KUSTERDINGEN-WANKHEIM. Man muss nicht in die Ferne fliegen, um etwas zu entdecken. Kusterdingen und Tübingen haben so einiges zu bieten. Der Fotograf Axel Promies zeigt in seinen Werken seine Blickwinkel auf seine Wahlheimat. Die Ausstellung ist bis Mai im Café Miteinander zu sehen.
Der 69-jährige Mähringer hat sich erst vor anderthalb Jahren in der Fotografie »mehr professionalisiert« und ist seitdem Mitglied im Fotoclub Reutlingen. Davor hat er eher nur »schöne Urlaubsfotografien« gemacht. Mittlerweile ist er technisch deutlich versierter und versteht es, die Realität in Szene zu setzen. Schließlich geht es bei künstlerischer Fotografie nicht darum, Realitäten abzubilden, sondern Wahrnehmungen.
Bildbearbeitung als wichtiges Stilmittel
Vom neuen »Biberteich« in Immenhausen ist der Psychologe begeistert. »Ich habe die Technik der intentionalen Kamera eingesetzt. Dabei verwendet man eine hohe Belichtungszeit und schwenkt die Kamera. Bewusst Unscharfes und Überraschendes entsteht dabei«, erklärt er, warum man auf der Fotografie auf den ersten Blick nur Farben, Strukturen, aber keinen Teich erkennt. Mit dieser Methode hat er auch den Mähringer Wald in ein Farbenspiel voller Linien und Schattierungen verwandelt.
Der jüdische Friedhof in Wankheim darf in einer Ausstellung über Kusterdingen nicht fehlen. Mit unter anderem einer Taschenlampe bewaffnet, war Promies im Stockdunklen bei seiner Tour unterwegs. Die uralten Grabsteine leuchten fast aus der Dunkelheit hervor.
»Poesie schaffen, aus etwas Alltäglichem, vielleicht sogar Hässlichem« - das ist sein Ziel. Mehrere Stunden ist er vor Ort auf der Suche, um die perfekten Momente für seine Aufnahmen zu finden. An einem Ostersonntag war der Fotograf im Parkhaus Markwiesenstraße im Industriegebiet IG West unterwegs. Dort wo sonst Trubel herrscht, dominierte die Stille. Die Bildsprache wirkt sehr strukturiert. Aus Formen und Linien, aus Hellem und Dunklen, wird eine Einheit. So rückt etwa ein schlichtes Treppenhaus in ein interessantes Licht. Unter- und überbelichtete Aufnahmen hat Promies übereinandergelegt und nachbearbeitet. »Das was wichtig ist, kann man so besser hervorheben. Alles wirkt plastischer und es gibt keine Schattensuppe«, sagt er.
Die nächste Ausstellung im Café Miteinander ist eine Doppelausstellung mit Werken von Barbara Illing (Aquarelle) und Bernhard Revermann (Skulpturen). Sie wird auch bei den Offenen Ateliers auf den Härten am 11. Mai zu sehen sein. (GEA)