GOMARINGEN/BAD URACH. Viel Rauch um nichts. Zumindest was Gomaringen angeht. Alle drei Flächen, die im Regionalplan für Photovoltaik-Anlagen in der Diskussion waren, sind nun aus den weiteren Planungen herausgefallen. Sie werden damit nicht weiter verfolgt. Das gilt aber auch für die Fläche Blasenberg in Bad Urach-Sirchingen. Die Einwände, die gegen diesen Standort erhoben wurde, unterzeichneten über 400 Personen. Nachdem die Stadt Bad Urach dem Regionalverband mitgeteilt hatte, dass dort eine Photovoltaik-Anlage nicht wirtschaftlich betrieben werden kann, wurde sie nun aus dem Plan herausgenommen.
Insgesamt verlief das Verfahren rund um die Außenflächen-Photovoltaik weitaus weniger aufsehenerregend als das Verfahren in Sachen Windenergie. 156 Stellungnahmen gingen ein, davon 116 von sogenannten »Trägern öffentlicher Belange«, also Ämtern und Behörden. Vergleichsweise wenig Einwände kamen von Privatpersonen. Allerdings war eine Stellungnahme mit der Unterschriftenliste versehen. Vielfach habe es auch Zustimmung zu der Planung des Regionalverbandes gegeben, berichtete der zuständige Planer Peter Seiffert.
Sparsamer Umgang mit Grund und Boden
Die Anhörung hat einiges geändert. Aus den ursprünglich 88 wurden 78 Gebiete mit einer Gesamtfläche von rund tausend Hektar. 19 Gebiete wurden nicht weiterverfolgt, 16 wurden geändert und 9 kamen hinzu. Leitgedanke für die Planungen sei der sparsame Umgang mit Grund und Boden gewesen, betonte Seiffert. Über die Hälfte der vorgesehenen Flächen liegen in unmittelbarer Nähe von Deponien, Straßen, Schienen oder bestehenden Solarparks, wie beispielsweise in Münsingen-Buttenhausen oder in den Tübinger Traufwiesen. Was die Flächen angeht, ist der Zollernalbkreis mit rund 550 Hektar am meisten betroffen. Der Landkreis Reutlingen ist mit einem Flächenanteil von rund 390 Hektar in den Planungen vertreten und der Landkreis Tübingen mit rund 190 Hektar. Bei vier Gegenstimmen nahm der Regionalverband die Planungen an. Jetzt gehen sie ein weiteres Mal in die öffentliche Beteiligung.
Gomaringens Bürgermeister Steffen Heß wäre es allerdings lieber gewesen, wenn die Pläne erst zum jetzigen Stand veröffentlicht worden wären. Das hätte seiner Gemeinde einiges an Aufregung erspart, meldete er sich in der Sitzung zu Wort. Über die drei Flächen in Gomaringen wurde viel diskutiert. Jetzt sind sie nicht mehr im Plan. Im Falle der ursprünglich überlegten Fläche auf dem Rahnberg hatten Landwirte um ihre Existenz gefürchtet. Unnötigerweise. Der Regionalverband räumte der Landwirtschaft den Vorrang ein. Die Fläche im Bereich »Birken« war dem Verband zu klein. Übrig blieb nur das Gebiet in Stockach an der ehemaligen Kreisstraße. Aber auch das fiel nun heraus, weil dort ein Wildkorridor verläuft und ein Wildacker angelegt ist. Das hätte man schon vorher wissen können, sagte Heß. Eine spätere Beteiligung der Öffentlichkeit hätte Diskussionen verhindert. »Hoffnungen oder Befürchtungen« wären nach außen nicht gestreut worden.
Transparenter Planungsprozess
Seiffert verwies auf den Planungsprozess, der möglichst transparent sein soll. »Das haben wir verinnerlicht.« Man habe sich schon früher Vorwürfe gefallen lassen müssen, Windkraftanlagen geplant zu haben und dann erst an die Öffentlichkeit gegangen zu sein. »Die Öffentlichkeit soll lernen, dass wir in einem Planungsprozess sind«, begründete er die frühe Beteiligung. Dass nun unter anderem Gomaringen mit keiner Fläche vertreten ist, heißt nicht, dass es dort keine Freiflächen-Photovoltaik geben kann. »Die Kommunen haben die Möglichkeit, dass selbst in die Hand zu nehmen«, sagte Seiffert. Zumindest in Gomaringen hat man das vor. »Wir wollen weiter dran bleiben«, sagte Heß.
Dran bleiben will Heß auch an der Windkraft. Bisher haben man noch keinerlei Rückmeldung von der Bundeswehr bekommen, sagte der Bürgermeister. Wie schon mehrfach berichtet, steht eine Stellungnahme des Militärs zu einer Hubschrauber-Tiefflugstrecke über mögliche Windkraft-Standorte aus. Man habe mittlerweile alle Bundestags- und Landtagsabgeordneten angeschrieben, so Heß. Auch Verteidigungsminister Boris Pistorius und Wirtschaftsminister Robert Habeck haben einen Brief aus Gomaringen bekommen. Bisher ohne Erfolg. (GEA)