TÜBINGEN. Seit dem Baubeginn im Dezember 2023 hat sich am Ende der Schaffhausenstraße auf dem Gelände der Art 28 viel getan. Der Rohbau steht seit wenigen Tagen und im nächsten Frühjahr soll das »Neue Kunstmuseum Tübingen«, so der offizielle Name des Bauprojekts, eröffnet werden. Am bereits errichteten Fahrstuhlschacht sind die Dimensionen des privat finanzierten neuen Museums schon jetzt gut zu erkennen, es wird 18 Meter hoch und hat zwei Stockwerke. Rampen und Aufzüge ermöglichen einen barrierefreien Zugang.
»Es wird ein Museum für alle Kunstrichtungen sein«, so Bauherr und Geschäftsführer der Art 28, Bernhard Feil, bei einer Informationsveranstaltung auf der Baustelle. »Es soll ein kultureller Mittelpunkt in Tübingen werden.« Gezeigt werden künftig Gastausstellungen renommierter Künstler und es wird Familienausstellungen geben, mit denen Kinder und Jugendliche angesprochen werden. Schulen profitieren ebenfalls vom neuen Museum. »Es hat eigens ausgearbeitete museumspädagogische Konzepte und bietet Seminare für Lehrer an sowie spezielle Bildungsinhalte für Schulklassen.«
Zusätzlich zur Kunst wird es vielfältige kulturelle Veranstaltungen geben, auch Musik, Vernissagen, Talk, Lesungen, Filmvorführungen oder virtuelle Atelierführungen. Und er sei mit Gregor Gysi über ein besonderes Format im Gespräch, so Feil. »Wir wollen mit allen unseren Angeboten einen neuen Zugang zur Kunst schaffen und sie in die Lebenswelten der Künstler einbetten«, so Feil. Das wird mit dem Einsatz modernster Technik umgesetzt. Die Ausstellungen werden multivisuell und multimedial gestaltet. Entstehen soll außerdem ein LED-Kino mit einem 14 Meter breiten Bildschirm und rund 50 Plätzen.
Heimat für James Rizzi
Im neuen Kunstmuseum wird auch der 2011 verstorbene Pop-Art-Künstler James Rizzi in einer Dauerausstellung eine Heimat mit viel Raum finden. Feil und seine Galerie besitzen die internationalen Rechte an den bunten und lebensfrohen Werken des New Yorker Künstlers, sein komplettes Wohnstudio wird mit Originalgegenständen nachgebaut, ebenso sein Schlafzimmer.
Neben den Werken von James Rizzi verfügt Art 28 auch über die weltgrößten Sammlungen von Otmar Alt und Janosch, dem Erfinder von Schnuddel und der schwarz-gelben Tigerente. Janoschs Werke werden ab 10. August in einer großen Ausstellung in der Stadthalle Balingen präsentiert.
Die Art 28 wurde 2005 gegründet, seit 2017 ist das Unternehmen in Tübingen in der Schaffhausenstraße und ab 2019 wurde das Bauprojekt vorangetrieben. "Wir haben Großausstellungen in verschiedenen Städten gemacht und waren nach acht Wochen wieder weg aus der Stadt. Das war uns irgendwann zu wenig.
Ergänzung zur Kunsthalle?
Wir wollten unsere Kraft in ein Projekt stecken, das nachhaltig ist und die Art 28 stärkt", so Feil, der das neue Kunstmuseum als Ergänzung des Kunsthallen-Angebots versteht und mit 100 000 Besucherinnen und Besucher im Jahr rechnet. "Wir können uns durchaus Kooperationen mit anderen Museen in und um Tübingen vorstellen."
300 TONNEN SCHWER
Die Art 28 ist eine Kombination aus Galerie, Verlag und Kunsthandel. Das »Neue Kunstmuseum Tübingen« hat 1.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche und 800 Quadratmeter Nutzfläche. Ursprünglich waren 6 Millionen Euro Baukosten geplant, daraus wurden bis jetzt 7, 5 Millionen Euro. Der Neubau ist eine 300 Tonnen schwere Stahlkonstruktion, die Fassaden sind aus Aluminium und Glas, verlegt werden Parkett- und Granit-Böden. Es werden mehr als ein Dutzend E-Mobility-Stellplätze für Elektro-Autos und -Fahrräder direkt am Museum gebaut. (raw)
Das neue Kunstmuseum ragt mit minimalem Flächenverbrauch durch einen Stützen-Überbau und Integration des Art 28-Stammsitzes architektonisch heraus. Der neue Baukörper schwebt durch eine eigene Tragstruktur regelrecht über dem Bestandsgebäude. Der Entwurf stammt von den Architekten Albert J. und Viktor Eisele, Vater und Sohn, die ihr Büro in Villingen-Schwenningen haben.
Eine planerische Herausforderung für Architekten und Statiker war, dass das neue Museum in der Erbebenzone 3 liegt. »Das mussten wir bei unserem Entwurf berücksichtigen, ebenso wie die hohen Anforderungen an den Brandschutz«, so Albert J. Eisele.
Skulpturenpark draußen
Es werden mehrere Vernissage-Räume und eine Lounge eingebaut und die bestehende Verwaltungsfläche wird aufgestockt. Die Stromversorgung des Gebäudes erfolgt durch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und an den Fassaden, geheizt wird mittels Wärmepumpe.
Die Außenfläche soll zu einem Skulpturenpark umgestaltet werden. Art 28 vertritt um die 15 Künstler deutsch- und europaweit, möchte aber auch Künstlern aus der Region Ausstellungen ermöglichen.
Das neue Kunstmuseum liegt verkehrsgünstig. Direkt gegenüber entsteht ein neuer Haltepunkt der Regional-Stadtbahn Neckar-Alb. Per Fahrrad oder Bus ist es von der Innenstadt aus bequem erreichbar.
Nächstes Jahr sind Werke der berühmten Babyfotografin Anne Geddes zu sehen. Es wird nach der Eröffnung im Frühjahr 2025 die zweite Ausstellung sein. Und die erste Ausstellung? »Das wird noch nicht verraten«, so der passionierte Kunstliebhaber und Sammler Feil. »Es soll eine Überraschung sein.« (GEA)


