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Neue Mössinger Wirtschaftsförderin macht Dampf

Wirtschaftsförderin Daniela Löbbe gibt ihren ersten Bericht im Mössinger Gemeinderat ab.

Macht sich stark  für die Mössinger Wirtschaft: Daniela Löbbe.  FOTO: FÖRDER
Macht sich stark für die Mössinger Wirtschaft: Daniela Löbbe. FOTO: FÖRDER
Macht sich stark für die Mössinger Wirtschaft: Daniela Löbbe. FOTO: FÖRDER

MÖSSINGEN. Ihr Lebenslauf ist alles andere als geradlinig. Aktueller Stand: seit 16 Monaten Wirtschaftsförderin der Stadt Mössingen. Bei ihrem ersten Bericht im Gemeinderat präsentierte Daniela Löbbe ihren Werdegang in Form von Kurven und Zahlen: 54 Jahre Lebenserfahrung, 32 Jahre Berufserfahrung, 19 Jahre Mutter, 15 Jahre Inhaberin, 8 Berufsbilder, 5 Arbeitgeber, 4 Jahre Studium, 2,5 Jahre Ausbildung, 2 Zusatzqualifizierungen. Die Bilanz aus Sicht von OB Michael Bulander: »Sie macht Dampf in vielen Bereichen, und die Zusammenarbeit mit dem HGV läuft wunderbar.«

Das große Mössinger Defizit, was die Möglichkeit von Erfolgsmeldungen deutlich reduziert, kam aber auch zur Sprache: Die Stadt hat keine Gewerbeflächen mehr. Was am Ende wieder zu einer kurzen Grundsatzdiskussion über die Notwendigkeit neuer Gewerbegebiete und den Ausbau der B 27 führte.

Zukunftsträchtige Prozesse anstoßen

Daniela Löbbe nutzte ihre Premiere, um zunächst einmal allgemein über die Aufgaben der als Stabsstelle beim OB angesiedelten Wirtschaftsförderung zu sprechen: »Es genügt nicht mehr, das zu verwalten, was es gibt. Wichtig ist, zukunftsträchtige Prozesse anzustoßen.« Zur Stärkung der Wirtschaftsstruktur, zur Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen und zur Stärkung der städtischen Finanzkraft.

Und was macht die Wirtschaftsförderin konkret? »Ein wesentlicher Teil meiner Aufgabe ist Kommunikation.« Die läuft über Besuche bei Unternehmen, über einen Newsletter mit derzeit etwa 320 Abonnenten, über die Homepage der Stadt, auf der es auch eine Immobilienbörse gibt. Über sie sollen Akteure schneller zusammenkommen können. Sie ist aber auch wichtig für Daniela Löbbe, um Daten sammeln zu können, die dem Gemeinderat dann helfen sollen, den Bedarf an Flächen frühzeitig zu erkennen.

»Aber warum haben wir keinen Daimler am Ort?«

Weitere Aufgaben sind das Leerstandsmanagement, die Unterstützung des Handels- und Gewerbevereins (HGV), die Kooperation mit anderen Gemeinden und die Betreuung von Projekten und Veranstaltungen. So beteiligen sich etwa sechs junge Mössinger Unternehmen an der Messe für Gründung, Nachfolge, Innovation und Kooperation am 27. und 28. März in den Breuninger-Räumlichkeiten in Reutlingen.

Kleine Unternehmen, junge Unternehmen. »Aber warum haben wir keinen Daimler am Ort? Warum hat Bodelshausen halb so viele Einwohner wie wir, aber doppelt so viel Gewebesteuer?«, wollte Dr. Frank Loose (SPD) wissen. Da musste die neue Wirtschaftsförderin noch passen, doch OB Bulander half aus: »Wir haben ziemlich konstant zehn Millionen Euro aus der Gewerbesteuer, und das ohne große Schwankungen. Da bin ich mit unserem gesunden Mittelstand sehr zufrieden.«

»Dieses Gewerbegebiet lag einmal am Stadtrand«

Dass sich noch kein richtig großes Unternehmen in Mössingen angesiedelt hat, dafür gebe es mehrere Gründe: »Mössingen war früher von der Textilindustrie geprägt. Danach hat die Stadt sehr stark auf Einwohner und Schulen gesetzt. Deshalb sind wir heute eine Auspendlergemeinde.« Mössingen habe größere Unternehmen nicht bekommen wegen der Verkehrsanbindung. »Wir brauchen deshalb ganz dringend den Ausbau der B 27.«

Was Widerspruch bei der Linken provozierte. »Ich denke nicht, dass Sie so denken, wie unser OB denkt. 44 Hektar wunderschöner Natur zu verbauen, ist nicht in unserem Sinne«, wandte sich Claudia Jochen an Daniela Löbbe. »Vielleicht finden Sie ja Firmen, die die B 27 nicht brauchen.«

Wieso wird Pausa zu Wohngebiet?

Für Ulrike Hagemann (Grüne) stellte sich die Frage, »warum wir Gewerbegebiete wie die Pausa zu Wohngebieten machen«, wo doch Gewerbeflächen fehlen. Auch auf dem Pausa-Gelände sei Gewerbe noch möglich, widersprach Bulander, und Baubürgermeister Martin Gönner verwies auf das Hoeckle-Areal: »Dieses Gewerbegebiet lag einmal am Stadtrand, heute ist es umgeben von Wohngebieten. Für Gewerbe gibt es dort mittlerweile hohe Auflagen, etwa beim Schallschutz. Es ist heutzutage nicht mehr machbar, in Wohngebieten Gewerbe anzusiedeln.«

»Man muss erst einmal herausfinden, wem das eigentlich gehört«

Katharina Matheis (Grüne) sprach noch das Thema Leerstand an, etwa in der Falltorstraße. Auch da, antwortete Daniela Löbbe, sei sie gerade dabei, Informationen zu sammeln: »Man muss erst einmal herausfinden, wem das eigentlich gehört, und dann mit den Eigentümern in Kontakt treten.«

Gerade in der Falltorstraße habe sich aber etwas bewegt. Grundsätzlich sei es wichtig zu signalisieren, dass sich jemand darum kümmert. (pp)

 

GRÜNDUNGSMESSE

Junge Unternehmen präsentieren sich

Am 27. und 28. März ist in Reutlingen die Messe für Gründung, Nachfolge, Innovation und Kooperation. Dort können sich junge Unternehmen präsentieren. Aus Mössingen sind sechs Unternehmen dabei: ATP Prothesen von Marvin Ellsässer, die Balkenschmiede von Erik Tontsch, die Gin-Bar von Doro Seif im ehemaligen Nähstüble, die Ledermanufaktur von Jadwiga Styra, das Zentrum Herzstück von Melanie Hellstern und das Videomarketing-Unternehmen Captured by Paul von Paul Rath. (pp)