Sie befinden sich in guter Gesellschaft. Während die Mössinger über die Umbenennung der Gottlieb-Rühle-Schule nachdenken, stellt in Zuffenhausen eine Initiative die Frage, ob der Name von Ferdinand Porsche noch der richtige ist für das örtliche Gymnasium. Die Ausgangslage ist ähnlich: Namensgeber ist ein Mann, der nach dem Krieg seine Verdienste hatte, davor aber verstrickt war in die unmenschlichen Machenschaften des Nazi-Regimes. Der Unterschied: Zuffenhausen diskutiert noch, Mössingen hat entschieden.
Und es ist gerade noch einmal gut gegangen. Wie peinlich wäre es gewesen, hätte eine Gemeinderatsmehrheit einen Rückzieher gemacht, nachdem sie vor gut einem Jahr erst den Wunsch der Schule nach einem anderen Namen unterstützt hat? Sind seither neue Erkenntnisse gekommen? Ja, aber keine, die Gottlieb Rühle entlastet hätten. Mögen seine Verdienste nach dem Krieg unbestritten sein, seine Verflechtungen mit dem Regime zuvor sind es auch. Und Relativierungen in der Form, dass alle anderen in so einer Position es auch gemacht haben, machen es nicht besser.
Und was für eine Brüskierung wäre es gewesen für die Schule, für die Lehrer und Eltern. Sie wollen einen anderen Namen, der Gemeinderat stimmt einer Namensänderung zu und fällt ihnen dann in den Rücken. Mehr Porzellan kann mit einer Abstimmung kaum zerschlagen werden.
Der Gipfel der Peinlichkeit wäre noch ein Rückzieher in geheimer Abstimmung gewesen. Das geht gar nicht. Warum geheim? Weil es ein »mit Emotionen beladenes Thema« ist? Weil es bei einem Teil der Bevölkerung vielleicht unpopulär ist? Nichts davon rechtfertigt eine geheime Abstimmung. Gerade bei schwierigen, kontrovers diskutierten Themen haben die Bürger einen Anspruch darauf, zu wissen, welche ihrer Vertreter wie abstimmen. Gemeinderäte, die sich an der Diskussion beteiligt haben, haben ihre Positionen doch bereits öffentlich gemacht. Warum also die schützen, die nichts gesagt haben? Die von weiten Teilen der FWV und CDU durchgesetzte Geheimniskrämerei ist vor allem eines: Feigheit vor dem Wähler. Und der Wählerin.