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Nach Gerichtsurteil: Saisonstart am K'furter See

Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim hat den Bebauungsplan am Kirchentellinsfurter Baggersee für unwirksam erklärt. Die Vohrers starten mit gemischten Gefühlen am ersten Mai in die Saison mit ihrem Kiosk am See.

Vildana und Clemens Vohrer freuen sich auf die Saison am Baggersee. Sie blicken aber aufgrund des Gerichtsurteils mit gemischten
Vildana und Clemens Vohrer freuen sich auf die Saison am Baggersee. Sie blicken aber aufgrund des Gerichtsurteils mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Foto: Irmgard Walderich
Vildana und Clemens Vohrer freuen sich auf die Saison am Baggersee. Sie blicken aber aufgrund des Gerichtsurteils mit gemischten Gefühlen in die Zukunft.
Foto: Irmgard Walderich

KIRCHENTELLINSFURT. Die Liegewiese ist gemäht, die Tische und Bänke werden gerade aufgebaut. Die Sonne scheint warm von einem blauen Himmel. Und das soll auch die kommenden Tage so bleiben. Alles bereit also für einen perfekten Saisonstart der Vohrers am Kirchentellinsfurter Baggersee? Ganz so ist es nicht. Das Urteil des Mannheimer Verwaltungsgerichtshofs wirft seine Schatten auf das Geschehen am See. Der Bebauungsplan, auf dessen Grundlage die Vohrers ihren Betrieb errichtet haben, ist gekippt. Könnte sein, dass das die letzte Saison ist, befürchtet Vildana Vohrer. Die junge Familie würde das hart treffen: Ihre gesamte Geschäftsgrundlage wäre vernichtet. Aber soweit ist es noch lange nicht. Was das Gerichtsurteil konkret für die Zukunft des Kiosks am See bedeutet, wird sich erst noch zeigen. Alle warten nun gespannt auf die schriftliche Urteilsbegründung aus Mannheim.

Für die beide Gastronomen ist alles noch sehr unwirklich. Sie starten jetzt erst mal und hoffen, dass sie auch weiterhin eine Zukunft am See haben werden. »Wir haben noch kein Betriebsverbot«, sagt Clemens Vohrer. »Aktuell geht es jetzt darum, das Ding aufzumachen. Das hat oberste Priorität.« Die Gäste werden nichts vom juristische Streit im Hintergrund bemerken. Klar ist für die Vohrers aber auch, dass sie sich mit weiteren Investitionen oder Angeboten vorerst zurückhalten. »Wir machen jetzt nur noch das Nötigste.« Damit ist bis auf Weiteres die Idee, dem Kiosk ein Schattendach zu verschaffen, auf Eis gelegt. Auch die Bierbänke und Tische werden erstmal so bleiben. Das Ehepaar hatte eigentlich vor, bessere Sitzmöbel zu beschaffen.

Von einigen Angeboten haben sich die Vohrers schon früher verabschiedet: Jeden ersten Sonntag im Monat wollten sie ein Weißwurstfrühstück mit lokalen Musikvereinen anbieten. Da habe sich der Fischereiverein dagegen gewehrt. Auch der Stand-up-Paddle-Verleih wurde eingestellt. Ursprünglich waren auch mal Veranstaltungen am Baggersee-Ufer geplant. »Wir haben ganz viele Dinge gelassen«, sagt Clemens Vohrer.

Die Wiese ist gemäht, Tische und Bänke werden noch aufgestellt. Die Saison am Baggersee kann beginnen.
Die Wiese ist gemäht, Tische und Bänke werden noch aufgestellt. Die Saison am Baggersee kann beginnen. Foto: Irmgard Walderich
Die Wiese ist gemäht, Tische und Bänke werden noch aufgestellt. Die Saison am Baggersee kann beginnen.
Foto: Irmgard Walderich

Was bleibt ist der Kiosk, davor ein großer Kiesplatz für die Sitzplätze, daneben zwei Boule-Bahnen. Auch einen Sandstrand gibt es. Der ist allerdings so klein, dass es sich wohl eher um einen sandigen Einstiegsplatz am See handelt. Die Vohrers sorgen dafür, dass die Liegewiese ein Mal im Monat gemäht wird. Insgesamt 20 Mülleimer haben sie auf dem Areal verteilt. Jeder, der an den See kommt, kann auch die Toiletten kostenlos nutzen - egal, ob er etwas am Kiosk konsumiert hat oder nicht.

»Irgendjemand muss am Ende die Zeche bezahlen«

»Wir wollten hier etwas erschaffen, dass jedem die Möglichkeit gibt, einen tollen Sommer zu erleben«, erzählen die beiden. Ursprünglich sei der Plan gewesen, am Kirchentellinsfurter Baggersee eine Hütte zu errichten und Eis zu verkaufen. Das Paar bewarb sich bei der Gemeinde und rannte dort offene Türen ein. Im Mai 2022 wurde der Pachtvertrag geschlossen und für kurze Zeit sahen alle Beteiligten mit großer Zuversicht in die Zukunft. Das änderte sich allerdings rasch. Den ersten Streit gab es um den Sandstrand, den die Vohrers am Ufer aufschütten ließen. Im Frühling 2023 wurden sie vom Fischereiverein angezeigt, weil sie die Badeleiter aus Sicherheitsgründen entfernt hatten.

Der Rechtsstreit vor dem Mannheimer Verwaltungsgericht ist nur das dicke Ende einer längeren Entwicklung. Die Vohrers fürchten nun, dass sie im schlimmsten Fall ihren Betrieb zurückbauen müssen. »Irgendjemand muss am Ende die Zeche bezahlen«, davon ist Clemens Vohrer überzeugt.

Solange es keine schriftliche Urteilsbegründung gibt, will auch das Landratsamt Tübingen keine Auskunft darüber geben, ob der Bestand des Kiosks gefährdet ist. Die Erste Landesbeamtin Daniela Hüttig sagt nur soviel: »Wir wollen auch für die Vohrers, dass es weitergeht.« An den vorherigen Zustand, als der See und Parkplatz noch ein Treffpunkt der Stuttgarter Homo-Szene war, will jedenfalls niemand mehr zurück. (GEA)