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Aktuell Verkehr

Palmer: Bei Ablehnung der Regio-Stadtbahn Konsequenzen für Autofahrer

Der Grünen-Politiker erläutert die Konsequenzen einer Ablehnung der Bahnstrecke durch die Tübinger Innenstadt.

Boris Palmer
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer. Foto: Murat/dpa
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer.
Foto: Murat/dpa

TÜBINGEN. »Ein Nein zur Innenstadtstrecke der Regionalstadtbahn bedeutet entweder, dass Tübingen eine Autopendlerstadt bleibt oder die Pendler mit massiven Eingriffen ins Straßennetz zum Umsteigen auf den Bus bringt«, fasst Boris Palmer seine Einschätzung zusammen. Am Sonntag, 26. September, entscheiden die Tübinger, ob die Regional-Stadtbahn künftig mitten durch die Unistadt führt, oder nach Alternativen für die schon jetzt angespannte und klimaschädliche Verkehrssituation mit über 50 000 Einpendlern gesucht werden muss.

Außerdem steigt die Zahl der Einwohner, der Studierenden sowie der Patienten am Uniklinikum seit Jahren stetig an. Über die Konsequenzen einer Ablehnung der Innenstadtstrecke informierte der Oberbürgermeister auf einer Pressekonferenz nicht als Stadtoberhaupt, sondern als Mitglied des Gemeinderats, wie er betonte. Man hatte vereinbart, dass die Verwaltung in der Frage zur Stadtbahn eine neutrale Haltung einnimmt. »Ich lasse mich aber nicht zum politischen Neutrum machen bei einer Sache, für die ich mit seit über 20 Jahren einsetze.«

»Ich plädiere für Angebote statt Zumutungen«, so Palmer. »Wenn wir aber wirksame Verbesserungen im Nahverkehr ablehnen, sind Verschlechterungen für den Autoverkehr die logische Konsequenz.« Dass alles bleibt, wie es ist, wird angesichts der erforderlichen Maßnahmen zum Klimaschutz nicht funktionieren, ist Palmer überzeugt. Unabhängig davon, wer künftig Stadtoberhaupt ist.

Schnellbus ist nicht finanzierbar

Darüber hinaus sei fraglich, ob die Zahl der Pendler, die zum ÖPNV wechseln, steigt, wenn nur die Regionalstrecken ausgebaut werden und ab dem Tübinger Hauptbahnhof Busse in den Norden verkehren. Nur jeder fünfte aller Autofahrer, die das Angebot der Regionalstadtbahn nutzen würden, würde auch ohne die Innenstadtstrecke auf das Auto verzichten, weiß Palmer.

Bei der Prüfung der Alternativen zur Innenstadtstrecke vom Bahnhof im Süden zum Technologiepark und zum Uniklinikum im Norden hatte sich lediglich der Schnellbus, der die Innenstadt im Westen und Osten weiträumig umfahren würde, als einzige reale Variante zur Innenstadtstrecke erwiesen. Dieser sei jedoch nicht finanzierbar und auch nicht wirklich schnell, so Palmer.

Vom Haltepunkt »Neckaraue« im Osten zum Technologiepark könnte ein Schnellbus pro Richtung nur zweimal pro Stunde fahren, da dort jede Stunde nur zwei Stadtbahnzüge halten können. Die östliche Schnellbus-Variante sei auch nur für Fahrgäste aus Reutlingen interessant. Pendler aus Rottenburg, Herrenberg und Mössingen müssten nach wie vor am Hauptbahnhof in den Schnellbus steigen. Da sei der normale Bus der Linie 3 schneller am Technologiepark.

Insgesamt sollen über den Schnellbus 40 Prozent mehr Busverkehr angeboten werden. Dem stehen aber nur zehn Prozent mehr Fahrgäste gegenüber, das heißt zu den derzeit 60 000 Fahrgästen am Tag kämen 6 600 dazu. Der Schnellbus würde die Stadt damit pro Jahr mindestens fünf Millionen Euro mehr kosten als der Bau und Betrieb der Innenstadtstrecke und andere Investitionen wie Hallenbad oder Konzertsaal blockieren.

Zukunft ohne Innenstadtbahn schlecht

Die zweite Version einer Zukunft ohne Innenstadtbahn seien Maßnahmen, die das Einfahren in die Stadt mit dem Auto so unattraktiv machen, dass Pendler gezwungen werden, den Bus als schnellere Verbindung zu nehmen. Um das zu erreichen, könnte man die Busspur von Lustnau in die Wilhelmstraße wieder einführen, die Zufahrt zur Stadt in der Westbahnhofstraße auf eine Spur reduzieren, die Zufahrt von der Herrenberger Straße zur Schnarrenbergauffahrt sperren, die Pförtnerampel in der Hechinger Straße reaktivieren und die Durchfahrt von der Kreisstraße zur Derendinger Straße dichtmachen, erläuterte Palmer.

Die effektive Fahrtzeit für alle Autofahrer wäre dann rund zehn bis 15 Minuten länger als mit der Innenstadtbahn. »Der Vorteil dieser Maßnahmen wäre, dass sie sehr schnell umsetzbar sind und wenig Geld kosten.« (GEA)