foto: Irmgard Walderich

Mit dem Michel wurde die Puppenspielerin bundesweit bekannt. Sie war mit dem Stück in Graz und Berlin. Im Theater Lindenhof in Melchingen »hat es jahrelang die Hütte voll gemacht«. Die großen Puppen stehen mittlerweile im Museum für Puppentheaterkultur in Bad Kreuznach. Die großen Reisen tritt Helfferich nur noch ungern an. Ihr reicht die Region voll und ganz. Hier hat sie sich einen Namen gemacht, hier hat sie es nicht weit bis zu ihrem Aufführungsort, hier hatte sie von Anfang an tatkräftige Unterstützung durch den Verein Kultur im Schloss. Der Terminkalender ist mittlerweile so voll, dass sie dort kein größeres Fest zum 25-jährigen Bestehen der Puppenbühne unterbringen wollte.

Dabei hat sie noch nie Werbung für ihr Theater gemacht. »Ich spiele so gut ich kann. Dann wird es sich rumsprechen.« Es hat sich rumgesprochen. Vor allem der Brummelbutz erfreut sich großer Beliebtheit. Der letzte Bär vom Schönbuch sei mittlerweile Kult. Wie das geschehen konnte, kann sich die Puppenspielerin nur so erklären: »Ich glaube, es ist Liebe.« Der Brummelbutz ist eigentlich eine Erfindung ihres Vaters, der beim Spazierengehen Geschichten vom Bären erzählte. Irgendwann hat sich die Kirchentellinsfurterin gedacht, »ich bau’ den jetzt mal«.

Der Brummelbutz feiert zusammen mit Hanna Herrlich Fasching.
Der Brummelbutz feiert zusammen mit Hanna Herrlich Fasching. Foto: Miriam Helfferich
Der Brummelbutz feiert zusammen mit Hanna Herrlich Fasching.
Foto: Miriam Helfferich

Mittlerweile ist er fast ein Familienmitglied. Die naturpädagogischen Führungen durch den Schönbuch, an deren Ende der Brummelbutz auftaucht, sind regelmäßig ausgebucht. Der Bär hat sicher vielen Kindern durch die Coronazeit geholfen. Aber er hat vor allem auch der Puppenspielerin und ihrer Tochter Hanna Herrlich durch die Zeit geholfen, als an Auftritte nicht zu denken war. Der Brummelbutz bekam eine eigene gute Stube im Haus. Der Bär war zusammen mit ihrer Tochter auf einer CD zu hören und in Zoom-Konferenzen zu sehen. Dort feierte Brummelbutz Frühling, Ostern und Fasching und fragte dabei immer die Kinder, wie es ihnen in der Pandemie geht.

Die Puppen werden mittlerweile kleiner. Schließlich möchte die 55-Jährige so lange wie möglich spielen können. Und deshalb hat sie vorgebaut. Ein riesiger Michel ist nicht mehr dabei, aber ein kleiner Karton, gefüllt mit feinen Pappfiguren, die Helfferich zum Leben erweckt. Der eitle Pfau ist darunter, der drei verschiedene Kostüme im Gepäck hat, der lauthals trötende Elefant und das Stachelschwein, dass von allem gar nichts versteht, weil es von ganz weit weg kommt. Ein Karton voller Geschichten. Damit benötigt Helfferich wenig Aufbau und wenig Requisiten fürs Spiel. Schließlich sei sie derzeit noch im Hauptberuf Möbelpackerin. Ganz nebenbei ist sie aber auch noch Yogalehrerin geworden und könnte sich außerdem gut vorstellen, Trauerrednerin zu werden. Ideen für ein Leben nach den Puppen gibt es also genug. Das wird aber hoffentlich so schnell nicht anbrechen. (GEA)