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Schweizer fährt mit Nehrener Lastenrad und Hund einmal durch Europa

Chris Bumann ist von Nehren aus mit dem Lastenfahrrad in die große weite Welt gestartet. Hier erzählt er, welches Abenteuer er zusammen mit seinem Hund Benny in Angriff genommen hat.

Chris Bumann will zusammen mit seinem Hund Benny auf einem  Lastenfahrrad aus Nehren Europa umrunden.
Chris Bumann will zusammen mit seinem Hund Benny auf einem Lastenfahrrad aus Nehren Europa umrunden. Foto: Jette Heusel
Chris Bumann will zusammen mit seinem Hund Benny auf einem Lastenfahrrad aus Nehren Europa umrunden.
Foto: Jette Heusel

NEHREN. Zehn Jahre ist es her, als Chris Bumann zum letzten Mal auf einem Fahrrad saß. Jetzt hat er sich gleich Größeres vorgenommen: Auf einem Lastenrad will der Schweizer Wildnispädagoge den gesamten europäischen Kontinent umrunden. Zwei Jahre hat er sich dafür Zeit genommen. Keine spezielle sportliche Leistung sei das, betont der 37-Jährige. Viel mehr wolle er Menschen und deren umweltfreundliche Projekte miteinander verbinden.

Das Abenteuer, das er sich vorgenommen hat, beginnt auf dem Hof der Nehrener Firma Radkutsche. Die ersten Meter sind noch etwas wackelig. Das Lastenrad voll bepackt mit Zelt, Schlafsack, Kleidung, Kameraausrüstung. Und dann ist da noch Benny, der es sich im Vorderteil gemütlich gemacht hat. 35 Kilogramm wiegt allein der genügsame Labrador. Rund 100 Kilogramm Gepäck hat Bumann im vorderen Teil des Rades geladen, dazu kommen noch zwei dick bepackte Satteltaschen. Das Fahren mit so einem schweren Rad muss erst einmal geübt werden.

Gebaut wurde es in der Nehrener Firma. Das war Bumann wichtig. Nachhaltig sollte sein Gefährt sein, regional hergestellt in einem Betrieb, der seine Mitarbeiter anständig bezahle. Ausgestattet ist es mit einem robusten Stahlrahmen, Komponenten, die überall auf der Welt repariert werden können und zwei Akkus, die jeweils eine Reichweite von 80 Kilometer haben, sagt Stefan Rickmeyer, Geschäftsführer der Radkutsche.

Als links-grüner Spinner angefeindet

Aufgewachsen ist Bumann in einem kleinen schweizer Dorf im Engadin. Einige Jahre hat er im Frankenwald gelebt. Dort sei er als links-grüner Spinner angefeindet worden. Er hat viel im Wald gelebt, einen Permakultur-Garten betrieben und in der Erlebnispädagogik gearbeitet. Zum Lastenrad habe er ganz bewusst gegriffen. Schließlich sei dieses Fortbewegungsmittel für viele der Inbegriff des grünen Spinners. So versteht er sein Abenteuer auch als »friedvollen Widerstand.«

Die eigentliche Fahrt beginnt allerdings erst im April in Husum. Jetzt steht erst ein Besuch im Schwarzwald, der Schweiz und Frankfurt an. Nach der »Jungfernfahrt« gibt es noch die Möglichkeit, das ein oder andere umzurüsten, bevor es auf große Tour geht. Von Husum aus führt ihn die Route, immer der Meeresküsten entlang, nach Holland und Belgien. In Calais setzt er über auf die britischen Inseln. Über England, Schottland, Irland geht es wieder zurück auf den Kontinent nach Frankreich. Von dort will Bumann immer der Atlantikküste entlang bis Portugal radeln. Anschließend geht es am Mittelmeer weiter. Eine komplette Europa-Umrundung hat Bumann geplant. Eigentlich müsste er dafür auch nach Russland. Schließlich endet der europäische Kontinent am Ural. Aber das hängt von der politischen Lage ab. Sollte eine Tour nicht möglich sein, geht es über Finnland Richtung Nordkap Norwegen, Schweden und Dänemark wieder zurück nach Husum.

Für die Reise alles verkauft

Bumann will Wildniskultur, alternativen Lebensweisen und Kunst auf seiner Reise miteinander verbinden. »Ich werde mit Handwerkern sprechen, mit Künstlern arbeiten, mit Landwirten durch ihre Felder gehen«, so beschreibt er selbst sein Vorhaben. In Gesprächen, Vorträgen und eigenen Texten wolle er dann sein Wissen weitergeben. An den einzelnen Stationen hofft er auf ein kleines Gastgeschenk, das er, ähnlich wie eine Staffel, an der nächsten Station weitergeben kann. Von wenig Geld zu leben sei er gewohnt, erzählt der Schweizer. Für die Reise hat er alles verkauft einschließlich seines Grundstücks im Frankenwald. Übernachten wird er im Zelt.

Seine gesamte Reise will er in den sozialen Medien dokumentierten und hofft dabei auf möglichst viele Follower, um eine kleine Einnahmequelle zu haben. »Randwärts« nennt er sein großes Abenteuer. Für sich selbst hat er die Bezeichnung »Rusticus« erfunden. Unter diesen Namen ist er auch auf Instagram und Youtube zu finden. (GEA)