OFTERDINGEN. Der von der Ofterdinger Kämmerei um Michael Henne und seiner Stellvertreterin Verena Eisenhardt aufgestellte Haushaltsplan 2025 umfasst 521 Seiten und beschreibt ein Rekordvolumen von rund 18,4 Millionen Euro. Ihn aufzustellen sei nicht einfach gewesen, sagte Henne in der Gemeinderatssitzung am Dienstag: »Wir haben mehrere Runden gebraucht, um das Defizit auf ein erträgliches Maß zu senken«, so der Kämmerer.
Es sei das erste Defizit seit 2021. Wie für das laufende Jahr erwartet die Ofterdinger Kämmerei auch für die beiden folgenden Jahre Defizite, die aus Rücklagen der Gemeinde gedeckt werden müssten. Auf den Haushalt 2025 wirkten sich zwei Faktoren negativ aus: Das steuerstarke Haushaltsjahr 2023, wodurch die Gemeinde in diesem Jahr mehr Geld abführen muss, und die rückläufige Einwohnerzahl des Orts.
Ofterdingen leidet unter erdrückenden Kosten
Angesichts erdrückender Kosten verwandte der Ofterdinger Bürgermeister Simon Wagner gar den Begriff »Genickbruch« für die finanzielle Situation vieler Gemeinden. Er appellierte an Kreis, Land und vor allem an die künftige Bundesregierung: »Eigentlich müsste der Bund finanzielle Anreize schaffen, damit wir als Kommune auf unsere Liquidität schauen können«, stellte Wagner fest.
Um das »Ausgabenproblem« in den Griff zu bekommen, überlege die Gemeinde, wo sie Steuern erhöhen könnte. Diskutiert werde etwa über Grund-, Gewerbe- und Hundesteuer. Auch der Hebesatz könnte »anders gestaltet werden«, so Wagner. Dies wäre dann eine Reaktion auf die stark steigende Kreisumlage: »Wer zwei Jahre vorher große Einnahmen hatte, zahlt zwei Jahre später viel, egal wie hoch die Einnahmen in diesem Jahr sind«, erklärte der Schultes.
Die Verwaltung hat Sparmaßnahmen ins Auge gefasst
Zudem, so Wagner, habe die Gemeindeverwaltung bereits Sparmaßnahmen ins Auge gefasst: »Wir müssen uns in manchen Punkten von Luxus in Ofterdingen verabschieden. Wichtig ist, dass die Funktionalität gegeben ist.« Aktuelle Projekte wie die Sanierung des Rathauses und der Bau des Kinderhauses Weiherrain bleiben vom Rotstift der Sparmaßnahmen verschont.
Wagner betonte, laufende Betriebe müssten weiter versorgt werden. Dazu gehören der Bauhof, das Museum, das Bürgerauto, Einrichtungen und Gebäude der Gemeinde, das Schulsportgelände, der Bikepark, die Burghofschule, die Feuerwehr, das Jugendhaus und die Bücherei. Sparen müsse die Gemeinde vor allem an ihrer Infrastruktur: Alles was unter der Straße sei, so Wagner, könne in diesem Haushaltsjahr nicht gerichtet werden.
Vor allem an der Infrastruktur muss gespart werden
Erhalten ja, modernisieren eher nicht – das dürfte beispielsweise für die Burghofschule gelten: »Die Schule sieht in vielen Bereichen gut aus«, urteilte Wagner. Für Umbauten habe die Gemeinde noch Zeit, »weil vorher kein Geld da ist«, so der Ofterdinger Schultes. Ob die Schule, dessen Personal oder generell der Bereich Jugend – »in keinen Bereich haben wir in den letzten Jahren mehr investiert«, stellte Wagner fest.
Er appellierte, nicht nur die Jugend ansprechend, daran, dass die klamme finanzielle Situation der Gemeinde weiterhin viel freiwillige Leistung seiner Einwohner erfordere. Für vieles, was aktuell an der Verwaltung hängen bleibe, fehle das Personal: Vor allem in den Bereichen Finanzen, Bauen und Digitalisierung, aber auch was die Betreuung von Kindern (Stichwort Ganztagsbetreuung) und von Flüchtlingen betreffe.
Die fetten Jahre sind für Ofterdingen vorbei
»Die fetten Jahre sind vorbei«, sagte Wagner mit Blick auf die Infrastruktur der Gemeinde, »weitere Straßenbaumaßnahmen müssen wir verschieben.« Das betreffe beispielsweise die Hafnerstraße, wo abschnittsweise der Straßenbelag fehle. Löcher in dieser und in anderen Straßen könnten vorerst nicht repariert werden. Die von mehreren Rohrbrüchen geplagte Froschgasse möchte man gerne instand setzen, vorerst können aber nur Planungen dafür stattfinden.
Kerstin Klipp-Röcker (FWV) schmerzte, dass die Sanierung der Hafnerstraße, welche die Ortsmitte von der Linden-Apotheke aus an der Steinlach entlang mit dem Weiherrain und dem Industriegebiet Schlattwiesen verbindet, von den Sparmaßnahmen betroffen wäre: Nach einem Unfall auf der B27, sei auch diese »Hauptverkehrsstraße« zu gewesen: »Nicht einmal die Feuerwehr kam durch«, sagte die frühere Kommandantin (2004 die erste in Baden-Württemberg). Hauptamtsleiter Alexander Schwarz entgegnete, es betreffe hauptsächlich den in Rathausnähe gelegenen Abschnitt zwischen Apotheke und Froschgasse. (GEA)