Kinder haften für ihre Eltern
Begonnen hatte der Abend mit der Verleihung der Nachhaltigkeitspreise an Studierende im Kupferbau. Drei Bachelor- und drei Master- beziehungsweise Diplomarbeiten wurden für die Auseinandersetzung mit den Themen Natur, Kultur oder Soziales ausgezeichnet. Wie Thomas Potthast vom Beirat für nachhaltige Entwicklung an der Uni Tübingen berichtet, betonte Landesbildungsministerin Theresia Bauer in ihrem Vortrag, dass Wissenschaft in ihrer ganzen Bandbreite benötigt werde. Früher seien einzelne Fächer für weniger wichtig erachtet worden. So sei die Bedeutung der Islamwissenschaften erst nach den Anschlägen aufs World Trade Center in New York wahrgenommen worden. Wichtig sei auch, dass der akademische Nachwuchs Perspektiven habe und dass die Politik keine Vorgaben darüber mache, was geforscht wird.Im Foyer vor dem Hörsaal geht der Markt der Möglichkeiten in Betrieb. »Kinder haften für ihre Eltern«, steht auf einem Plakat von Terre des Hommes. Es gibt Infos zu Projekten in armen Regionen. Ein Stand lädt zu Bioland-Häppchen ein. Nebenan gibt es eine Kleidertauschbörse, die bei Studenten gut ankommt. Pullis, T-Shirts und Hosen wechseln dort ihren Besitzer.
»Die Idee richtet sich gegen die Wegwerfgesellschaft«, erläutert Rena Junginger von Greening the University. Währenddessen starten an verschiedenen Orten in der Stadt Infoveranstaltungen und Mitmachaktionen. Beim Weltethos-Institut diskutieren Banker und Wissenschaftler über Geld. Im Stadtmuseum führt Elisabeth Odinius durch die Ausstellung zu »100 Jahre Naturfreunde Tübingen«. »Die Naturfreunde sind die Veteranen der Ökologie«, sagt sie. Auf der Neckarbrücke offenbart ein Blick durch die Wärmebildkamera, wo energetische Sanierung dem häuslichen Wärmeverlust abhelfen könnte.
Nicht viel Zeit zum Umsteuern
Die Nacht der Nachhaltigkeit brachte ihre Besucher mit unterschiedlichsten Ansätzen zum Nachdenken darüber, wie sich unser heutiges Leben und Handeln auf künftige Generationen auswirkt. Organisiert wurde sie von vier Institutionen, die von der Unesco-Weltdekade ausgezeichnet wurden: dem Umweltzentrum Tübingen, KlimAktiv, Climonomics und dem Verein Greening the University. Die Veranstaltung soll ausgewertet und ihr Konzept Nachahmern zur Verfügung gestellt werden, berichtet Manuel Haus vom Umweltzentrum.Zum Abschluss gab es die Fünf-vor-Zwölf-Rede von OB Boris Palmer. Der weltweite CO2-Ausstoß habe seit dem Jahr 2000 um fünfzig Prozent zugenommen. »Es gibt nicht mehr viel Zeit zum Umsteuern.« Eine positive Bilanz zieht er für Tübingen. Dort sei der CO2-Ausstoß durch zahlreiche Einzelentscheidungen von energetischer Sanierung über Carsharing bis hin zum Ökostrom in den letzten fünf bis sechs Jahren um mehr als zehn Prozent zurückgegangen. (GEA)

