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Rasante Läufe: Gitarrist Jacq Dorn im Kusterdinger Klosterhof

Den Betzinger Jacq Dorn, bürgerlich Zeljko Jazvec, kennen viele Reutlinger als Gitarrenlehrer an der Musikschule und als Organisator der Reutlinger Gitarrennacht. Im Klosterhof Kusterdingen trat er am Freitag als Solo-Künstler auf.

Gitarrist Jacq Dorn gastierte am Freitag im Kusterdinger Klosterhof.
Gitarrist Jacq Dorn gastierte am Freitag im Kusterdinger Klosterhof. Foto: Foto: Michael Sturm
Gitarrist Jacq Dorn gastierte am Freitag im Kusterdinger Klosterhof.
Foto: Foto: Michael Sturm

KUSTERDINGEN. Dorn braucht nicht mehr als seine Akustik-Gitarre, um sich auszudrücken. Auf stilistischer Ebene hört man zunächst den Einfluss der Rhythmen und Techniken des klassisch spanischen Flamenco heraus: Die Fingerspitzen des Gitarristen aus Betzingen produzieren äußerst rasante, flirrende Läufe. Auf melodischer Ebene weicht Dorn allerdings immer wieder auf ungewöhnliche Akkorde oder Akkordverbindungen aus. Im Klosterhof spielte er Eigenkompositionen. Die meisten davon stammen von seiner CD »Crianza«, die Dorn vor sechs Jahren veröffentlichte.

Fast alle seine Stücke haben persönliche Bezüge. Die Geschichte seiner kroatischen Familie inspirierte ihn dazu. »Lamento« schrieb er am ersten Todestag seiner Mutter. »Ella« ist seiner Großmutter gewidmet. Die Komposition von »Passion (La jeunesse, la guerre et l’Esperance)« begann Dorn, als er vernahm, sein Großvater liege im Sterben. Dieser hatte im zweiten Weltkrieg an der Seite des späteren jugoslawischen Staatschefs Josip Brož »Tito« gegen die Faschisten gekämpft.

Inspiriert von der Bretagne

»Finistère« sollte eigentlich »ein richtiges Flamenco-Stück« werden, so Dorn vor 70 Zuhörern im Kusterdinger Klosterhof. Dazu reiste Dorn an den äußersten Rand der Bretagne. Der Eindruck der Kirchen dort, deren Architektur ihm futuristisch vorkam, inspirierten ihn jedoch dazu, einen für den Flamenco völlig untypischen Akkord einzufügen.

Im ersten Teil des Konzerts hatte Dorn bereits seinen Variantenreichtum aufblitzen lassen. Zärtliches (»Impromptu«) wechselte sich mit Klangmalerischem ab: »Cascata« bestand aus einer Aneinanderreihungen wunderschöner modale Akkordwechsel in permanenter Beweglichkeit, einem Wasserfall nachgeformt.

Dorn, Absolvent des Mozarteums in Salzburg, bezeichnet sich als einen Spätstarter an der akustischen Gitarre. Er habe kämpfen müssen, um dieses Instrument zu beherrschen. Mittlerweile ist er ein Meister. Dies bezeugte der verdiente Applaus der Zuhörer im Klosterhof. (GEA)