NEHREN. Rund 420 Gäste füllten die Nehrener Musikantenscheune bis auf den letzten Rang beim Jubiläumskonzert zum 150-jährigen Bestehen des Liederkranzes. »Es gab einen Riesenapplaus und Standing Ovations – das war ein unglaublich tolles Erlebnis« zeigte sich die zweite Vorsitzende Heidrun Wermter nach dem Event begeistert. Die Liederkranz-Mitglieder räumten sogar ihre Sitzplätze – »sonst hätten wir Leute wegschicken müssen«, erklärte Wermter.
Dabei stand die geplante Feier eine ganze Zeit lang auf der Kippe, da auch der Liederkranz als ältester Verein in Nehren mit Nachwuchsschwund zu kämpfen hatte. »Es stand tatsächlich im Raum, ob man aufhört«, erinnert sich die zweite Vorsitzende, die seit mehr als 40 Jahren aktiv ist. Zudem hatte der Dirigent Benedikt Hinger angekündigt, aus beruflichen und privaten Gründen den Wohnort zu wechseln.
Mächtig ins Zeug gelegt
Die Chormitglieder wurden daraufhin sehr aktiv: Per zahlreicher Anzeigen und Anfragen bei Musikschulen, Klavierlehrern und anderen Chören konnte überraschend schnell eine Nachfolgerin für Hinger gefunden werden in Person von Lena Stockmeister. Eine groß angelegte Flyer-Aktion im Ort bescherte dem Verein über zehn neue Mitglieder und der befreundete Liederkranz Rottenburg 1822 hatte Unterstützung zugesichert – damit war der Fortbestand und das Jubiläumskonzert gesichert.
Mit dem Programm des Liederkranzes gab es zusammen mit sieben Gastchören (Rottenburg, Belsen, Gönningen, Gomaringen, Hinterweiler, Jettenburg, Mössingen) nicht nur einiges für die Ohren, auch optisch hatten die Jubiläums-Vereinsmitglieder sich mächtig ins Zeug gelegt: mit atmosphärischen Bühnenbildern (vier mal acht Meter), zwei Stellwänden, Ankleidepuppen mit der historischen Liederkranztracht und dem roten Teppich in der Saalmitte kam eine festlich-heimelige Stimmung zustande.
Moderator Rainer Spitzbarth aus Mössingen führte unterhaltsam durch das dicht gestaffelte Programm, welches mit zahlreichen Fest- und Glückwunschreden begann und dann mit einem vielfältig-abwechslungsreichen Musik-Potpourri aufwartete. Passend zur jeweils besungenen Zeitepoche aus der Geschichte des Vereins waren die Sängerinnen und Sänger gekleidet, mit Blick und viel Liebe fürs Detail: so erschien der Männerprojektchor (eigens für die Jubiläumsfeier gebildet) mit Knickerbocker, Hosenträger, Gehrock und Zylinder, die Damen trugen beim anschließenden Auftritt 50er-Jahre Outfit. Die Kinder Theo und Max (acht und neun Jahre) untermalten kostümiert das Stück »Zwei kleine Italiener« von Conny Froboess und »Ich wollte nie erwachsen sein« aus Peter Maffays Musical »Tabaluga und Lilli«. Professionelle Licht- und Tontechniker sorgten für die perfekte Ausleuchtung bis zum letzten Platz.
Das Lied ist ein Geschenk
Obwohl das Jubiläumskonzert vier Stunden dauerte, kam nie Langeweile auf. Der Mix aus verschiedenen Musikrichtungen, die stimmige Atmosphäre und die Moderation sorgte dafür, dass die Zeit wie im Fluge verging. Das Jubiläum hatte das Motto »Welch ein Geschenk ist ein Lied«, von dem bekannten Texter und Komponisten Reinhard Mey und zu Recht konnte man sich als Zuschauer und -hörer beschenkt fühlen, nachdem die Chöre des Bezirkes Härten-Steinlach-Wiesaz die deutsche Version von »Thank you for the Music« von ABBA (»Danke für die Lieder«) vorgetragen hatten und zur Zugabe nochmals auf die Bühne mussten. Für alle Teilnehmer war es eine gelungene Veranstaltung für Auge, Ohr und Seele. (uhl)