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Aktuell Neubaugebiet

Nehrens letztes Neubaugebiet sorgt für Diskussionen

Es ist das derzeit letztmögliche Neubaugebiet der Gemeinde Nehren: Südwest-Ehrenberg III. Jetzt wurden im Gemeinderat erste Pflöcke eingeschlagen, wie das Baugebiet am südwestlichen Nehrener Ortsrand einmal aussehen soll.

Hier könnte das Neubaugebiet »Südwest-Ehrenberg III« am Nehrener Ortsrand entstehen.
Hier könnte das Neubaugebiet »Südwest-Ehrenberg III« am Nehrener Ortsrand entstehen. Foto: Alexander Thomys
Hier könnte das Neubaugebiet »Südwest-Ehrenberg III« am Nehrener Ortsrand entstehen.
Foto: Alexander Thomys

NEHREN. Das geplante, 4,4 Hektar große Neubaugebiet »Südwest-Ehrenberg III« in Nehren - welches bis zur Gemeinderatssitzung im Juni noch als »Ehrenberg IIb« firmierte - ist die letzte freie Fläche, auf der die Gemeinde nach aktuellen Planungen Wohnbebauung ermöglichen kann. Der Regionalplan weist darüber hinaus zwar noch eine neun Hektar große Fläche, als »Ehrenberg IV« bezeichnet, aus, die potenziell die letzte Entwicklungsfläche der Gemeinde Nehren wäre. Doch ob diese entwickelt werden kann, lässt sich derzeit noch nicht absehen. Bleibt also Ehrenberg III.

Dementsprechend groß sind die Erwartungen, welche die Gemeinderäte an dieses Baugebiet haben. Zumal in der Vergangenheit nicht alles rund gelaufen ist, wie in der jüngsten Sitzung des Gremiums zu erfahren war. So erklärte Bürgermeister Egon Betz etwa, dass die Verkehrsberuhigung im Baugebiet Ehrenberg II nicht wie gewünscht erreicht worden sei. Außerdem hätte die Gemeinde zahlreiche Befreiungen vom Bebauungsplan zulassen müssen, damit überhaupt gebaut wurde. Gemeinderat Gerd Klett (FWV) erinnerte zudem an das Baugebiet Ehrenberg I, wo die vorgesehenen Grundstücke zunächst nur auf wenig Interesse gestoßen waren. »Wir mussten damals zu fast jedem Preis verkaufen«, sagte Klett, der dies als eindringliche Mahnung für die Zukunft verstand: »Wenn wir nicht marktfähige Grundstücke schaffen, haben wir schnell ein Problem.«

»Wir sollten alle Mühe in dieses letzte Baugebiet stecken, moderne Methoden einsetzen«

Demgegenüber steht der Wunsch der Gemeinderäte, dieses letzte Baugebiet zu etwas Besonderem zu entwickeln. Verkehrsberuhigt, ein hoher Anteil an Grünflächen, möglichst geringe Flächenversiegelung durch Erschließungsstraßen: Mit diesen Zielen war das Gremium in die Planung eingestiegen. Nicht alles überlebte indes die Beratungen in den Gremien, sodass das Stadtplanungsbüro »Schreiberplan« aus Stuttgart jüngst einen überarbeiteten städtebaulichen Vorentwurf im Gemeinderat präsentierte. Dabei wird das Gebiet durch eine Ringstraße erschlossen, die nicht bei allen Ratsmitgliedern auf Begeisterung stieß. Ursprünglich angedacht war, daran erinnerte Tanja Schmidt (SPD) das Gremium, eine verkehrsberuhigte Zone, die keine privaten Stellplätze oder Tiefgaragen vorsah, sondern eine »Parkscheune« am Beginn des Areals, in der alle Fahrzeuge unterkommen sollten.

Diese Idee stieß im Gremium am Ende auf keine Mehrheit. »Der größte Knackpunkt ist die Individualmobilität«, sagte Gerd Klett. »Momentan ist es bei uns eben noch so, dass die Leute auf das Auto angewiesen sind. Und die meisten wollen ihr Auto eben auf ihrem Grundstück abstellen.« Ganz vom Tisch sind die Parkscheunen aber nicht, denn im Zentrum des neuen Baugebietes könnten Ensembles von Mehrfamilienhäusern entstehen, die von der Straße weg, hin zu Innenhöfen als Nachbarschaftstreffpunkte orientiert wären - sodass nicht alle Häuser per Auto erreichbar wären. Für diese Idee warb auch Stadtplanerin Irene Sperl-Schreiber, die zugleich betonte, dass die Parkscheunen später auch leicht umgenutzt oder zurückgebaut werden könnten, je nach Bedarf. Deshalb wird es auch keinen Wendehammer geben, der alle Gebäude unmittelbar an die Straße angeschlossen hätte - er sei zu teuer, der Flächenverbrauch zudem zu hoch.

»Die meisten Leute sind auf das Auto angewiesen. Und sie wollen ihr Auto eben auf ihrem Grundstück abstellen.«

Wie das Gelände am Ende bebaut werden kann, war indes eigentlich noch gar nicht Gegenstand der Gemeinderatssitzung. »Wir sind in der Vorentwurfsphase«, betonte Bürgermeister Egon Betz. »Wir schlagen zwar Pflöcke ein, sind aber noch sehr flexibel. Wir gestalten den Rahmen, nicht das Bild.« Und dieser Rahmen sieht eben die Ringstraße als Erschließung vor, ebenso wie eine breite »Grüne Mitte«, die nicht nur Aufenthaltsqualität schaffen, sondern auch der Natur und der Entwässerung des Baugebietes bei Starkregen dienen. Erst durch diesen Rahmen könne die Gemeinde das Umlegungsverfahren - die Gemeinde besitzt nur 40 Prozent der Grundstücke auf dem Areal - und die Berechnung der Erschließungskosten starten. Erst wenn diese Zahlen vorliegen, könne mit möglichen Investoren gesprochen werden, betonte Betz immer wieder. Und erst der Bebauungsplan lege letztlich fest, was und wie gebaut werden könne.

Vor allem diejenigen Räte, die Sorge vor einer Verwässerung der ursprünglich gewollten Verkehrsberuhigung hatten, waren davon kaum zu überzeugen. »Ich bin auf der Suche nach unserem Bekenntnis für dieses Baugebiet. Was bleibt übrig von unseren Zielen? Wir wollten nicht Nullachtfünfzehn haben«, erklärte Tanja Schmidt (SPD) und ergänzte, die große Flexibilität berge auch Risiken. »Wir sollten alle Mühe in dieses letzte Baugebiet stecken, auf moderne Methoden setzen.« Diskutiert wurde indes auch über die Entwässerung des Baugebietes über die grüne Mitte, zumal der angrenzende Spielplatz schon heute zu oft unter Wasser stünde. Hier sollen Berechnungen erfolgen, ein Teil des Wassers wird wohl auch über Kanäle abgeleitet werden müssen, erklärte Irene Sperl-Schreiber vom Büro Schreiberplan. Die große Mehrheit des Nehrener Gemeinderates stimmte am Ende dafür, mit dem aktuellen städtebaulichen Vorentwurf weiterzuarbeiten. Es gab drei Enthaltungen. (GEA)