MÖSSINGEN. Die Feuerwehr hat sich in Sachen Löscheinsätze in letzter Zeit ziemlich rar gemacht. Zum Glück, muss man natürlich sagen, denn nennenswerte Brände gab es dieses Jahr nur zwei; im Juli einen Dachstuhlbrand in Öschingen, im Februar ein Feuer in der Werkstatt eines Mössinger Handwerkbetriebs.
Auch in den Vorjahren blieben den Bewohnern der Gesamtstadt Großeinsätze erspart. Zahlreiche Schwel-, Klein- und Flächenbrände sind in den Statistiken der letzten vier Jahre gelistet. Allesamt Belege dafür, dass die Ehrenamtlichen der vier Feuerwehr-Abteilungen schnell zu Stelle waren und ihr Handwerk verstehen. Durch ihr routiniertes Eingreifen haben sie erst gar keinen Großbrand aufkommen lassen.
Das muss ständig geübt werden, erst recht, wenn der Ernstfall nur selten eintritt und dadurch die Praxiserfahrung fehlt. Und auch die Zusammenarbeit der Wehren aus Belsen, Öschingen, Talheim und der Stadtmitte gehört immer wieder trainiert.
Schaulustige erwünscht
Das war lange Zeit nicht möglich. Vier Jahre ist es nun schon her, pandemiebedingt, dass die Gesamtwehr die letzte öffentliche Schauübung veranstaltet hat. Damals wurde auf dem Gelände der Hoeckle-Industriebrache ein imaginäres Feuer bekämpft. Am Samstag diente wieder ein leer stehender Gebäudekomplex als Übungsobjekt: die ehemalige Kreissparkasse am Rathausplatz, dem Sitz des Regionalverbandes.
Schaulustige waren ausdrücklich gewünscht, und kamen, dank bester Wetterbedingungen, in großer Zahl. Vor allem Kinder drängten sich ganz nah am Ort des Geschehens. Und davon gab es gleich mehrere, wie Pressereferent Patrick Flammer den Zuschauern gleich zu Beginn der anderthalbstündigen Übung erläuterte. »Sie müssen ständig in Bewegung bleiben, um an den verschiedenen Punkten nichts zu verpassen«, stimmte er die interessierte Menge ein.
Zunächst galt es einen Pkw-Brand in der städtischen Tiefgarage zu löschen. Der war, mit Kunstnebel recht wirklichkeitsnah in Szene gesetzt worden. Dass dabei drei Personen zunächst vermisst, dann gesucht, gefunden und verletzt gerettet wurden, brachte auch die DRK-Bereitschaft Mössingen-Ofterdingen mit ins Spiel. Die hatte auf der abgesperrten Freiherr-vom-Stein-Straße eine Patientensammelstelle eingerichtet.
Anspruchsvolle Aufgabe
Etwa sechzig Feuerwehrleute waren in das Spektakel eingebunden, bei dem – ein Unglück kommt selten allein – auch noch ein Zimmerbrand im ersten Stock die Wehr forderte. Natürlich wieder mit Menschenrettung über Steckleitern und mittels Rettungskorb der Drehleiter. Vizekommandant Thomas Lauria hatte eine anspruchsvolle Lage und die Einsatz-Koordination der vier Abteilungen zu meistern.
Taktik stand bei der Übung im Vordergrund, Aktion und Show, sprich: Löschwasserfontänen blieben zum Leidwesen vieler junger Zuschauer auf der Strecke. Dafür sorgten die Verletzten-Mimen für jede Menge Dramatik. Und ein besonderer Hingucker war die Überlandhilfe der CHT-Werksfeuerwehr aus Dußlingen: Mit ihrem Löschroboter zogen die Einsatzkräfte alle Blicke auf sich.
Der Hochleistungslüfter drang ferngesteuert in die verqualmte Garage ein und blies mit Windgeschwindigkeiten von 165 Stundenkilometern den Rauch über den Rathausplatz in den Himmel. Im Ernstfall könnte dieses Löschunterstützungsfahrzeug über seine 360 Düsen auch die Menge von zwölf Badewannen pro Minute ins Feuer sprühen. Ob die »fahrende Schneekanone« bei anhaltenden milden Wintern als Beschneiungsanlage auch Skipisten präparieren könnte, ist eine andere Geschichte. (GEA)